Duisburg. Trotz Corona blieb der Gewinn der Sparkasse Duisburg 2020 auf dem Niveau des Vorjahres. So verändern Pandemie und Niedrigzins das Geschäft.

Trotz der Corona-Pandemie und Niedrigzinsen hat die Sparkasse Duisburg ihren Bilanzgewinn im Jahr 2020 mit rund 4,2 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres gehalten. „Das hat uns überrascht. Noch im Mai haben wir damit gerechnet, dass es keine schwarzen Zahlen geben könnte“, sagte Dr. Joachim Bonn bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag. Verantwortlich für das gute Ergebnis, so der Vorstandschef, seien ein Rekordvolumen von fast einer Milliarde Euro an Neukrediten sowie gute Geschäfte mit Immobilien und Wertpapieren.

Zu Beginn der Pandemie habe es gegolten, der Duisburger Wirtschaft und auch den Privatkunden schnell und unbürokratisch zu helfen, berichtete der Vorstand. Für 850 Firmenkundendarlehen (Volumen: 3,7 Mio. Euro) und 900 Privatkunden-Kredite (1,3 Mio. Euro) setzte die öffentlich-rechtliche Bank die Tilgung zeitweise aus, zahlte gleichzeitig die Liquiditäts- und Kredithilfen von Bund und Land aus und gab 66,5 Millionen Euro „Corona-Kredite“ an 382 Unternehmen aus.

Sparkassen-Vorstand: Lage der Duisburger Wirtschaft „vergleichsweise stabil“

„Wir sind dem Anspruch, Hauptakteur der Kreditversorgung der mittelständischen Wirtschaft zu sein, eindrucksvoll gerecht geworden“, sagt Bonn. „Vergleichsweise stabil“ nennt Helge Kipping die Lage der Duisburger Wirtschaft. „Wir sind verhalten optimistisch, obwohl es zeitversetzt noch eine Krisenwelle geben kann“, so der Vorstand, zuständig für das Firmenkunden-Geschäft.

Corona habe die Branchen sehr unterschiedlich getroffen. Über den Ernst der Lage vieler Unternehmen könne auch das Rekordwachstum bei den Neukrediten (+6,3%) nicht hinwegtäuschen – es sei getrieben vom Immobiliengeschäft.

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Dr. Joachim Bonn: „Umarmung der Kunden erdrückt und betriebswirtschaftlich“

Die Sparquote von 16,2 Prozent (+5,3%) wertet die Sparkasse als Vertrauensbeweis, „die Umarmung der Kunden erdrückt uns aber betriebswirtschaftlich“, so Joachim Bonn mit Blick auf die um 315 Millionen Euro auf fast 5,1 Milliarden Euro gestiegenen Kundeneinlagen.

Zwei Millionen Euro Negativzinsen zahlte die Sparkasse allein 2020 für die Deponierung bei der Bundesbank, sie nimmt deshalb erstmals von Kunden mit hohem Barbestand „Verwahrgebühren“ in Höhe des Bundesbankzinses von 0,5 Prozent (zum Bericht).

Sparkassen-Vorstand Helge Kipping setzt auf eine Ausweitung des Immobilien-Geschäfts in Duisburg.
Sparkassen-Vorstand Helge Kipping setzt auf eine Ausweitung des Immobilien-Geschäfts in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Auch Duisburger setzen auf Aktien

Im Gegenzug boome das Wertpapier-Geschäft (+23%). Aktien und Fonds sind für die Duisburger ebenso eine Alternative wie die eigene Immobilie.

Seit Anfang Februar gibt’s mit „Duisburg Invest Nachhaltigkeit“ den erste eigenen Fonds der Sparkasse. „Sehr erfreulich“ nennt Kipping auch das Volumen von 264 Millionen Euro (+24 Mio.) für private Hauskäufer.

Der Boom werde durch Großprojekte wie „6-Seen-Wedau“ anhalten, vermutet die Sparkasse. Mit einer jüngst gegründeten eigenen Immobilien-Gesellschaft will sie auch stärker in die Vermittlung, Vermarktung und Finanzierung von Gewerbe-Objekten einsteigen.

Niedrigzins belastet Sparkassen-Stiftungen

Mit rund 3,45 Millionen Euro hat das kommunale Geldinstitut auch im vergangenen Jahr wieder einen Großteil des Gewinns in der Stadt ausgeschüttet. Soziale Projekte, Sport, Bildung und Kultur in Duisburg profitierten. Allerdings machen die fünf Förderstiftungen der Sparkasse (31,5 Mio. Euro Vermögen) wegen des Niedrigzinses fast keinen Gewinn mehr. Ihre Ausschüttungen fließen aus Gewinnen der Sparkasse. „So wollen wir die Stiftungen als Marke stützen“, erklärt Joachim Bonn.

Pandemie beschleunigt die Digitalisierung des Bankgeschäfts

Die Digitalisierung des Geschäfts hat Corona auch bei der Sparkasse enorm beschleunigt. Sie registrierte 700 neue Online-Konten und 13.000 neue Nutzer ihrer Bank-App. Im Service-Center am Harry-Epstein-Platz stieg die Zahl der Anrufe um 180.000 auf 620.000, die Zahl der Video-Gespräche im digitalen Beratungscenter von 380 auf 485. Dort gibt es nun auch den „Robo-Advisor“ der Sparkassen-Tochter Smavesto, dessen Anlageberatung auf künstlicher Intelligenz basiert.

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Nach Umbauprogramm noch 16 von einst 42 Sparkassen-Geschäftsstellen

Auch dank Einsparungen könne die Sparkasse „Cash-Cow“ der Stadt bleiben, sagt Vorstandschef Bonn. Mit einer Reduzierung der Präsenz in der Fläche trage sie dem veränderten Kundenverhalten seit Jahren Rechnung. Nach Abschluss eines Umbauprogramms Ende 2022 bleiben von einst 42 noch 16 Geschäftsstellen, außerdem 29 SB-Standorte und sieben Geldautomaten im Stadtgebiet. Die Zahl der Mitarbeiter sank seit 2010 von etwa 1270 auf 1100.

>> SPARKASSENVORSTAND: MARCUS BUDINGER RÜCKT AUF

  • Mit der Verabschiedung von Ulrich Schneidewind im November reduzierte sich die Zahl der Sparkassenvorstände von drei auf zwei.
  • Marcus Budinger ist als stellvertretendes Vorstandsmitglied in die Führungsriege aufgerückt, wo er das Privatkundengeschäft verantwortet.
  • Der gebürtige Duisburger, er lebt mit seiner Familie in Serm, ist Eigengewächs der Sparkasse, absolvierte dort nach dem Abitur schon seine Ausbildung. Über den Besuch der Sparkassen-Akademie hat sich der 42-Jährige für Führungsaufgaben qualifiziert.