Duisburg. In einer so stark vom Coronavirus befallenen Stadt wie Duisburg sollten Krisenstab und Stadtspitze transparenter und offensiver kommunizieren.
Im Corona-Ausnahmezustand ist es für die Akzeptanz der Infektionsschutzmaßnahmen in der Bevölkerung besonders wichtig, dass Bund, Länder und Kommunen Informationen so transparent und ausdauernd wie möglich an ihre verunsicherten Bürger weitergeben. Das gilt in besonderem Maße für die Verwaltung in einer
der am stärksten betroffenen deutschen Großstädte.
Diesem Anspruch wird die Spitze der Duisburger Stadtverwaltung während der zweiten Welle nicht gerecht.
Zur Einordnung vorweg: Unsere öffentliche Verwaltung trägt trotz aller Schwerfälligkeiten und föderalen Bremswirkungen entscheidend dazu bei, dass wir besser durch die Krise kommen als die meisten anderen Länder. Und auch die Mitarbeiter der personell ausgedünnten Stadtverwaltung leisten in der Pandemie Außergewöhnliches. Kritik an der Kommunikationsstrategie der Stadtspitze muss trotz der besonderen Belastung jedoch möglich sein.
Warum zum Beispiel geht der Krisenstab erst auf dem Höhepunkt der zweiten, viel höheren Welle in die Kommunikationsoffensive, um Sprachbarrieren mit einer – guten –
14-sprachigen Social-Media-Kampagne
zu überwinden?
Warum erklären und kommunizieren die wechselnden Leiter des Krisenstabes wie Gesundheitsdezernent
Ralf Krumpholz
oder Sicherheitsdezernent
Paul Bischof
seit einer Video-Pressekonferenz Mitte Mai nicht mehr öffentlich?
Während Verantwortliche und Bürgermeister in anderen Hotspots live im Netz oder auf Pressekonferenzen informieren, fällt der
im Wahlkampf noch omnipräsente Oberbürgermeister Sören Link
besonders durch Pressemitteilungen auf, in denen er das, sicher kritikwürdige, Krisenmanagement der Landesregierung Armin Laschets
anprangert.
Und während Virologen und Experten allgemein erklären,
dass Ärmere und Abgehängte, dass sozial schwächere Stadtteile gefährdeter sind,
ist der Krisenstab auf Fragen nach den Gründen für das negative Dauerhoch bis heute nicht näher eingegangen. Sorgt er sich um weiteren Schaden fürs
Duisburg-Image?
Dieses Informationsvakuum birgt die Gefahr, dass Misstrauen und Gräben wachsen, dass Vorurteile unkommentiert weiterverbreitet und schlimmstenfalls Probleme verschwiegen werden. In diesem Sinne könnte auch die Veröffentlichung langfristig gesammelter innerstädtischer Corona-Daten – und deren fachkundige Erläuterung – zur Transparenz beitragen und helfen, begünstigende Faktoren nüchtern zu analysieren.