Im Wald droht Gefahr durch Astbruch wegen Schneemassen
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Duisburg..
Sie sind die vergessenen Opfer dieses hartnäckigen Winters: die Bäume. Vor allem die jungen Exemplare knicken unter den Lasten des nassen, schweren Schnees buchstäblich ein. Es droht Gefahr durch Astbruch.
Wie ein Leichentuch legt sich die zentnerschwere, weiße Deckschicht auf die heranwachsenden Buchen – und droht sie zu erdrücken. Allein im Duisburger Wald erleiden derzeit 20 000 Jungexemplare dieses Schicksal. Ein Anblick, den Stefan Jeschke nur ganz schwer ertragen kann. „Da steckt mein Herzblut drin“, gesteht der Stadtförster. Aber er hofft, noch möglichst viele retten zu können.
Treffpunkt Zoo-Parkplatz an der Monning. Von hier aus bahnen wir uns mit einem Klein-Transporter den Weg durch den Wald. Der Allradantrieb sorgt auf den schneebedeckten Pfaden für zügiges Vorankommen. Das Thema „Astbruch“ ist auch hier in aller Munde, seit an den Weihnachtstagen in Gelsenkirchen eine Frau beim Spaziergang erschlagen wurde. Seitdem vergeht kein Tag, an dem nicht eindringlich von offizieller Seite vor einem Wald-Aufenthalt gewarnt wurde.
Viele Hundebesitzer unterwegs
Das scheint an diesem trüben Dezember-Nachmittag in Duisburg aber nicht wirklich zu interessieren. Vor allem viele Hunde-Besitzer sind mit ihren bellenden Begleitern unterwegs. Wir sind auf unserer Tour noch keinen Kilometer weit gekommen, da ist am Wegesrand das erste Opfer zu sehen: eine Weide. Ihre einst stolze Höhe von 15 Metern dehnt sich nun nur noch in der Horizontalen aus. Denn der 60 Jahre alte Baum ist gefallen. Der zerborstene Stamm ist ein Sinnbild der Naturgewalten, die hier am Werke waren. Und er hat die Aura eines Mahnmals, das seinen Betrachter inne halten lässt. „Ich bin seit 17 Jahren hier, aber so viele Schneedruckschäden habe ich noch nie erlebt“, so Jeschke.
Nächster Haltepunkt ist eine Kiefer. Deren Krone liegt zu Großteilen mitten auf dem Gehweg. Dieses Teilstück wiegt allein mehrere Zentner. Abgebrochen ist es unter der Last jener Schneeplatten, die sich gern auf den Häuptern von Nadelgehölzen bilden. „Wenn über 75 Prozent der Krone verloren sind, geht der Baum ein“, weiß Stadtförster Jeschke aus Erfahrung. „Deshalb werden wir ihn fällen.“ Wann? „Nicht sofort. Das müssen wir immer nur dann tun, wenn akute Gefahr droht.“ Und was geschieht mit der abgebrochenen Krone? Landet die in der Häckselmaschine? „Aber nein“, antwortet der 45-Jährige, „die ziehen wir in den Wald hinein. Sie dient dort dann den Tieren als Unterschlupf.“
Schnee drückt Bäume zu Boden
Weiter geht es zu einem von mehreren Abschnitten, in denen der Förster einst Jung-Buchen pflanzte. Sie sind nun zwei bis fünf Meter groß geworden und gerade einmal zehn Jahre alt – also noch im so genannten „Dickungsstadium“. Bislang wuchsen sie prächtig. Doch dann kamen die Schneemassen. Die drückten die Bäume zu Boden, als seien diese aus Gummi. „Wir gehen nun herum, befreien alle per Hand vom Schnee und versuchen, sie wieder aufzurichten“, so Jeschke. Er hofft zwar, dass bleibende Schäden so verhindert werden. Gewissheit hat er aber nicht.
Verschneite Weihnacht in Duisburg
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Das Areal mit den Douglasien (ein nordamerikanisches Nadelgehölz) sieht ähnlich schlimm aus. „Das ist eine Katastrophe“, sagt der Förster. Dabei meint er auch den wirtschaftlichen Schaden, der bei rund 15 000 Euro pro zerstörtem Hektar Wald liegt.
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