Duisburg. Die Pfarrei St. Michael hat im Duisburger Norden Kirchen aufgegeben. Das schmerzt Katholiken gerade an Weihnachten, doch es gibt Unterschiede.
An der katholischen Großpfarrei St. Michael im Duisburger Norden sind der Mitgliederschwund und die strengen Sparvorgaben aus dem Ruhrbistum Essen nicht spurlos vorbeigegangen. Seit Jahren muss die Pfarrei Kirchen aufgeben. Einige mussten Wohnbauprojekten weichen. Andere sind als Denkmal erhalten, ohne dass dort noch Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten oder Erstkommunion gefeiert werden. Gerade an Weihnachten haben viele Menschen das Bedürfnis, in ihre Kirche zu gehen. Doch für viele Katholiken ist das nicht mehr möglich. Welchen Einfluss das auf das Weihnachtsfest hat, zeigen sehr unterschiedliche Beispiele aus Obermeiderich und aus Beeck.
„Natürlich weinen die Leute immer noch Herz-Jesu nach“, sagt die Gemeinderefentin Christa Scholten-Herbst, deren Heimatkirche das Obermeidericher Gotteshaus an der Brückelstraße war, bis es im Herbst 2020 geschlossen wurde. „Doch in diesem Jahr sind alle froh, dass die Kirchen überhaupt geöffnet sind.“ Fielen noch im vergangenen Jahr wegen Corona Präsenzgottesdienste an Heiligabend und an Weihnachten aus, sollen sie diesmal stattfinden – wenn auch unter strengen Auflagen.
An Weihnachten sind Duisburger Katholiken traditionell wenig ortsgebunden
Zwar seien gerade an Heiligabend und Weihnachten die Gottesdienste immer voll, weil dann auch diejenigen Katholiken kommen, die sonst nicht in die Kirche gehen. Allerdings sei gerade an diesen Feiertagen die Kirchbindung besonders gering.
Die Uhrzeit der Messen sind an den Feiertagen laut der Gemeindereferentin deutlich wichtiger als der Standort. Zudem besuchen auch viele Katholiken ihre Verwandten und gehen etwa dort zur Christmette oder zum Kindergottesdienst, wo die Eltern, die Oma oder die Patentochter leben.
Freude über geöffnete Kirchen in der Corona-Zeit überwiegt in Duisburg-Meiderich
Ohnehin hätten sich aktive Kirchgänger schon längst dauerhaft für einen anderen Standort entschieden, so Scholten-Herbst, und auch Messdienerinnen wie ihre beiden Töchter würden sich in anderen Kirchen engagieren. An Heiligabend unterstützen sie die Gottesdienste in der Pfarrkirche St. Michael. „Sie sind einfach froh, dass sie endlich wieder am Altar stehen können.“
Allerdings betont Scholten-Herbst, dass alle Messen und alle übrigen Veranstaltungen innerhalb der Großpfarrei auch immer für Mitglieder offen sind. Dies ist die Essenz des aktuell laufenden Wandlungsprozesses zur „Pfarrei ohne Gemeindegrenzen“. Dazu passe auch, dass jetzt in der Kulturkirche in Beeckerwerth eine Krippe zu sehen ist. Die Krippe von Herz-Jesu dagegen steht derzeit in der Evangelischen Gemeinde Meiderich.
Nach Schließung von St. Laurentius besuchen viele Beecker keine Christmetten mehr
Der Verlust von St. Laurentius und des benachbarten Franziskaner-Klosters wiegt in Beeck jedoch ungleich schwerer als die Schließung der Herz-Jesu-Kirche in Obermeiderich. Die Beecker Katholiken haben kein aktives Gotteshaus mehr im Stadtteil, dürfen ihre Messen allerdings einmal im Monat in der evangelischen Kirche feiern und vereinzelt im neuen Treffpunkt St. Laurentius. Doch ein Großteil der aktiven Gemeindemitglieder bleibt diesmal zuhause und der Christmette fern. „Uns fehlt ein zentraler Kirchort. Es fehlt, dass wir uns als Gemeinde treffen“, sagt Edith Lubeley, bezieht das aber nicht nur auf Weihnachten. Sie engagiert sich im Pfarrgemeinderat von St. Michael sowie im Gemeindeausschuss und im Förderverein von St. Laurentius.
Natürlich gebe es noch junge, mobile Beecker, die für die Christmette in einen anderen Stadtteil fahren, so Lubeley, „aber wir haben viele Ältere, und die sind oft nicht mehr mobil“. Gerade für Senioren mit Rollator sei die Fahrt mit Bus und Bahn zu Kirchen in Laar oder Ruhrort zu beschwerlich und ein lange bekanntes Problem, das aber natürlich auch an Weihnachten bestehe.
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Einige Katholiken wollen, so sie denn die technischen Möglichkeiten und das Knowhow haben, den Online-Gottesdienst aus Walldürn schauen. Dorthin hat es Pater Leo Rawalski verschlagen, nachdem er das Kloster an der Flottenstraße verließ. Andere werden die Fernsehmesse von Papst Franziskus schauen.
Dass St. Laurentius und das Franziskaner-Kloster aufgegeben wurden, „tut immer noch weh, damit sind wir noch lange nicht durch“, sagt Lubeley und kritisiert die Sparvorgaben aus dem Bistum Essen. St. Laurentius dicht zu machen und zu erwarten, dass sich die Gläubigen einfach eine neue Kirche suchen, „das ist viel zu einfach gedacht“.
Trotz gelegentlicher Gottesdienste im Treffpunkt St. Laurentius sei er natürlich keine Ersatzkirche. „Uns fehlt eine richtige Kirche in Beeck“, betont Edith Lubeley – und das merken viele Katholiken besonders an Weihnachten. Dass St. Laurentius neuerdings ein Baudenkmal ist und nicht abgerissen wird, ist zumindest ein kleiner Trost.
>> WEIHNACHTSMESSEN MIT 3G-REGEL
● Die aufgegebene katholischen Kirche St. Laurentius steht neuerdings unter Denkmalschutz und wird nicht für neue Wohnungen abgerissen wie St. Matthias oder Maria Königin. Die Pfarrei sucht derzeit einen Nachnutzer. Herz-Jesu ist ebenfalls ein Baudenkmal.
● Die Pfarrei St. Michael plant in Mittelmeiderich an Heiligabend eine begehbare Krippenfeier zwischen 14 und 16 Uhr. Treffpunkt ist das Pfarreizentrum (Von-der-Mark-Straße 68a). Um 17 Uhr und 22 Uhr finden die beiden Christmetten statt. Um jeweils 11.15 Uhr am ersten und zweiten Weihnachtstag und 9 Uhr am zweiten Weihnachtstag folgen weitere Gottesdienste. Es gilt die 3G-Regel.