Duisburg-Hochheide. Großer Andrang am Infostand zur Zukunft Hochheides. Die grüne Mitte des Stadtteils könnte 2025 fertig sein. Die Finanzlage bereitet noch Sorgen.
Blau ist die Farbe des Vertrauens. Banken und Versicherungen wählen den Farbton gerne, um Verlässlichkeit auszustrahlen. Als Farbe des Himmels ist Blau außerdem mit dem Überirdischen verbunden. Beides passt gut zu dem Mammutprojekt, das Hochheide neue Lebensqualität bescheren soll. Und so hatten die Stadt Duisburg, das Quartiersbüro und das Zentrenmanagement Hochheide vielleicht eher unbewusst ganz gut daran getan, ihren gemeinsamem Infostand zur Zukunft des Stadtteils am Mittwoch auf dem Wochenmarkt mit einem leuchtend blauen Zelthimmel zu überspannen.
Ein Kraftakt der besonderen Art im Westen der Stadt
Beistand von oben kann in dieser herausfordernden Angelegenheit nämlich genauso wenig schaden wie ein Auftritt, der auch farblich für Besonnenheit steht. Denn hier im Westen der Stadt ist ein Kraftakt der besonderen Art im Gange. In Hochheide soll nach dem Fall des dritten Riesen nicht einfach einem Stadtviertel etwas Neues übergestülpt werden. Das Konzept „Stadtpark Hochheide“ funktioniert nur, wenn die Menschen mitmachen und die künftige grüne Mitte ihres Stadtteils ins Herz schließen. Das Interesse der Hochheider am aktuellen Stand der Planungen war jedenfalls groß. Am Infozelt herrschte zwischenzeitlich ein solcher Andrang, als gäbe es hier etwas umsonst.
Umsonst? Das ist ein Wort, das als Begleiter des Stadtparks Hochheide im Wortschatz von Martin Offergeld nicht vorkommt. Über die Finanzierung des auf sieben Millionen Euro angewachsenen Projektes würde der Sachgebietsleiter des Dezernats für Stadtentwicklung selbst unter dem Schutz des himmelblauen Baldachins am liebsten gar nicht sprechen.
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„Wir haben die Zusage des Ministeriums, dass wir den Stadtpark bauen können“, sagt er. Und schiebt mit leiser Stimme hinterher, dass man mit der Beschaffung der Fördergelder leider noch nicht am Ziel ist. Jüngster Lichtblick ist die Aussicht auf drei Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“. Für die Finanzspritze aus Berlin setzt sich, so Offergeld, der Homberger SPD-Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir ein.
Vielversprechende Pläne rund um Sport, Gemeinschaft und Erholung
Auch wenn sein Puls mit einer weniger spannenden Finanzierungslage vielleicht noch ruhiger schlagen würde, so formt sich vor den Augen des Stadtplaners doch schon ein Bild, das für die nervenaufreibende Arbeit entschädigt: „Ich sehe den Stadtpark schon vor mir.“ Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann, der das Geschehen am Infostand von einem der Stehtische aus begleitet, nickt zustimmend. „Wenn ich die Pläne sehe, dann ist das alles sehr vielversprechend“, sagt er.
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Auf einer großformatigen Skizze können sich die Bürger anschauen, wie es nur wenige Schritte von hier im Jahr 2025 aussehen könnte. Auf der dominierenden und in Zeiten des Klimawandels so wichtigen Farbe Grün sind die drei Bereiche Sport, Gemeinschaft und Erholung eingezeichnet. So aufgeteilt, soll der Stadtpark möglichst viele Bedürfnisse befriedigen.
Anwohner können sich an der Gestaltung des Geländes beteiligen
Zum Konzept gehört, dass sich die Anwohner an der Gestaltung beteiligen können. Möglich wird das durch die Arbeit des Quartiersbüros. Dessen Mitarbeiter sammelten auch diesmal wieder Ideen der Bürger für ihre neue Mitte.
Dritter im Bunde ist das „Zentrenmanagement“, das sich ebenfalls im Zelt auf dem Wochenmarkt präsentierte: Gefördert durch das Land NRW hat die Firma Steg im Auftrag der Stadt Duisburg die Aufgabe übernommen, sich mit dem enormen Leerstand in Hochheide auseinanderzusetzen. Seit Dezember geht es in diesem Entwicklungsprojekt für den Stadtteil darum, eine Strategie zu entwerfen, wie Hochheide auch als Nahversorgungszentrum aufblühen kann.
Probleme mit Vandalismus und Müll bereiten Bürgern Sorgen
Auf bunten Klebezetteln konnten Interessierte ihre Ideen und Gedanken rund um das Thema Stadtviertel, neuer Park und Einzelhandelsproblematik auf Tafeln hinterlassen. Ein „sauberes Hochheide“ wünschten sich gleich mehrere. „Begrünt“, „blühend“, „Musik“, „Veranstaltungen“, „attraktive Einkaufsstraße“ waren weitere Beiträge, die unter dem Stichwort „Entwicklung des Zentrums von Hochheide“ standen.
Robert Witter von der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg nahm aus den Gesprächen viele positive Impulse mit. Aber auch die Themen Müll und Vandalismus begegneten ihm immer wieder. Ein Problem, das auch der Hochheider Albert Arnds verärgert ansprach: „Wenn Sie sich mal umschauen, was hier jetzt schon überall rumliegt.“
Für Bürgermeister Hans-Joachim Paschmann gibt es da nur eine Lösung: „Es kommt jetzt darauf an, wie die Bevölkerung das alles annimmt.“ Wenn die Menschen den Stadtpark als ihren betrachten, so Paschmann, dann gibt es eine Chance, dass sie sich dafür auch verantwortlich fühlen. Auch wenn die Sprengung des dritten weißen Riesen noch auf sich warten lässt, so lag gestern am Stand zur Zukunft von Hochheide doch auch etwas angenehm Prickelndes in der Frühlingsluft: Ein Hauch von Aufbruchstimmung.