Duisburg. Warum es neue Hoffnung für Duisburgs vom Ahr-Hochwasser massiv betroffenes Schullandheim in Antweiler gibt und die Hilfsbereitschaft so groß ist.

Das Ahr-Hochwasser im Juli hat das einzig verbliebene Duisburger Schullandheim in Antweiler massiv getroffen (wir berichteten). Das enorme Ausmaß der Schäden und das drohende Aus für das Heim haben viele Duisburger nicht kalt gelassen. Einige haben gespendet, andere haben inzwischen sogar vor Ort angepackt. Klaus Bahr, langjähriger Vorsitzender des Schullandheims, ist begeistert, bewegt – und sagt: „Ich habe jetzt wirklich die berechtigte Hoffnung, dass wir im kommenden April, Mai wieder öffnen können. Erste Gruppen haben sogar schon angefragt.“

Die Hilfs- und Spendenbereitschaft sei zuletzt enorm gewesen, sagt Bahr und nennt vor allem die Firma Brabender aus Wanheimerort. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt nach eigenen Angaben als führender Lieferant Geräte und Ausrüstungen zur Prüfung von Materialqualität und physikalischen Eigenschaften in allen Bereichen von Forschung, Entwicklung und industrieller Produktion in der Nahrungsmittel- und Chemieindustrie weltweit.

„Ich will nicht, dass das einzige Duisburger Schullandheim den Bach runtergeht“

Klaus Pauly hat die Hilfe durch die Firma Brabender für das Duisburger Schullandheim organisiert.
Klaus Pauly hat die Hilfe durch die Firma Brabender für das Duisburger Schullandheim organisiert. © Unbekannt | Pauly

Klaus Pauly ist dort in leitender Funktion und hat in der Zeitung vom Hochwasser-Drama um das Schullandheim erfahren. Er selbst habe zwar keinen Bezug zu dem Heim, „aber ich will einfach nicht, dass es im wahrsten Sinne des Wortes den Bach runtergeht“, so der 62-Jährige. „Das hat auch etwas mit Lokalpatriotismus zu tun.“ Also habe er Klaus Bahr angerufen und gefragt, was er brauche.

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Neben diversen Schäden im Heim und auf dem Außengelände hat den Vorsitzenden vor allem die defekte Heizung umgetrieben. „Ich hab ihm gesagt, dass wir das hinkriegen“, so Pauly. Er nutzt seine Kontakte, ruft die Duisserner Fachfirma Reblin an. Sie stellt daraufhin extra einen Mitarbeiter ab, um sich vor einigen Wochen gemeinsam mit ihm vor Ort in Antweiler ein Bild zu machen.

Der erste Eindruck war niederschmetternd

Die Holzvertäfelung im Speisesaal des Schullandheims ist entfernt, so dass der Raum trocknen kann.
Die Holzvertäfelung im Speisesaal des Schullandheims ist entfernt, so dass der Raum trocknen kann. © Unbekannt | Pauly

„Wir kamen erst gar nicht durch, weil viele Straßen noch gesperrt sind“, erzählt Bahr. Nur über Umwege habe er mit dem Reblin-Mitarbeiter schließlich das Heim erreicht. „Der erste Eindruck war einfach nur niederschmetternd“, sagt der 62-Jährige. „Das Ausmaß der Zerstörung ist unglaublich und durch das ganze Haus zieht sich ein moderig-schimmeliger Geruch.“

Es sei dann ziemlich schnell festgestellt worden, dass der Gasbrenner der Heizung nicht mehr funktioniert. „Da brauchten wir einen neuen“, so Pauly. „Andere technische Geräte wie die Spülmaschine konnten wir aber schon reparieren und auch die Kühlhäuser wieder in Betrieb nehmen. Wir haben außerdem die Holzvertäfelung im Speisesaal rausgerissen, damit der Raum trocknen kann.“

Der Gasbrenner der Heizung im Keller des Schullandheims war defekt, ist aber inzwischen ausgetauscht worden. Die Heizung läuft wieder.
Der Gasbrenner der Heizung im Keller des Schullandheims war defekt, ist aber inzwischen ausgetauscht worden. Die Heizung läuft wieder. © Unbekannt | Pauly

Mittlerweile hat sich das Brabender-Reblin-Duo noch mal nach Antweiler aufgemacht – mit einem neuen Gasbrenner. Und seitdem läuft die Heizung wieder. „Das ist für uns ganz entscheidend“, sagt Bahr. Er kann sich außerdem darüber freuen, dass Pauly noch eine Waschmaschine, einen Trockner, ein Elektro-Herd und eine Tiefkühltruhe zu vergünstigten Preisen in einem Elektro-Outlet in Kaßlerfeld besorgt hat.

Tolle Aktion der Firma Brabender

Die Schäden in der Küche des Schullandheims sind immer noch unübersehbar.
Die Schäden in der Küche des Schullandheims sind immer noch unübersehbar. © Unbekannt | Pauly

Die Kosten für alle Geräte übernehme Brabender. Finanziell möglich geworden sei dies durch eine firmeninterne Aktion. „Wir haben alte, ausrangierte Tische an unsere Mitarbeiter verkauft“, erzählt Pauly. „Dadurch sind 1200 Euro zusammengekommen. Unsere Geschäftsleitung hat den Betrag großzügig auf 3000 Euro aufgestockt.“

Darüber hinaus hat sich nun Siegfried Hiller, Geschäftsführer des Vereins Jugendförderung Duisburg (JFD), bei Klaus Bahr gemeldet und ihn fast sprachlos werden lassen. „Vorbehaltlich der Entscheidung unseres Vorstands wollen wir circa 15.000 Euro zur Erhaltung des Schullandheims spenden“, sagt Hiller.

Verein Jugendförderung Duisburg hat Spende von circa 15.000 Euro angekündigt

Die Aktivitäten des Vereins werden demnach fast ausschließlich durch Bußgelder aus Jugendgerichts- oder Diversionsverfahren finanziert. „Durch Corona konnten nicht so viele Jugendprojekte stattfinden und wir entsprechend eben auch nicht so viele unterstützen“, sagt Hiller. Außerdem sei allein durch den Zusammenschluss Anfang 2020 des ehemaligen Vereins Jugendhilfe e.V. Duisburg-Hamborn mit dem Jugendförderungswerk Duisburg e.V. zum neuen Verein JFD mehr Geld vorhanden beziehungsweise übrig. „Deshalb wollen wir dem Schullandheim gerne finanziell helfen.“

Angesichts von Schäden in Höhe von insgesamt rund 25.000 Euro, so Bahr, käme der Geldsegen zur rechten Zeit. Diesen mit eingerechnet, betrage die Spendensumme bisher insgesamt 21.000 Euro, sagt der Vorsitzende des Schullandheimvereins. „Wir brauchen ja auch für das Außengelände neue Spielgeräte, Rutsche, Tischtennisplatte, Bänke und außerdem eine neue Pflasterung samt Zäunen für den Hartplatz. Das ist ja alles weggeschwemmt worden.“

Trupp um Rentner aus Bissingheim will in Antweiler aufräumen

Neben den Spenden ist Bahr dankbar, dass sich weitere Menschen bereit erklärt haben, in Antweiler aufzuräumen. So will ein Rentner aus Bissingheim mit einem Trupp dazu zum Heim fahren.

Das Ah-Hochwasser hat auch die Brücke, die die Stadt Duisburg einst 1964 dem Schullandheim in Antweiler schenkte, komplett zerstört.
Das Ah-Hochwasser hat auch die Brücke, die die Stadt Duisburg einst 1964 dem Schullandheim in Antweiler schenkte, komplett zerstört. © Unbekannt | Pauly
Von der Brücke, die das Gelände des Schullandheims rechts und links der Ahr miteinander verbunden hat, sind nur noch Trümmer übrig.
Von der Brücke, die das Gelände des Schullandheims rechts und links der Ahr miteinander verbunden hat, sind nur noch Trümmer übrig. © Unbekannt | Pauly

Und eine weitere gute Nachricht hat Bahr ebenfalls erreicht: Mit der früheren Hauswirtschafterin sei inzwischen eine Person gefunden worden, die künftig die Verantwortung vor Ort für das Heim übernehmen will. Hausmeister Gerd Pitzen, den das Ahr-Hochwasser auch persönlich hart getroffen, sah sich dazu nicht mehr in der Lage, hat aber seine Unterstützung zugesagt.

>> Duisburger Schullandheim in Antweiler wurde 1929 eröffnet

  • Das einzig verbliebene Duisburger Schullandheim in Antweiler wurde 1929 eröffnet.
  • Das Heim hat erst die Corona-Krise und dann das Ahr-Hochwasser getroffen.
  • Die letzte Belegung mit Schülerinnen und Schülern liegt nach Angaben von Klaus Bahr schon rund zwei Jahre zurück. „Damals waren, wie in jedem Herbst, alle Sechstklässler des Franz-Haniel-Gymnasiums in Homberg da“, so der Vorsitzende des Schullandheimvereins.
  • In den vergangenen Jahrzehnten waren Tausende von Duisburger Schülern in Antweiler zu Gast. Viele verbinden mit dem Heim schönste Kindheitserinnerungen.