Duisburg. Das Gesundheitsamt Duisburg schafft die Nachverfolgung nicht mehr. Der Krisenstabsleiter appelliert: Bleibt bei positivem PCR-Test zuhause.
Die Zahl der Neuinfektionen erreicht „gigantische Höchstwerte“, sagt Krisenstabsleiter Martin Murrack. Am Mittwoch wurden erstmals über 1000 Infizierte pro Tag gemeldet, die Situation sei „extrem angespannt, ich befürchte, dass der Februar ungemütlich wird.“ Ab März werde es besser und der Sommer dann hoffentlich richtig schön, macht er wenigstens ein bisschen Hoffnung.
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Martin Murrack hatte in Erwartung der „Omikron-Wand“ schon zwischen den Feiertagen mehr Leute in Bereitschaft. Jetzt ist es soweit, dass die Stadt trotz Unterstützung von insgesamt 30 Bundeswehrsoldaten – fünf sind aktuell hinzugekommen – sowie Freiwilligen aus anderen Abteilungen „bei der Nachverfolgung an ihre Grenzen kommt“.
Krisenstabsleiter appelliert an Duisburger: Bleiben Sie nach positiven PCR-Tests zuhause!
Zwar helfe die frisch eingeführte Kommunikation per SMS, „aber wir sind im Moment absolut höchstbelastet“. Der Stadtdirektor geht davon aus, dass Duisburg bis zum Monatsende eine Inzidenz von 1500 oder mehr erreicht. Er appelliert an die Duisburger: „Wenn Sie einen positiven PCR-Test haben, begeben Sie sich sofort in häusliche Isolation, egal ob sich das Gesundheitsamt meldet oder nicht.“ Das gleiche gilt für nicht geboosterte Angehörige des Haushalts.
Auch an den Schulen werde die Situation genau beobachtet. In der Altersgruppe bis 14 liege die Inzidenz über 2000. Allerdings seien bei Omikron keine Fälle mit schweren Verläufen bekannt. „Daher halte ich die Entscheidung des Schulministeriums, am Präsenzunterricht festzuhalten, für richtig.“
Am Präsenzunterricht festhalten, aber mit mehr Flexibilität
Was Murrack aber im Einklang mit den Schulformsprechern beklagt, ist die fehlende Flexibilität - und das im dritten Jahr der Krise. Es werde immer nur von „An oder Aus“ gesprochen, dabei gebe es Alternativen: Es müsste möglich sein, den Unterricht zu entzerren, in den Nachmittag zu gehen oder die Kinder tageweise abwechselnd kommen zu lassen. „Die Schulen wären bereit, solche Modelle zu fahren“, berichtet er aus den Gesprächen mit den Schulleitern.
Stand Donnerstag waren an weiterführenden Schulen 323 Schülerinnen und Schüler infiziert sowie sechs Mitarbeiter. An Grundschulen waren 639 Kinder corona-positiv sowie vier Mitarbeiter. „Man sieht, dass Maske, Abstand und die Boosterimpfung helfen“, konstatiert Murrack. Dennoch würden sich Seniorenzentren auf Probleme einstellen, weil zu viele Mitarbeitende gleichzeitig in Quarantäne sind. „Dieser Effekt kann uns auch bei den Schulen treffen.“
Krankenhäuser derzeit nicht in einer kritischen Situation
Eine rote Linie bei der Höhe der Infektionen oder der Sieben-Tage-Inzidenz habe der Krisenstab nicht, „die greift erst, wenn es in Krankenhäusern zu kritischen Situationen kommt, und das trifft derzeit nicht zu“.
Murrack weist darauf hin, dass diejenigen, die mit Omikron infiziert sind und im Krankenhaus landen, „die Ungeimpften sind, egal welchen Alters“. Die Impfungen schützen zwar auch nicht vor Infektionen, aber sie schützen vor einem schweren Verlauf.
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Seine eigenen Kinder sind geimpft und gehen zur Schule. „Sie würden sich über Homeschooling sicher freuen“, glaubt er. Für die Entwicklung sei Unterricht vor Ort aber wichtig. Kürzlich musste der Jüngste wegen eines positiven Pooltests daheim bleiben, konnte sich aber schnell frei testen. „Wir versuchen, private Kontakte zu minimieren, aber nach so langer Zeit bleibt es nicht aus, dass die Kinder mal ihre Freunde treffen.“
>>PCR-TESTS IN KINDERGÄRTEN
- Angesichts der hoch ansteckenden Omikron-Variante hält Murrack daran fest, dass Eltern ihre Kindergarten-Kinder dreimal die Woche daheim selbst testen. „Bis die Ergebnisse der Pool-Tests da sind, haben die Kinder schon einen Tag zusammen gespielt“, sagt er mit Blick auf das maskenlose Miteinander in Kitas.
- Eigene Kapazitäten für PCR-Tests könne die Stadt nicht aufbauen. Es sei viel aufwändiger als bei den Desinfektionsmitteln, die die Feuerwehr zu Beginn der Pandemie für die Stadt in großen Mengen herstellte. „Die Labore in Deutschland haben sich gut aufgestellt. Die Frage ist eher, müssen wir überhaupt so viele PCR-Tests bei Omikron machen.“ Da bei kleinen Kindern kaum schwere Verläufe zu befürchten seien, wolle er die Ressourcen lieber für ältere und vorerkrankte Menschen nutzen.