Duisburg.. “Oh, wie süüüß“ ist wohl die häufigste menschliche Äußerung, die die kleine Namenlose in ihrem Leben gehört hat. Jetzt durfte die knapp drei Monate alte Jung-Tigerin erstmals ins Außengehege im Zoo – und war auf Anhieb eindeutiger Publikumsliebling.
Etwas tapsig waren die ersten Schritte unter freiem Himmel, mit großen Augen wurde die noch neue Welt erkundet – doch schon bald flogen ein paar Grasbüschel durch die Gegend. „Sie betätigt sich gärtnerisch“, kommentierte Dr. Jochen Reiter, wissenschaftlicher Leiter des Zoos, die ersten Demonstrationen künftiger Kraft.
1,5 Kilogramm brachte das sibirische Tigerchen bei der Geburt am 12. Mai auf die Waage: Jetzt dürften es schon 10 Kilo sein, weil das Jungtier seine Fleischportionen schon schmecken lässt.
Tiger-Mutter Gisa hat stets noch ein Auge auf ihr Kleines, während Vater El-Roi für sich bleiben muss – und wohl auch will. Er sei ein Eigenbrötler und lieber allein, erklärt Reiter.
Letzter Tiger-Nachwuchs kam 1994
Dass am Kaiserberg überhaupt Tiger-Nachwuchs ankam, war nicht unbedingt zu erwarten. Seit den 50er Jahren hatten dort zwar einige Dutzend Tigerchen das Licht der Welt erblickt, die letzte Geburt war allerdings 1994. Tiger und Tigerin müssen sich nämlich mögen, sonst geht nichts: „Die können sich manchmal nicht riechen“, so Reiter. Und El-Roi (seit 2004 im Zoo) bekam von Gisa (seit 1997 im Zoo) über lange Zeit viel Hiebe und keine Liebe.
Irgendwann muss es aber dann doch gefunkt haben. Nach dreieinhalb Monaten Tragzeit war die Kleine da, inzwischen ist sie geimpft und mit einem Chip-Implantat vor Missbrauch geschützt. Nur der Name fehlt noch, aber auch das hat seinen Grund.
Langfristige Tierpaten gesucht
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Der Zoo wünscht sich nämlich für das noch namenlose weibliche Jungtier einen langfristigen Tierpaten. Die Patenschaft kostet 2600 Euro pro Jahr, womit sich der Pate finanziell an der anspruchsvollen Pflege der Jung-Tigerin beteiligt. Ein Messingschild mit seinem Namen am Gehege erhält der Pate ebenso wie das Vorrecht, dem kleinen Tiger einen Namen zu geben. Der soll allerdings mit dem Ursprungslebensraum in Verbindung stehen und, so die Zoo-Vorgabe, „hübsch“ klingen.
Mit dieser Nachzucht hat der Zoo Anteil am Erhalt der stark bestandsbedrohten Sibirischen Tiger.
Nur noch 200 dieser Großkatzen leben in einem Schutzreservat im Amur-Ussuri-Gebiet an der Grenze zwischen Russlands Osten und China. Wilderei und Zerstörung von Lebensräumen haben ihnen den Garaus gemacht. In den Tiergärten der Welt leben inzwischen rund 1000 Tiere dieser bedrohten Art, eine „Reservepopulation“ angesichts der Entwicklung in freier Wildbahn.