Duisburg. Erstmals nach der Pandemie gab es wieder eine Betriebsversammlung in Präsenz bei TKS. Diese Nachrichten gibt es für die Duisburger Belegschaft.

Thyssenkrupp Steel (TKS) steht vor dem Ende der Kurzarbeit, die in diesem April nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine angeordnet wurde. „Wir hoffen auf eine weitere deutliche Absenkung im Juni“, sagt der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Tekin Nasikkol, am Montag anlässlich der ersten Betriebsversammlung in Präsenz nach über zwei Jahren. Tausende Beschäftigte trafen sich dazu an zwei Terminen in der Duisburger Mercatorhalle.

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Als nach Kriegsbeginn die Autoindustrie wegen Lieferproblemen bei Kabelbäumen und Halbleitern auch Stahl-Bestellungen stornierte, waren im April 900 Mitarbeitende in Kurzarbeit geschickt worden, schon im Mai konnte die Zahl auf 600 reduziert werden. „Die Nachfrage hat sich erholt, in einigen Bereichen, etwa beim Dosenblech, gibt es sogar eine Sonderkonjunktur“, berichtet Nasikkol. Auch eine Kriegsfolge: Weil die Menschen einen Konservenvorrat anlegen, steigt die Blechnachfrage stark an.

Betriebsräte: Stahlindustrie wird historisch hohe Gewinne verbuchen

Trotz steigender Energiekosten werde die Stahlindustrie „historisch hohe Gewinne verbuchen“, so der Betriebsratschef. Gleichzeitig bedeuteten Inflation und Kostenexplosion bei den Verbraucherpreisen eine enorme Belastung für die Beschäftigten: „Sie können die Steigerungen im Gegensatz zum Unternehmen nicht weitergeben.“ Die Forderung der IG Metall nach 8 Prozent Lohnerhöhung in der aktuellen Tarifrunde sei deshalb „mehr als angemessen“, betont Vertrauenskörperleiter Klaus Wittig.

Thyssenkrupp prüft Automotive-Hochzeit mit JapanernIn den letzten Tarifrunden habe eine keine tabellenwirksamen Aufschläge gegeben, begründet der Gewerkschafter: „In der Branche wird überdurchschnittlich verdient, die Kollegen wollen eine vernünftige Lohnerhöhung.“ Das Arbeitgeberangebot einer Einmalzahlung nennt auch Nasikkol „eine Provokation“. Außerdem müsse die Bundesregierung beim Entlastungspaket für die Bürger nachlegen. „Wer 100 Milliarden für Rüstung ausgibt, muss auch für den sozialen Bereich Geld haben.“ Man werde sich nicht scheuen, die Forderungen auch auf der Straße durchzusetzen, kündigen die Metaller an.

Naskikkol: Erwarten schnelle Entscheidung über die Zukunft von TKS

Thyssenkrupp – Betriebsrat sieht Gabriel als HoffnungsträgerMit Kriegsbeginn wurde auch die Entscheidung über die Zukunft der Stahlsparte innerhalb des Konzerns auf Eis gelegt. Sowohl für den Verbleib als auch für die Weiterführung als selbstständige Einheit gebe es „eine gewisse Logik“, sagt Tekin Nasikkol, „aber die Rahmenbedingungen müssen für beide Optionen stimmen. Der Betriebsrat und die 27.000 Beschäftigten erwarteten nun schnelle und klare Antworten von der Vorstandsvorsitzenden: „Frau Merz muss liefern.“

Am Widerstand der Arbeitnehmerseite sind Pläne des TKS-Vorstands gescheitert, sich vom Betrieb des Hafens Schwelgern zu trennen. „Wir haben uns auf ein Betreibermodell geeinigt“, berichtet Nasikkol. In einer gemeinsamen Gesellschaft werde Thyssenkrupp Steel beteiligt sein, der Betrieb werde einem Partner übertragen, der nun gesucht wird. Für die rund 300 Beschäftigten wurde in einem Tarifvertrag Bestandsschutz vereinbart, sie können entscheiden, ob sie bei TKS bleiben oder in die neue Gesellschaft wechseln.

>> TKS-BETRIEBSRAT NACH DER WAHL NEU FORMIERT

  • Nach den Betriebsratswahlen bei Thyssenkrupp Steel, aus denen die IG Metall mit 30 von 39 Sitzen (plus 3) gestärkt hervorgegangen ist (wir berichteten), hat sich der Betriebsrat neu formiert unter dem Vorsitz von Tekin Nasikkol, der für eine weitere Amtszeit bestätigt wurde.
  • Für Horst Gawlik, der dem Gremium aus Altersgründen nicht mehr angehört, rückt Ali Güzel als stellvertretender Vorsitzender nach. Zweiter Geschäftsführer neben Olaf Vopel, der im Amt bleibt, ist nun auch Axel Fischer in dieser Funktion für die Mitarbeitervertretung tätig.