Duisburg. Die DVV hat per Studie die Idealvorstellung einer Stadt von Morgen für Menschen unter 30 erforscht. Wie junge Menschen Duisburg verändern wollen.

Wie stellen sich Duisburger unter 30 Jahren ihre Stadt von Morgen vor? Dieser Frage ist die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) mit der Studie #duisburgvonmorgen nachgegangen. Genau genommen haben die Marktforschungsagentur Forsa und die Düsseldorfer Beratungsagentur Deekeling sogar die Wünsche und Vorstellung dieser Altersgruppe in allen NRW-Großstädten mit einer repräsentativen Studie erforscht. 1004 Personen waren Teil der Umfrage, davon 402 Menschen aus der Altersgruppe 16 bis 29 Jahre.

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Die Ergebnisse wurden dann auf den Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung hochgerechnet – und so wurde ein repräsentatives Ergebnis erzeugt. 49 Duisburger unter 30 haben diese Resultate dann in Workshops diskutiert. Die Zusammenfassung dieser Diskussionen veröffentlicht die DVV gemeinsam mit den Erkenntnissen aus ganz NRW. Doch was wünschen sich die jungen Duisburger denn nun von ihrer Stadt?

Klimaschutz ist jungen Duisburgern am wichtigsten

Wichtigstes Thema für Duisburg, wie auch für ihre Altersgenossen in ganz NRW, ist der Umwelt- und Klimaschutz. Dort sind viele schon aktiv, erzählten sie in den Workshops, entweder politisch oder im Alltag mit dem Fahrrad und veganer Ernährung. Andere wiederum würden gerne mehr tun, aber nur wenn die umweltverträgliche Lebensweise auch erschwinglich wird – gemeint sind niedrigere Preise für den ÖPNV und billigere Bioprodukte.

Auf Reisen mit dem Flugzeug hingegen wollen weniger als die Hälfte der NRW-Jugendlichen verzichten, auch in Duisburg sind die Teilnehmer davon nicht angetan. „Reisen ist gerade für jüngere Menschen wichtig, um andere Kulturen kennenzulernen“, gab eine Teilnehmerin zu Protokoll, und „so lange Fliegen so günstig ist, wird sich nichts ändern“, glaubte ein Duisburger. Stattdessen wünschen sich die Teilnehmer, dass Duisburg „der erste Standort für grünen Stahl“ wird und dass der Klimaschutz ein positiveres Image bekommt – mit weniger Verboten und mehr Tipps zum umweltbewussten Handeln.

Junge Duisburger würden ÖPNV nutzen – wenn er billiger wäre

Mit Blick auf die Mobilität in NRW-Großstädten waren die Werte aus NRW und die Stimmen aus den Duisburger Workshops sehr ähnlich. Die jungen Duisburger wünschen sich eine bessere Radinfrastruktur und weniger Fokus aufs Auto, genau wie günstigere Tickets für den ÖPNV und eine zentrale Anlaufstelle für die vielen Sharingangebote – etwa eine App, über die sich Autos, E-Scooter und Ähnliches verwalten lassen.

Weil die DVV mit der DVG am Tag im Schnitt 170.000 Menschen in Duisburg befördert, dürfte der Auftraggeber der Studie besonders an den Jugendforderungen an den Nahverkehr interessiert sein. Viele Duisburger unter 30 wollen zum Beispiel „mit autofreien Zonen Leben schaffen“, mit Bars, Cafés und Ähnlichem. Davon sind aber nicht alle überzeugt – und möchten stattdessen lieber mehr Tempo-30-Zonen mit intelligenten Ampelschaltungen.

Zum ÖPNV selbst bemängeln die jugendlichen Duisburger etwa die schlechte Anbindung einiger Stadtteile, etwa im Duisburger Süden. Außerdem seien die Abo-Tickets für viele Kunden zu teuer. Auf lange Sicht hoffen die Duisburger darauf, dass der ÖPNV – gerade in der Metropole Ruhr – städteübergreifend organisiert wird, statt wie bisher Kleinstaaterei zu betreiben. Das spielt ihrem Wunsch nach einer Mobilitäts-App für alle Verkehrsmittel in die Hände.

U 30-Duisburger loben die Mentalität in ihrer Stadt

Im großen Themenfeld „Leben und Arbeiten“ zeigt sich in Duisburg eine geteilte Meinung über die Wahl, später in Duisburg zu bleiben oder wegzuziehen – im quantitativen Teil der Studie waren dagegen auffällig viele Befragte sehr in der Heimat verwurzelt. Grund für das Duisburger Ergebnis könnten die Herausforderungen der Stadt Duisburg sein, die die Jugendlichen ausgemacht haben. Dazu zählen für die Duisburger unter anderem eine bessere digitale Ausstattung für Schulen, attraktivere Freizeitangebote im Vergleich zu anderen Ruhrgebietsstädten und die Anwerbung neuer Unternehmen und Start-ups.

Lob für die Stadt an Rhein und Ruhr gab es dagegen wegen der offenen Herzlichkeit ihrer Bewohner („Duisburg-Mentalität“) und aufgrund ihrer kulturellen Vielfalt. Trotzdem verschlossen die Workshopteilnehmer ihre Augen nicht vor den Problemen Duisburgs: Problemviertel und ein extremes, soziales Gefälle zwischen verschiedenen Bezirken. Deswegen wünschen sich die jungen Duisburger auch, was die Stadt mit halbgaren Slogans seit einiger Zeit zu erreichen versucht: ein positiveres Bild von Duisburg.

Das Fazit der DVV

Die DVV zieht aus der Studie vor allem eine Erkenntnis: Dass die Transformation zur Klimaneutralität ein wichtiger Punkt ist, wenn auch die jungen Generationen ein positives Bild ihrer Stadt haben sollen. Allerdings, das merkt die DVV an, könne sie dieses ehrgeizige Ziel nicht alleine erreichen: „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“

Die Ergebnisse der Studie können auf vielen Kanälen im Detail eingesehen werden. Das geht zum Beispiel auf der Webseite duisburgvonmorgen.de, auf Facebook und Instagram jeweils unter dem Schlagwort „duisburgvonmorgen“ und im bewegten Bild auf youtube.com.

>> DAS IST FORSA

  • Die „Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH“, so ihr voller Name, ist eines der wichtigsten Markt- und Meinungsforschungsinstitute der Bundesrepublik.
  • Die Gesellschaft wurde 1984 gegründet.