Duisburg. Nach dem Tod eines Obdachlosen im Petershof und einer emotionalen Debatte fordert Udo Horwat (Diakoniewerk) eine Weiterentwicklung der Hilfen.

„Dass die Wohnungsnotfallhilfe aufgrund der Veränderungen in den letzten Jahren angepasst werden muss, ist meines Erachtens unstrittig“, betont Udo Horwat, Geschäftsführer des Diakoniewerks, nach dem Tod eines Obdachlosen im Petershof in Marxloh. Er erinnert an eine wohnungspolitische Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände im Frühjahr 2020, und kündigt Gespräche darüber mit der neuen Sozialdezernentin der Stadt, Astrid Neesean. Im folgenden die Stellungnahme im Wortlaut.

Gezielte Hilfen vor Ort für den Stadtnorden

„Die vorbeugenden Maßnahmen, um Wohnungsverlust zu vermeiden, die niedrigschwelligen Hilfen wie die Notunterbringung, bis hin zu konstruktiven Ansätzen, um gestrandeten Arbeitsmigranten aus Ost- und Südosteuropa Perspektiven zu ermöglichen, sind auszubauen. Gerade im Norden sollten gezielt Hilfen vor Ort ermöglicht werden. Nicht zuletzt benötigt Duisburg mehr preiswerten Wohnraum. Mit unserem etablierten Hilfesystem für Wohnungsnotfälle in Duisburg haben wir aber schon sehr viel erreicht.

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Es gibt eine sehr hohe Vermittlungsquote bei Wohnungssuchenden, Angebote für wohnungslose Frauen, Männer, Jugendliche und junge Erwachsene, Geflüchtete und minderjährige Geflüchtete. Für gestrandete Arbeits- und Armutsmigranten gibt es aktuell keine Ansprüche auf eine Krankenversicherung und finanzielle Hilfen. Um diesem Personenkreis Hilfen und eine Perspektive zu ermöglichen, brauchen wir dringend neue Projekte, die das bestehende gute Angebot ergänzen.

Wohnungslosenhilfe hat nicht „nur beraten“

„Jeder Mensch braucht ein Zuhause!“ Das ist der Leitgedanke der Wohnungslosenhilfe im Diakoniewerk. Äußerungen, man müsse „mehr helfen, statt nur zu beraten“ zeugen von völliger Unkenntnis der bestehenden Angebote. Die 1679 Menschen, die 2019 die Angebote in Anspruch genommen haben, sind nicht „nur beraten“ worden, sondern wurden vorübergehend in Notunterkünfte oder in differenzierte betreute Wohnformen vermittelt und wurden intensiv dabei unterstützt, ihre oft zahlreichen Schwierigkeiten wie Überschuldung oder Suchtkrankheiten zu lösen. Oft eine wichtige Voraussetzung, um eine eigene Wohnung beziehen und diese auch halten zu können.

Alle Bemühungen sind auf ein Ziel ausgerichtet – den notleidenden Menschen so schnell wie möglich wieder ein eigenes Zuhause zu ermöglichen. Die sehr emotional geführte, öffentliche Debatte um die Versorgung von Obdachlosen in den letzten Wochen können durchaus einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Wohnungsnotfallhilfe leisten. Das begrüße ich sehr. Jetzt ist es aber an der Zeit, eine konstruktive, fachlich fundierte und zielorientierte Auseinandersetzung zu führen, um den Herausforderungen gerecht zu werden.“