Essen. Thyssenkrupp und NSK unterzeichnen Absichtserklärung für eine Partnerschaft im Autozuliefergeschäft. Der Schritt nach Japan wäre ein großer.

Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz forciert ihre Partnersuche für einzelne Töchter des Essener Industriekonzerns: Sie erwägt für die Autozuliefersparte eine Zusammenarbeit mit der japanischen Branchengröße NSK. Beide Unternehmen unterzeichneten eine Absichtserklärung, „ein gemeinsames Automobilgeschäft“ nun intensiv zu prüfen, wie sie am Donnerstag bekanntgaben.

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Wie die Partnerschaft am Ende aussehen könnte, ob einer der beiden und wenn, dann wer womöglich die Mehrheit übernehmen könnte, ist bisher unklar. Die Prüfung erfolge ergebnisoffen, wird betont. Zunächst geht es auch ausschließlich um eine Kooperation im Geschäft mit Lenkungssystemen. Thyssenkrupp kann sich aber vorstellen, weitere Teile seine Kfz-Geschäfts in die Partnerschaft mit den Japanern einzubringen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: der für alle westlichen Zulieferer bisher extrem schwere Markteintritt ins Autoland Japan.

Gemeinsam zur weltweiten Nummer drei bei Lenkungen

NSK hat 32 Produktionsstätten in elf Ländern, vor allem in Asien und den USA. In Europa fertigt NSK Lenksysteme, Wälzlager und Getriebe in Polen und Großbritannien. Zu den Kunden gehören fast alle großen Hersteller weltweit, in Deutschland Daimler, BMW, VW und Audi. Wichtigstes Produkt sind die Wälzlager, hier sind die Japaner weltweit die Nummer drei. Thyssenkrupp Automotive produziert neben Lenksystemen auch Antriebskomponenten, Dämpfer, Federn und mehr. Elektronische Lenksysteme stellt Thyssenkrupp hierzulande vor allem in Mülheim her, die größten Werke stehen aber in den USA, Mexiko und China.

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Die möglichen Partner aus Japan wollen bisher nur ihre Lenksysteme in die Partnerschaft einbringen, sie gehören hier zu den Top Ten weltweit. Thyssenkrupp zählt bereits zu den größten fünf, beide zusammen könnten zur Nummer drei aufsteigen. Das ist für Konzernchefin Merz das erklärte Ziel für alle Unternehmen des angeschlagenen Traditionskonzerns aus dem Ruhrgebiet.

Elektronik entscheidend nicht nur für Lenksysteme

Schiere Größe wird im globalen Wettbewerb immer wichtiger, vor allem für Preisverhandlungen bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen sowie in der Entwicklung neuer Produkte. Das ist beim weltweiten Antriebswechsel der Autoindustrie vom Verbrenner- zum Elektromotor wichtiger denn je. „Gerade im Automobilgeschäft kommt es auf Größe und Skaleneffekte an, um sich auf den globalen Märkten behaupten zu können“, betont Merz.

Automotive-Chef Karsten Kroos sagte, das Lenkungsgeschäft mit seinen aufgebauten Fähigkeiten im Bereich Elektronik und Software sei „maßgeblich auch für den Rest unserer Geschäfte“. Deshalb sei es naheliegend, mit NSK zunächst in diesem Bereich eine Partnerschaft zu prüfen. Aber: „Daraus kann sich ein Partnerschaftsmodell auch für weitere Geschäfte unter dem Dach des Autosegments ergeben.“

Beiden Unternehmen böte sich durch eine Zusammenarbeit die Chance auf Erschließung neuer regionaler Märkte, denn NSK ist mit seinen Lenkungen vor allem in Japan, Indien und Südostasien stark, Thyssenkrupp in Europa, Nordamerika und China. Der Schritt nach Japan wäre für die Essener ein großer. Auch die Produktpaletten passen zueinander: „Bei den Lenkungssystemen würden sich unsere Produkte sehr gut ergänzen: Wir bauen sie eher für größere SUVs und Vans, NSK für kleinere Pkw“, sagte ein Automotive-Sprecher unserer Redaktion.

Thyssenkrupp und NSK wollen noch 2022 entscheiden

Auch die Japaner setzen große Hoffnungen in eine Zusammenarbeit: „Ein mögliches Joint Venture wird uns in die Lage versetzen, unseren Kunden auf der ganzen Welt Produkte und Dienstleistungen zu liefern, die mehr Wert haben als je zuvor“, sagte NSK-Vizechef Saimon Nogami. Ihre Entscheidung über eine Partnerschaft wollen Thyssenkrupp und NSK bis Ende des Jahres treffen.