Duisburg. Darmkrebs ist heilbar, wenn er früh erkannt wird. Das sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen bei der Telefonaktion der Sana-Chefärzte.
Öffentliche Informationsveranstaltungen sind derzeit nicht möglich, deshalb sind Telefonsprechstunden zu medizinischen Themen ein beliebtes Format. Gefragt war deshalb bei den Duisburgern die Expertise der drei Sana-Chefärzte, die anlässlich des Darmkrebsmonats März zwei Stunden lang Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland gaben.
Die Vorsorge und die Mahnung, trotz der Corona-Pandemie die Untersuchung machen zu lassen, die eine Früherkennung der Krankheit möglich zu machen, stellen die Fachärzte in den Mittelpunkt. „Rechtzeitig erkannt, gibt es gute Heilungschancen“, betonen Prof. Dr. Stefan Hosch, Dr. Jan Sebastian Balleisen und Dr. Wolfgang Nitz. Die Angst vor einer Covid-Infektion hält dennoch viele zurück, wie die vielen Fragen nach den Risiken eines Arztbesuches zeigen.
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Duisburger Sana-Chefärzte: Besuch in der Klinik ist auch in der Pandemie sicher
„Die Klinik ist sicher“, lautet die Botschaft. Dabei: Die Vorsorgeuntersuchungen, und falls nötig Darmspiegelungen, werden in den meisten Fällen in den Praxen der niedergelassenen Fachärzte vorgenommen. Empfohlen wird eine Spiegelung ab dem 55. Lebensjahr, dann übernehmen die Krankenkassen die Kosten.
Bei familiärer Vorbelastung rechtzeitig mit der Vorsorge beginnen
Klinikaufenthalte sind erst dann nötig, wenn bei einer Spiegelung Polypen festgestellt wurden, aus den sich später ein Tumor entwickeln kann. „Wenn Polypen entfernt wurden, ist eine erneute Darmspiegelung nach drei bis vier Jahren angeraten“, erklären die Experten. Akute Symptome, wie anhaltende Verdauungsprobleme oder Blut im Stuhl sind Alarmzeichen, bei denen eine Abklärung dringend erforderlich ist. Sie können auf eine Tumorentwicklung hindeuten. Auch bei familiärer Vorbelastung raten die Ärzte dringend, beizeiten mit der Vorsorge zu beginnen.
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Darf eine Darmspiegelung nach Operationen oder Bestrahlungen durchgeführt werden? Grundsätzlich ja, lautet die Antwort, es ist jedoch abhängig vom Einzelfall, der eine Abklärung erfordert. In jedem Fall sollte nach entzündlichen Prozessen im Darm wie einer Divertikulitis eine Anschlusskontrolle erfolgen.
Premiere: Vorsorge für Mitarbeitende im Ev. Klinikum Niederrhein
„Es gibt viele Phobien, doch nur eine ist tödlich.“ Mit diesem Satz warnen die Viszeralchirurgen des Ev. Klinikums Niederrhein vor „Präventiophobie“, der Angst vor Vorsorge. „Die schlechtesten Patienten sind oft die mit dem weißen Kittel“, sagt Prof. Dr. Daniel Vallböhmer, der mit Prof. Dr. Valentin Fuhrmann (beide Fahrner Krankenhaus), Prof. Dr. Dietmar Simon, Prof. Dr. Abdurrahman Sagir (beide Bethesda) und Priv. Doz. Dr. Edmund Purucker (Ev. Krankenhaus Dinslaken) erstmals eine Darmkrebsvorsorge für die Mitarbeitenden des Klinik-Verbundes organisiert hat. Die Aktion angestoßen hat das Betriebliche Gesundheitsmanagement, dass es seit kurzem am EVKLN gibt.
Als Motivationshilfe gibt’s ein Video des Comedyduos Thekentratsch im Klinik-Intranet. Kooperationspartner ist das Dinslakener Labor Care Diagnostics, es schickt nach Anmeldung über das Intranet Testkits nach Hause und übernimmt die Analyse der Proben. „Wer möchte, kann bei Auffälligkeiten eine Spiegelung hier im Haus vornehmen lassen“, erklärt Vallböhmer, „wer das nicht möchte, kann in eine andere Klinik oder zu einem niedergelassenen Arzt gehen.“ Wie groß die Resonanz war, steht nach Ende der Aktion fest, dann gibt’s eine anonymisierte Auswertung der Ergebnisse.
DARMKREBSVORSORGE: ÄRZTE WÜNSCHEN SICH MEHR RESONANZ
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen (11,1 %) nach Brustkrebs (29,5 %), die dritthäufigste bei Männern (12,5 %) nach Prostata- (22,7 %) und Lungenkrebs (13,9 %). Jeder 17. Deutsche, rund 6 % der Bevölkerung (rund 4 Millionen Menschen), erkranken im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs.
Dennoch ist die Beteiligung an der Vorsorge, empfohlen ab dem 50. Lebensjahr, zu gering mit 17,2 % der Frauen und 15 % der Männer. „Ausbaufähig“, nennt Prof. Dr. Daniel Vallböhmer diese Werte, „dabei ist die Vorsorge so einfach wie bei keiner anderen der häufigsten Krebsarbeiten und im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern tragen die Krankenkassen die Kosten.“