Duisburg. Immer wieder werden stattliche Kois im Duisburger Innenhafen gesichtet. Wie kommen die japanischen Zierfische eigentlich dorthin? Eine Spurensuche.

"Guck mal, wie groß der ist!" Eine kleine Gruppe Spaziergänger steht auf der schwimmenden Pontonbrücke im Innenhafen und blickt ins Wasser. "Das ist ein Koi!", stellt einer von ihnen verblüfft fest. Und tatsächlich: Auch der Laie kann sie anhand ihrer typischen Bartfäden leicht als solche identifizieren. Vier große Kois sind dicht unter der Wasseroberfläche gut zu erkennen - der eine schwarz-orange, zwei mit weißer Grundfarbe und schwarz-rötlicher Musterung, ein besonders stattliches Exemplar leuchtend-orange. "Da sind mindestens zehn Stück drin", ruft ein Radler im Vorbeifahren rüber. "Die sind sehr schön!" Aber wie kommen die japanischen Zierfische eigentlich in den Duisburger Innenhafen? Wurden sie klammheimlich ausgesetzt? Und wie lange sind sie schon dort? Fragen über Fragen. Eine Suche nach Antworten.

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Wir beginnen unsere Spurensuche bei der Stadt. Die verweist sofort an die Wirtschaftsbetriebe, die für die Wasserflächen im Innenhafen zuständig sind. "Wie die Kois in den Innenhafen kommen, wissen wir auch nicht genau", sagt aber Sprecherin Silke Kersken. "Wir vermuten, dass sie ausgesetzt wurden und sich dann vermehrt haben. Wir haben die jedenfalls nicht da rein gesetzt." Auch wie lange sich die auffälligen Fische schon im Hafenbecken tummeln, vermag sie nicht zu sagen. 2012 habe es die erste Meldung von Bürgern gegeben. Seit mindestens vier Jahren also...

Die ersten Koi sind schon lange da

Vielleicht weiß ja die City-Managerin genaueres, schließlich hat sie jahrelange Innenhafen-Erfahrung. Und in der Tat: "Die ersten Kois sind schon lange da", sagt Dagmar Bungardt. Schon kurz nach dem Umbau des Innenhafens, etwa um das Jahr 2000, seien die ersten ihrer Art dort ausgesetzt worden. "Teilweise von uns", bringt Bungardt Licht ins Dunkel, und meint damit die frühere Innenhafen-Entwicklungsgesellschaft, die vor über 20 Jahren den Wandel des 89 Hektar großen Areals vom "Brotkorb des Ruhrgebiets" zum schicken Stadtquartier einläutete und für die die heutige City-Managerin selbst tätig war.

Und was hat sich die Entwicklungsgesellschaft dabei gedacht? Wollte sie vielleicht einen schillernden Blickfang für die Besucher schaffen? "Nein", sagt Bungardt, das sei nur ein netter Nebeneffekt. Es habe vielmehr mit dem Gesamtgefüge des Innenhafens zu tun. Genaueres weiß aber auch sie nicht. Da muss wohl ein Fischexperte her.

Nachgezüchtete Koi sind relativ robust

Rainer Langwald kennt sich mit Fischen aus. Seit 18 Jahren betreibt er eine Fischzucht in Wehofen, hat auch Kois im Angebot. Er weiß von denen im Innenhafen, hat sie dort auch selbst schon gesehen. "Ich kann mir vorstellen, dass sie bewusst ins Hafenbecken gesetzt wurden, damit es im Sommer nicht zu einer Mückenplage kommt", vermutet er. Denn die Tiere fressen Insektenlarven, Wasserflöhe, Schnecken und andere Kleinlebewesen, kurz: "Alles was da kreucht und fleucht."

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Bei den Kois im Innenhafen handle es sich sicherlich um europäische Nachzuchten. Das erkennt der Experte unter anderem an ihrem Aussehen. "Sie haben eine Größe von 50 bis 60 Zentimetern, sind relativ robust und haben sich an unsere klimatischen Bedingungen gut angepasst", sagt Langwald. So kämen sie beispielsweise auch mit hohen und tiefen Temperaturen gut zurecht - solange das Gewässer groß und stellenweise tief genug sei. Ein stattliches Alter von 30 bis 35 Jahre könnten sie erreichen. Ein weiterer Vorteil der bunten Karpfen gegenüber anderen Fischen: "Kois sehen schicker aus."

Die Exemplare im Innenhafen seien aber keine wertvollen Fische. Die Kriterien, nach denen Kois klassifiziert werden, seien etwa die Körperform und die Leuchtkraft sowie Aufteilung der Farben. "Die im Innenhafen sind Standard-Fische", so Langwald. Für viele Spaziergänger sind sie trotzdem eine kleine Attraktion.