Duisburg. Mustafa Zekirov zeigt mit „Der Koffer meines Großvaters Zeko“ ein berührendes Stück über Roma. Lyrik und Erlebtes machen die Probleme greifbar.

Ein Koffer ist ein praktisches Ding, in den man bei einer Reise die notwendigsten Dinge packt. Er kann aber auch Aufbewahrungsort für Erinnerungen sein. Von einem solchen Koffer erzählt Mustafa Zekirov in seinem Stück „Der Koffer meines Großvaters Zeko“. Im Ruhrorter „Lokal Harmonie“ feierte es Premiere. Es gibt weitere Aufführungen, auch am Freitag- (17. September) und Samstagabend (18. September).

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Mustafa Zekirov ist Schauspieler, Sänger, Musiker und letztlich auch Kulturpädagoge. Und er ist Roma. Wenn er vom Schmerz und von den Freuden des Lebens spricht, dann gehen die ganz spezifischen Erfahrungen seines Volkes in seine Reflektionen ein. Sein Ein-Personen-Stück ist eine Mischung aus Erlebtem, Lyrik und Texten anderer Autoren in Deutsch oder Romanes. Das vielleicht verblüffendste Zitat stammt von Günter Grass, der in den Roma „geborene Europäer“ sieht, weil sie ständig Grenzen überschreiten, ja sogar für ein grenzenloses Europa stehen.

Intimer, reflektierter Abend in Duisburg-Ruhrort

Roma, stellt Zekirov auf der Bühne fest, gibt es auf allen Erdteilen und überall hat man ihnen andere Namen gegeben. Die Griechen nannten sie zuerst Athinganoi (Unberührbare), bei anderen Völkern heißen sie Tattare, Gypsies, Gitanos oder Zigeuner. Aber niemand habe sie gefragt, wie sie sich selber nennen. „Ganz einfach Roma“, gibt Zekirov mit einem Blick die Antwort, in dem sich ungläubiges Staunen und Schmerz mischen.

Es ist diese Überlagerung von widersprüchlichen Gefühlen, die dem Abend Dichte und Emotionalität gibt. Zekirov verleiht dem Abend einen intimen Charakter.

Er verwandelt sich in seinen Großvater, der das Glück über die Geburt des Enkels kaum fassen kann. Und er zeigt den alten Mann, wie er sich eine erfahrene Beleidigung mit schweren Schritten von der Seele tanzt. Dann wieder wechselt er zu eigenen Erfahrungen, berichtet von seinen Tourneen mit dem vielfach preisgekrönten Roma-Theater „Pralipe“. Shakespeares „Romeo und Julia“ habe man gespielt, erinnert er sich. Nach der Aufführung habe ein begeistertes Ehepaar gefragt, in welcher Sprache man denn gespielt hätte. Kopfschüttelnd beschrieb er die Abscheu des Paars, als es begriff, dass die Sprache Romanes war. „Also eine Zigeuner-Show“, war ihr entsetzter Aufschrei.

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Zekirov spielt solche Momente beinahe ruhig aus, zeigt Verletzungen und Kopfschütteln, wird aber nie verbittert. Auch wenn das Ende ein bisschen unerwartet kam, Zekirov und seinem Regisseur Rahim Burhan, ebenfalls langjähriges Pralipe-Mitglied, ist ein dichter Abend gelungen.

Das Publikum aus Roma-Community und Deutschen, sparte nicht mit Beifall. Die nächste Aufführung ist am Samstag, 18. September, um 20 Uhr im Lokal Harmonie. Weitere Aufführungen gibt es im November. Auftrittsorte und alle weiteren Infos unter www.lokal-harmonie.de.