Duisburg. Bei einer Kundgebung am Samstagmittag beziehen die Aktiven der Duisburger „Seebrücke“ Stellung. Sie wollen schnell Flüchtlinge aus Moria retten.
Zwölf Tage nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria hat sich die Initiative „Seebrücke Duisburg“ am Samstagmittag bei einer Kundgebung auf dem König-Heinrich-Platz dafür eingesetzt, dass Duisburg schnell neue Flüchtlinge aus Moria aufnimmt. Rund 60 Personen hatten sich versammelt. Viele hatten Schilder gebastelt mit der Aufschrift „Wir haben Platz.“ Musiker des „Allerwelts“-Ensemble untermalten die politischen Botschaften mit internationalen Klängen.
„Die Bundesregierung hat es zu Beginn des Corona-Lockdowns geschafft, sämtliche Pauschaltouristen nach Deutschland zurück zu holen. Warum gelingt das nicht mit Flüchtlingen, die dringend unsere Hilfe brauchen“, ruft Christian Saris, Sprecher der Initiative „Duisburger Seebrücke“ den Zuhörern entgegen. Die nicken zustimmend. Viele von ihnen sind ohnehin bereits in Parteien engagiert oder betreiben aktiv Flüchtlingshilfe. Von ihnen muss niemand überzeugt werden, dass Hilfe dringend notwendig wäre.
Duisburger Rat will sich Entscheidungen der Bundesregierung anschließen
Lkw-Fahrer Tino de Vries hat vor Ort geholfen. Er berichtet, dass die griechische Regierung momentan Zweifel bei den Flüchtlingen säen würde, damit diese schnell in ein neues Lager umziehen und sich nicht von Nichtregierungsorganisationen helfen lassen. „Die Polizei behindert die Arbeit vor Ort, setzt Tränengas ein. Ich habe Fotos gesehen, die Kinder mit Verbrennungen und Verätzungen zeigen.“ Das neue Lager sei nicht windgeschützt und es sei unklar, wann die Flüchtlinge dieses verlassen dürften.
Enttäuscht zeigt sich Seebrücken-Sprecher Saris, dass der Duisburger Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag den Antrag von Bündnis 90/Die Grünen und von den Linken ablehnten. Darin wurde gefordert, dass die Stadt Flüchtlingen aus Moria einen sicheren Hafen bieten sollten. Ob Sören Link wies den Antrag als „Symbolpolitik“ zurück. Stattdessen stimmten SPD und CDU dafür, dass die Bundesregierung solle sich für eine Aufnahme von Flüchtlingen einsetzen und sich dabei „großzügig“ zeigen. „Das ist eine Verschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, die EU legt die Hände in den Schoß“, argumentieren indes die Vertreter der „Seebrücke“.
Anke Loss arbeitet in der Kleiderkammer der Flüchtlingshilfe Neudorf mit und war mit ihrer ganzen Familie, vier Generationen, auf der Kundgebung. Seit Mai habe die Kleiderkammer wieder geöffnet. Wegen der aktuellen Corona-Regeln dürften jeweils nur vier Flüchtlinge gleichzeitig in die Räume. „Aber wir bekommen sehr regelmäßig Spenden, unsere Regale sind voll. Wir könnten noch locker 100 bis 200 Hilfsbedürftige mehr ausstatten.“
Duisburger Kirchen beziehen klar Stellung
Bei einer Diskussionsveranstaltung in der Reihe „Weltblick Duisburg“ des Gemeindedienstes für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche im Rheinland hatten sich zudem Kirchenvertreter in dieser Woche klar positioniert. Der Flüchtlingsbeauftragte der Katholische Stadtkirche Duisburg, Diakon Stephan Koch, weiß: „Wir haben hier in Duisburg seit 2015 Strukturen ausgebildet – in unseren Aufnahmeeinrichtungen sind Kapazitäten frei. Das ist in fast allen Städten so. Wenn die anderen europäischen Länder nicht helfen wollen, dann machen wir es eben allein und nehmen alle Leute aus Moria auf.“
Gemeinsam wollen die Aktiven nun überlegen, wie sich Druck auf die Stadt und auf SPD und CDU aufbauen lässt, damit den Flüchtlingen aus Moria schneller geholfen werden kann.