Duisburg. Rolf Beckmann macht als letzter Zeitzeuge nun keine Führungen mehr im Landschaftspark Duisburg-Nord. Warum er dem Park trotzdem erhalten bleibt.
„Meine zweite Heimat“. So nennt Rolf Beckmann den Landschaftspark Duisburg-Nord, und kann deswegen auch keinen speziellen Ort im Industriepark als Lieblingsort herauspicken – zu groß ist die Liebe für den Park als Gesamtkunstwerk. Über 60 Jahre „Geländezugehörigkeit“ hat der Oberhausener vorzuweisen, 37 davon als Bautechniker und Konstrukteur bei Thyssen.
Seit 1999 führte Rolf Beckmann dann rund 30.000 Besucher als Gästeführer durch das Industriedenkmal, das er kennt wie seine Westentasche, seit 17 Jahren ist er der Sprecher der Ehrenamtler. „Wenn bei uns was anliegt, geh’ ich zum Chef“, sagt er, und meint damit Landschaftspark-Geschäftsführer Ralf Winkels. Mit den Führungen ist für den Rentner jetzt Schluss – mit seiner Tätigkeit im Landschaftspark aber noch lange nicht.
Letzter Zeitzeuge baut im Duisburger Landschaftspark ein Museum auf
„Die rote Bude da hab ich auch gebaut“, sagt Beckmann und zeigt auf die Messwarte gleich neben dem Gasometer. Im Landschaftspark gibt es kaum ein Gebäude, zu dem Beckmann keine Anekdoten erzählen kann. Seine 37 Berufsjahre bei Thyssen haben ihn viel herumgeführt, zum Beispiel nach Altena. „Da haben sie noch in den Bach gemacht“, erinnert er sich grinsend, als Toilette diente bloß ein Loch im Wellblech. Gefragt nach seinem Alter verweist der Thyssen-Veteran mit schelmischem Grinsen auf den Datenschutz – und verrät dann, dass er 87 Jahre alt ist.
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Auch wenn die Gästeführungen für Rolf Beckmann der Vergangenheit angehören: Für den Oberhausener gibt es im Landschaftspark noch genug zu tun. Zusammen mit einem Ehrenamtskollegen verwaltet er ein gewaltiges Archiv mit unzähligen Zeitdokumenten, jeden Dienstag wird in einer Messwarte gemeinsam Kaffee getrunken und ein Museum in der ehemaligen Gasreinigung wollen die Ehrenamtler im Herbst für die Besucher öffnen.
Werkzeuge und Maschinen in der alten Gasreinigung
Woher diese Energie kommt? „Als Rentner hat man Hobbies, dazu gehört halt auch der Landschaftspark“, erklärt Beckmann ganz simpel, genauso wie der Hallenfußball übrigens. „Aber nur mit alten Herren“, ergänzt er fast entschuldigend.
Durch das Gebäude der Gasreinigung, wo bald das Museum eröffnen soll, pfeift ein eisiger Wind, „da müssen noch neue Scheiben rein“, sagt Rolf Beckmann und zeigt dann, was sich die Besucher bald schon anschauen können: Haufenweise Werkzeuge, einen silbernen Schutzanzug der Hüttenwerker – und das Gebäude selbst, mit seinen beeindruckenden Turbinen.
Das kollektive Gedächtnis des Landschaftsparks
Zum Abschluss präsentiert der Rentner noch die „Einblasbühne“ direkt unter dem bekannten Hochofen fünf, bei jeder Führung habe er hier eine Viertelstunde erzählt, und Erzählen, das kann Rolf Beckmann. Seine Begeisterung ist in jedem Satz greifbar, auch, weil der Experte im Präsens von den technischen Finessen des Parks erzählt. So als produziere die Anlage noch heute glühende Stahlbrammen.
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Mit Rolf Beckmann beendet der letzte „aktive Zeitzeuge“ seine Tätigkeit als Gästeführer im Landschaftspark. Seine Expertise und Leidenschaft bleiben dem Industriedenkmal zum Glück trotzdem erhalten. Denn Rolf Beckmann, das ist klar ersichtlich, ist das menschgewordene Gedächtnis des Landschaftsparks.
>> Vom Hubschrauberlandeplatz bis zur Lkw-Waage: Die Thyssen-Karriere von Rolf Beckmann
- Rolf Beckmanns Arbeit bei Thyssen führte ihn von Standorten in Hamborn und Ruhrort über den Duisburger Süden und Oberhausen bis nach Altena und Meiderich.
- Als Konstrukteur und Planer war er unter anderem am Bau der großen Klärbecken im Landschaftspark beteiligt, außerdem half er beim Bau eines Hubschrauberlandeplatzes und der großen Lkw-Waage.