Duisburg. Eine Demonstration für die Legalisierung von Marihuana zog durch die Duisburger Innenstadt. Unterstützung gab es auch aus dem Bundestag.

Graslandfeuerindex auf Höchststufe fünf auf dem Portsmouthplatz vor dem Duisburger Hauptbahnhof. Das liegt am Samstag nicht am warmen Kaiserwetter, sondern an den Hanf-Aktivisten, die sich zum „Global Marijuana March“ versammelt haben, die Ersatzveranstaltung für die Demonstration, die im Mai dem Lockdown zum Opfer fiel. „Hier sind viele Patienten dabei“, erklärt Veranstalter Bernd Schmidt, und meint die Konsumenten, die den Stoff ganz legal, auf ärztliche Verschreibung rauchen. Das reicht den gut 60 Demonstranten am Samstag aber nicht, „wir fordern die Legalisierung von Cannabis, inklusive legaler Coffeeshops in Duisburg“, erklärt Schmidt.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, haben sich die „Hanfaktivisten Duisburg“ sogar Verstärkung aus dem Bundestag besorgt.

Markige Sprüche und Möhrchen-Politik bei Duisburger Hanfdemo

„Schluss mit Krimi, Cannabis normal“, „Ich will high sein, Cannabis muss frei sein“ und – ganz klassisch – „Gebt das Hanf frei“ steht auf den Bannern des bunt gemischten Grüppchens auf der Bahnhofsplatte. Alt, jung, im Anzug oder in Baggypants: Auf dem Bahnhofsvorplatz tummeln sich ganz unterschiedliche Menschen, quatschen, singen und rauchen Zigaretten – solche und solche. Mit von der Partie sind auch zwei Parteien, die Linken und „Die Partei“. Während sich die Linken vornehm zurückhalten machen ihre anarchistischen Kollegen, was sie am Besten können: Quatsch.


Für die Demonstranten gibt es von „Partei“-Kandidat Matthias Eidens Möhrchen, weil Helge Schneider in einem Lied mal dem Marihuana abschwor um „lieber die Möhrchen zu tun“. Als sich der Protestzug in Bewegung setzt, blockieren Eidens und zwei Kollegen kurz die Route „denn wir sind dagegen“. Nur illegale Drogen seine gute Drogen, sagen sie und erklären, dass die Polizei ja wohl arbeitslos würde, wenn plötzlich „jeder Widerling das Zeug bekommt.“ Die Demonstranten nehmen es mit freundschaftlichem Humor, die „Partei“-Vertreter unterstützen dann auch die Demonstration – auf ihre verquere Weise.

Hanf-Sympathie bei den Duisburger Passanten

Tüte gebaut: Mit Papp-Joints und Plakaten forderten die Hanf-Demonstranten in Duisburg beim „Global Marijuana March“ die Legalisierung von Cannabis.
Tüte gebaut: Mit Papp-Joints und Plakaten forderten die Hanf-Demonstranten in Duisburg beim „Global Marijuana March“ die Legalisierung von Cannabis. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND


Mit reichlich Polizeigarde geht es über die Friedrich-Wilhelm-Straße und den Friedrich-Wilhelm-Platz in den Kantpark. Die Autofahrer im Stau hinter der Demonstration finden das nicht so prickelnd, die Duisburger am Straßenrand wohl schon, die meisten werfen den Hanfaktivisten ein solidarisches Lächeln zu.

Die Demonstranten machen aber nicht nur mit Stau, sondern auch mit Sprechchören auf sich aufmerksam: „Wir sind hier, wir sind high, gewöhnt euch dran, es bleibt dabei“, ist ein ganz schöner Ohrwurm, einem Frisör wird schon mal prophylaktisch mitgeteilt, dass an seiner statt bald ein Coffeeshop das „Ganja“ unter’s Volk bringen wird.


Im Kantpark sind die Demonstranten dann am Ziel, ihr DJ allerdings ist weg. Kurz herrscht allgemeine Ausnüchterung, unter dem Schlachtruf „Chillen!“ machen es sich die Teilnehmer dann aber auf der Wiese gemütlich, die mobile Box plärrt fröhlich Reggae-Remixes ins weite Grün und dann taucht auch noch „Stargast“ Niema Movassat auf. Der Bundestagsabgeordnete und Drogenbeauftragte der Linkspartei beantwortet vor seiner kurzen Rede noch Fragen zur Drogenpolitik, ein Streifenwagen passt auf, dass die Drogen- und Trinkerszene den Hanfjungs und -mädels nicht in die Quere kommt, „von denen distanzieren wir uns klar“, sagt Bernd Schmidt.

>>CANNABIS IN DEUSCHLAND VERBOTEN

  • Der Besitz, Verkauf, Erwerb und Handel mit Cannabis ist in Deutschland laut Paragraph 29 Betäubungsmittelgesetz strafbar.
  • Sowohl der Wirkstoff THC als auch Schmerzmittel auf Basis von Cannabis sind verschreibungspflichtig zugelassen. Wer bei einem Arzt falsche Angaben macht, um an die Medikamente zu kommen, kann aber ebenfalls bestraft werden.