Duisburg. Zum ersten Mal fand die DGB-Kundgebung zum 1. Mai in der Duisburger Innenstadt statt. Das waren die zentralen Forderungen der Gewerkschaft.

Der 1. Mai ist eine Traditionsveranstaltung. Diesmal fand die Kundgebung erstmals in der Duisburger Innenstadt und nicht im Landschaftspark statt. Zwischen Wahlkampf, Krieg, Ausbildung und Inflation bewegten sich die Themen der diesjährigen Veranstaltung.

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Eine große Gruppe von über 200 Menschen hatte sich bereits um 11.30 Uhr am Bahnhof versammelt und zog mit Schildern und Fähnchen Richtung Bühne, die zwischen City-Palais und Forum aufgebaut war. Neben Spielmöglichkeiten für die Kinder und Infoständen der Gewerkschaften konnten einige Zeit nach der Veranstaltung die Besucher bei Bier und Currywurst entspannen und dem Essener Liedermacher Stoppok zuhören.

Veranstaltung in der Duisburger Innenstadt unter dem Motto „Die Zukunft gemeinsam gestalten“

Rund 1000 Teilnehmer waren am Sonntag in der Duisburger Innenstadt unterwegs.
Rund 1000 Teilnehmer waren am Sonntag in der Duisburger Innenstadt unterwegs. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Die Zukunft gemeinsam gestalten“, war das diesjährige Motto. Und die aktuelle Situation durch Corona, Krieg und der bevorstehenden Wahl in Nordrhein-Westfalen bot ein großes Themenspektrum. SPD-Bundestagsabgeordneter Mahmut Özdemir, der vor der Bühne stand, nutzte die Gelegenheit direkt für seine Partei und hielt ein Schild hoch „Am 15. Mai SPD wählen“. Die Rednerinnen auf der Bühne waren da etwas diskreter, forderten lediglich mit Nachdruck die Bürgerinnen und Bürger auf, sich einzumischen und auf jeden Fall zur Wahl zu gehen.

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Politiker, Gewerkschaftsverbände, aber auch Arbeitgeber waren zu der Veranstaltung gekommen. Besonders begrüßt wurde die Duisburgerin Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages. Angelika Wagner, DGB-Regionsgeschäftsführerin aus Duisburg, eröffnete die Reden. Die Menschen aus der Stadt zeigten wieder einmal, dass sie zusammenstehen. Viele hätten ukrainischen Flüchtlingen Unterkunft gegeben, sie hätten gespendet und geholfen. „Das ist gelebte Solidarität.“

1000 Teilnehmer – viele haben Schilder dabei mit „Nie wieder Krieg“

Mit dem Satz „Die Waffen nieder“, traf sie den Nerv der diesjährigen Veranstaltung. Viele der nach Polizeiangaben 1000 Demonstranten waren mit Schildern gekommen „Krieg löst keine Probleme! Aufrüstung schafft neue“ oder „Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg.“ Aber natürlich stand auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt am Tag der Arbeit im Mittelpunkt.

Irene Schulz, Hauptvorstand der IG Metall, erinnerte an einen Satz von Willy Brandt: „Solidarität ist unsere DNA.“
Irene Schulz, Hauptvorstand der IG Metall, erinnerte an einen Satz von Willy Brandt: „Solidarität ist unsere DNA.“ © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Hauptrednerin Irene Schulz vom Hauptvorstand IG Metall erinnerte an den Satz von Willy Brandt: Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts. „Solidarität ist unsere DNA“ betonte sie. „Duisburg hat nicht nur ein Herz aus Stahl, es hat auch ein blau-gelbes Herz für Ukrainer.“ Auch wenn es umstritten sei: Deutschland müsse die Ukraine jetzt unterstützen, aber es sei ein schmaler Grat. „Deutschland darf niemals Kriegspartei werden.“ Den Rüstungsetat zu erhöhen, lehnt die Gewerkschaft ab. Es müsse auch immer Raum für Diplomatie bleiben.

Gewerkschaft zur Lage am Ausbildungsmarkt: „190.000 junge Menschen sind unversorgt“

Auch auf die aktuellen innenpolitischen Probleme ging sie ein. Die Inflation belaste viele Menschen schwer. Das Entlastungspaket sei richtig, es reiche aber nicht. Sie wetterte gegen die Spekulanten, die die Krise zurzeit „schamlos ausnutzen. Wir müssen ihnen das Handwerk legen.“ Unerträglich sei auch, dass die Azubi-Verträge auf einem Tiefpunkt sind. „Es gibt 190.000 junge Menschen, die unversorgt sind. Sonntags den Fachkräftemangel zu beklagen und montags aus dem Tarifvertrag auszusteigen, ist Heuchelei“, rief sie den Besuchern zu.

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Nach wie vor gebe es in Duisburg 4000 Langzeitarbeitslose, erklärte Angelika Wagner. Corona sei zum Anlass genommen worden, dass die Leiharbeit wieder ansteige. Es komme aber auf gute Bezahlung, gerechte Verteilung, ausreichende Ausbildungsplätze und vernünftige Bildung an.

Da legte auch Manja Schnetgöke von der DGB-Jugend den Finger in die Wunde. „Es wurden Arbeitsplätze abgebaut und es hat noch nie so wenige Ausbildungsplätze gegeben. Arbeitgeber müssen auch Jugendliche mit Ausbildungsrückständen aufnehmen.“ Es müsse eine umlagenfinanzierte Garantie für Ausbildungsplätze geben. Die altbekannten DGB-Themen wurden um die Auswirkungen durch Corona und den Krieg erweitert.

>> TAG DER ARBEIT HAT EINE LANGE TRADITION

  • Der Tag der Arbeit hat seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten. Dort streikten am 1. Mai 1886 circa 400.000 Arbeiter in unterschiedlichen Städten für einen Acht-Stunden-Tag. In vielen Ländern Europas wurde der Kampftag übernommen und ist zum Beispiel auch in Österreich, Belgien und der Schweiz ein gesetzlicher Feiertag.
  • In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der 1. Mai ab 1933 zum gesetzlichen Feiertag. Bereits einen Tag danach schalteten die Nationalsozialisten die Gewerkschaften gleich, Gewerkschaftshäuser wurden gestürmt und die Vermögen beschlagnahmt. In Nordrhein-Westfalen wird der 1. Mai als „Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde“ begangen.

Bilder von der Demonstration und von der Kundgebung finden Sie hier