Duisburg. Herrliche Erinnerungen an alte Zeiten: Warum das Buch „Die Gelenk-Straßenbahnen in Duisburg“ von Winfried Roth und Wolfgang Nyga begeistert.
Winfried Roth ist ein absoluter Straßenbahn-Fan. Besonders die Geschichte der Bahnen seiner Heimatstadt Duisburg hat es dem 67-jährigen Kaufmann für Materialwirtschaft angetan. Jetzt gibt es, gerade rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest, ein hochinteressantes Buch über die Geschichte der Duisburger Gelenk-Straßenbahnen ab dem Jahr 1926 bis zur Aufnahme des U-Bahn-Betriebes.
Der Band „Die Gelenk-Straßenbahnen in Duisburg“ befasst sich in der Hauptsache mit dieser Straßenbahn-Variante, die die aus mehreren mit Gelenken beweglich miteinander verbundenen Wagenkästen besteht. Sie hatte gerade in Duisburg eine große Tradition und war in dieser Vielfalt weitgehend einmalig.
Buch über Duisburger Gelenk-Straßenbahnen weckt Erinnerungen an alte Zeiten
Das 220 Seiten starke Buch enthält rund 760 Fotos. Dazu gehören zudem akribisch genaue Zeichnungen der verschiedenen Wagen-Typen. Tabellen mit den technischen Daten und Angaben über den jeweiligen Streckenverlauf der Linien, auf denen die zu ihrer Zeit hochmodernen Gelenkbahnen eingesetzt wurden, nehmen ebenfalls großen Raum ein. Der auf diese Art reichbebilderte Band ist nicht nur für Technikbegeisterte interessant. Die Fotos, die die Bahnen im Stadtgebiet im Einsatz zeigen, lassen auch ein Stück Stadtgeschichte wieder lebendig werden.
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Winfried Roth ist nicht alleine der Macher des Buches. Mit Wolfgang Nyga hat er einen „Gleichgesinnten“ gefunden, der über einen großen Schatz an alten Straßenbahn-Fotos verfügt. Diese hat Nyga vor der Vernichtung gerettet, ein Glücksfall für das nun fertiggestellte Buchprojekt. Dazu kam, dass der Essener bereits selbst Bücher zu ähnlich gelagerten Themenbereichen veröffentlicht hat.
Umfangreiches Archiv mit technischen Daten
„Wir haben uns in Internetforen kennengelernt, die Straßen- und Eisenbahnen zum Thema haben. Da ist nach und nach die Idee zu dem Buch entstanden.“ Dabei erwies sich als vorteilhaft, dass Winfried Roth nicht nur selbst seit dem Beginn der 1970er-Jahre mit Leidenschaft Eisenbahn-Loks und Straßenbahnen fotografiert hat, sondern auch selbst über ein umfangreiches Archiv mit technischen Daten gerade auch zum Thema Straßenbahnen verfügt.
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„Das habe ich mir selbst aus Zeitschriften, Büchern und sonstigen Veröffentlichungen zusammengestellt. Da ist im Laufe der Zeit schon eine Menge zusammengekommen“, so der gebürtige Walsumer. Aus seinen Informationen hat er den Schluss ziehen können, dass „kein anderes Verkehrsunternehmen soviel unterschiedliche Gelenkwagen-Typen vorweisen kann“.
Pferdestraßenbahnen gab es in Duisburg bereits im Jahr 1881 auf der Linie zwischen den Bahnhöfen in Duisburg und Ruhrort. Die DVG gab es damals noch nicht. Betreiber war die Dortmunder „Deutsche Local- und Straßenbahn-Gesellschaft“, die damals allerdings schon einen Betriebshof an der Mülheimer Straße hatte. Elektrisch wurde es erstmalig im November 1897, als diese neue Technik auf der Strecke zwischen Kuhtor und der Monning zum Tragen kam.
Das Kapitel der Gelenk-Straßenbahnen wurde 1926 aufgeschlagen
Das Kapitel der Gelenk-Straßenbahnen wurde 1926 aufgeschlagen, als die Duisburger Straßenbahnen GmbH von der Eisenbahn- und Brückenbaufirma Harkort zwei sechsachsige Gelenktriebwagen erhielt. Gedacht waren die Wagen für die Überlandlinie, die zwischen Duisburg und Düsseldorf Fahrgäste beförderte.
Dazu kam es aber nie, die „Harkort-Wagen wurden vornehmlich auf der damaligen Linie 8 eingesetzt, bevor sie nach deren Einstellung weiter als Partybahnen gut gelaunte Fahrgäste über das Duisburger Schienennetz transportierten. Die offensichtlich letzte der beiden Nostalgiebahnen – eine ist 1983 bei einem Brand im Betriebshof Grunewald total zerstört worden – auf einem Hotel-Areal in Norwegen einer neuen Bestimmung übergeben worden und dient dort als Café.
Auch zu dem Mitte der 1950er-Jahre großangelegten Umbauprogramm der Duisburger Verkehrsgesellschaft bietet das Buch interessante Informationen. „Das war deutschlandweit schon einmalig“, erläuterte der Autor, der nicht ohne Anerkennung ergänzte: „Die DVG war schon eine große Bastelstube.“
Da Neubaufahrzeuge recht teuer waren, aber zahlreiche der zweiachsigen Triebwagen und Anhänger erst wenige Jahre alt waren, fügte man in der Düsseldorfer Waggonfabrik beide Teile durch Einführen schwebender Mittelteile zu Gelenk-Bahnen zusammen. 1992 wurde die U-Bahnstrecke im Stadtgebiet in Betrieb genommen, das bedeutete das endgültige Aus der rein oberirdischen Bahnen und somit auch dieser Gelenk-Straßenbahnen.
>> Buch über Gelenk-Straßenbahnen in Duisburg mit rund 760 Fotos
- Das Buch „Gelenk-Straßenbahnen in Duisburg“ ist im Wolfgang-Nyga-Verlag erschienen und kostet 39,90 Euro. ISBN: 978-3-00-070519-9.
- Der Band hat 224 Seiten und enthält rund 760 Fotos.