Duisburg/Essen. Bei Thyssenkrupp Steel wird Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel mit offenen Armen vom Betriebsrat empfangen. Auch im Vorstand gibt es Veränderungen.

Der frühere Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel wird von den Arbeitnehmervertretern des Duisburger Stahlkonzerns Thyssenkrupp Steel mit offenen Armen empfangen. Die Beschäftigten setzten „große Hoffnungen“ in Gabriel als neuen Aufsichtsratsvorsitzenden, sagt Gesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol. Gabriel kenne die deutsche und europäische Stahlindustrie „sehr gut“. Mit seiner Berufung gewinne Thyssenkrupp Steel „eine große politische Persönlichkeit mit wirtschaftlicher Kompetenz“, so Nasikkol. „Dies ist mit Blick auf die Herausforderungen unseres Unternehmens nicht selbstverständlich.“

Überraschend hatte Deutschlands größter Stahlkonzern in der vergangenen Woche die personelle Veränderung an der Spitze des Aufsichtsrats verkündet. Gabriel folgt auf Klaus Keysberg, Finanzchef des Essener Mutterkonzerns Thyssenkrupp. Gesamtbetriebsratschef Nasikkol hebt hervor, dass mit Gabriel und der früheren TUI-Personalchefin Elke Eller gleich „zwei externe Akteure“ als Vertreter der Anteilseigner in den Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Steel kommen. „Das ist zunächst einmal ein Novum und wird von der Arbeitnehmerbank durchweg als positiv wahrgenommen“, so Nasikkol.

Wegen des Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine gerät Deutschlands größter Stahlkonzern unter Druck. Thyssenkrupp Steel ist stark von der Konjunkturentwicklung und insbesondere der Automobilindustrie mit großen Herstellern wie etwa Volkswagen abhängig. Gleichzeitig sind bei Thyssenkrupp Steel am Standort Duisburg milliardenschwere Investitionen für den Aufbau einer klimafreundlichen Stahlproduktion erforderlich. Dabei hofft der Konzern auf staatliche Unterstützung.

Vorstand von Thyssenkrupp Steel wird erweitert

Nicht nur im Aufsichtsrat, sondern auch im Vorstand des Unternehmens, zu dem rund 26.000 Beschäftigte gehören, gibt es nun Veränderungen. Das Führungsgremium wird erweitert. Ab Mai ist die Managerin Heike Denecke-Arnold, die vom Standort Hohenlimburg in die Duisburger Firmenzentrale kommt, als „Chief Operating Officer“ im Vorstand für das gesamte Feld der Eisen- und Stahlproduktion, die Weiterverarbeitung sowie Qualität und Logistik verantwortlich. Die promovierte Ingenieurin ist seit 1999 in verschiedenen Funktionen bei Thyssenkrupp tätig.

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Arnd Köfler, der bisherige Produktionsvorstand von Thyssenkrupp Steel, soll sich künftig insbesondere um den geplanten Umbau der Werke kümmern, außerdem um die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten des Unternehmens. Den Vertrag von Personalvorstand Markus Grolms hat der Aufsichtsrat vorzeitig bis Ende März 2028 verlängert.

Die Entscheidungen stoßen beim Betriebsrat auf ein positives Echo. Die Erweiterung des Vorstands ermögliche den Fokus auf die zwei „Schwerpunktthemen“ des Konzerns auf der technischen Seite – den aktuellen Umbau der Anlagen mit stabilen Produktionsprozessen sowie die Transformation. „Die Vertragsverlängerung unseres Arbeitsdirektors Markus Grolms freut uns ebenso“, so Nasikkol. „Er genießt unser uneingeschränktes Vertrauen.“