Düsseldorf/Duisburg/Bottrop. Es geht um 2500 Straftaten, die eine Gruppe von „Hawala“-Bankern begangen haben soll. Hauptverdächtiger sitzt seit anderthalb Jahren in U-Haft.

Vor dem Düsseldorfer Landgericht beginnt am Mittwoch der Prozess gegen insgesamt sieben Männer, die im November 2019 bei einer Großrazzia gegen mutmaßliche „Hawala“-Banker vorläufig festgenommen worden waren. Die Staatsanwaltschaft wirft der Gruppe mehr als 2500 Straftaten vor.

Die Angeklagten stammen aus Meerbusch, Düsseldorf, Duisburg, Bottrop, Langen in Hessen und Schwetzingen in Baden-Württemberg. Sie sind zwischen 33 bis 53 Jahren alt und mehrheitlich türkische Staatsbürger. Ihnen werden die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Verstöße gegen das Waffen- und das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz vorgeworfen. Mutmaßlicher Kopf der Bande soll der Mann aus der Landeshauptstadt gewesen sein. Bis zu seiner Festnahme betrieb er mehrere Juwelier-Geschäfte in Duisburg. Der Mann sitzt noch immer in Untersuchungshaft.

213 Millionen Euro an den Augen des Staats vorbei verschoben

Insgesamt geht es um eine Summe von mehr als 213 Millionen Euro, die die Angeklagten an den Augen des Staats vorbei verschoben haben sollen. Zu diesem Zwecke soll der Düsseldorfer ab Anfang des Jahres 2018 ein illegales Netzwerk aufgebaut worden, das unter seiner Leitung stand. Das Prinzip beim „Hawala“-Banking besteht darin, dass ein Kunde an einem Ort etwa in Deutschland Geld einzahlen kann und ein anderer dies an einem anderen Ort zum Beispiel in der Türkei fast zeitgleich abheben kann. Täglich sollen so Beträge von 700.000 bis zu einer Million Euro transferiert worden sein.

Im Duisburg waren Polizisten bei der Großrazzia im November 2019 auch bei einem Juweliergeschäft an der Weseler Straße im Einsatz.
Im Duisburg waren Polizisten bei der Großrazzia im November 2019 auch bei einem Juweliergeschäft an der Weseler Straße im Einsatz. © FUNKE Foto Services (Archiv) | STEFAN AREND

Die Vermittler bekommen im Rahmen dieses System eine Provision. Und das Geschäft war offenbar einträglich: Die Staatsanwaltschaft konnte im Rahmen der Razzia vor anderthalb Jahren Vermögenswerte von rund 22 Millionen Euro sichern. Im Strafprozess wird es auch um die Frage gehen, ob der Staat diese nach einer möglichen Verurteilung einziehen kann.

Mit einem raschen Abschluss des Verfahrens ist kaum zu rechnen. Nach dem Auftakt am Mittwoch, bei vermutlich nur die Anklageschrift verlesen wird, hat das Düsseldorfer Landgericht bereits 16 weitere Verhandlungstage bis Mitte Juli angesetzt.