Duisburg. Um trotz Omikron möglichst viele Infizierte und Kontaktpersonen zu erreichen, nutzt die Stadt nun ein SMS-Programm. Darum steht es in der Kritik.

Labore haben dem Gesundheitsamt jüngst in 24 Stunden so viele Corona-Neuinfektionen übermittelt wie nie zuvor: 587. Mit Hilfe der Bundeswehr sei die Kontaktpersonennachverfolgung bei bis zu 200 neuen Fällen pro Tag zu leisten, hatte eine Stadtsprecherin während der Delta-Welle gesagt. Das Amt kann also jetzt, in der Omikron-Wand, längst nicht mehr alle Kontaktpersonen Infizierter anrufen. Darum setzt es ein neues Instrument ein – das allerdings für Verwirrung sorgt und im Internet Kritik auslöst.

Das Amt für Kommunikation teilte am Freitag via Facebook mit: „Ab heute versendet das Gesundheitsamt SMS an Personen mit positivem Coronatest und an dem Gesundheitsamt benannte Kontaktpersonen. Der Absender lautet GA-Duisburg.“ Die so Angeschriebenen erhalten einen Link, „um ihre Daten mitzuteilen und um Kontaktpersonen zu benennen“.

Stadt Duisburg zu SMS an Infizierte und Kontaktpersonen: „Es ist kein Spam, bitte nutzt diese Möglichkeit“

Der Hinweis war wohl notwendig, weil diese neue Form der Kontaktaufnahme an eine jener Nachrichten erinnert, mit denen Betrüger oder Absender von Schad-Software Links verschicken, die man eben tunlichst nicht anklicken sollte.

Unter dem Facebook-Appell der Stadt – „es ist kein SPAM, bitte nutzt diese Möglichkeit“ – entluden sich denn auch Kritik und Spott. Tenor: Diese Ansprache wirkt unseriös und unsicher.

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Später am Tag erläuterte die Stadt Details. Die Nachrichten verschicke das Amt mit dem SMS-Service der Berliner Firma Covid IT Solutions GmbH.

Mit dem Programm CISS (Covid IT-Solutions for Sormas) können die Daten Betroffener direkt in Sormas übertragen werden. Seit September müssen Gesundheitsämter in NRW mit dieser Kontaktverfolgungssoftware arbeiten, die das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung entwickelt hat.

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Stadtsprecher Susanne Stölting.
Stadtsprecher Susanne Stölting. © Zoltan Leskovar | Zoltan Leskovar

CISS wird bereits von anderen Kommunen eingesetzt, etwa im Kreis Kleve. Es „vereinfacht das Verfahren, Zeit und Aufwand werden gering gehalten“, erklärt Stadtsprecherin Susanne Stölting.

Das System schicke allen Personen, die bei der Testung ihre Mobilfunknummer angegeben haben, per SMS einen individualisierten Link. Dieser beginne mit „https://app.cov-it.de/case-investigation/“.

HTTPS (Hypertext Transfer Protocol Secure; übersetzt etwa: sicheres Hypertext-Übertragungsprotokoll) gewährleistet zwar eine verschlüsselte Datenübertragung. Dennoch sortieren auch manche Filter auf Smartphones Nachrichten mit https-Links aus, da mitunter auch Betrüger für Phishing-Versuche https-Links versenden.

Amt ruft weiter auch an

In dem von der Stadt via CISS verlinkten Formular könnten Betroffene jedenfalls „alle relevanten Informationen“ sicher eintragen, erläutert Stadtsprecherin Stölting. Das helfe den überlasteten Mitarbeitern, „weil so die sehr zeitaufwendigen telefonischen Kontaktaufnahmen reduziert werden und trotzdem Infektionsketten unterbrochen werden können“, so Stölting.

Sie appelliert, beim Test immer eine aktuelle Mobilfunknummer anzugeben. Und versichert: „Personen, die keine Möglichkeit haben, die Angaben online zur Verfügung zu stellen, werden weiterhin vom Gesundheitsamt kontaktiert.“