Duisburg. Die Sinteranlage an der Helmholtzstraße ist inzwischen vollständig zurückgebaut. Welche Pläne die Stadt Duisburg mit der Industriebrache hat.
Sieben Jahre hat es gedauert, Schornstein und Gebäude zu beseitigen; inzwischen ist das einstige Thyssen-Gelände an der Helmholtzstraße vollständig zurückgebaut. Die 31 Hektar große Fläche zwischen Untermeiderich und Beeck soll jetzt in den Besitz der Stadt Duisburg übergehen, und später als Grünfläche den Landschaftspark Nord ergänzen.
Die Gespräche zur Übernahme werden derzeit vom Unternehmen NRW.Urban und der Stadt geführt. NRW.Urban entwickelt im Auftrag des Landes alte Industrie- und Gewerbeflächen und hatte das Grundstück samt alter Sinteranlage des Ruhrorter Hüttenwerkes schon 1994 zu diesem Zweck erworben.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Sinteranlage in Meiderich gesprengt: Abriss mit Kran und Bagger unmöglich
2014, als die finanziellen Mittel abrufbar waren, konnte der Rückbau beginnen. Bis Ende 2015 wurde in einem ersten Bauabschnitt ein 11.000 Quadratmeter großer Teil der Sinteranlage abgerissen. Bis zum Start des zweiten Bauabschnitts vergingen wieder einige Jahre – erst 2020 erfolgte der Rückbau des sogenannten Gebläsehauses, des angrenzenden Trafogebäudes sowie des rund 120 Meter hohen Abluftkamins.
Die Sprengung dieses Schornsteins zog im Juli 2020 viele Schaulustige an, die das Spektakel aus der Ferne verfolgten. Das sah nicht nur spektakulär aus, sondern war auch kein leichtes Unterfangen: Der Kamin habe den Experten durchaus Kopfzerbrechen bereitet, erklärt eine Sprecherin von NRW.Urban.
Demnach schlossen Höhe und Massivität des Schornsteins einen Abbruch mit Kran und Bagger von vornherein aus. Zudem sei das Bauwerk aus den 1950er-Jahren in einer recht eigentümlichen Bauweise errichtet worden; genaue Unterlagen zur Statik fehlten. Die Sprengung gelang dann am 1. Juli 2020 mit Hilfe eines renommierten Unternehmens und unter Einsatz von rund 50 Kilogramm Sprengstoff.
Grüne Ausgleichsfläche für Ikea-Ansiedlung in Duisburg
Auch interessant
Nach Angabe von Projektleiterin Birgit Jakoby umfasste der Rückbau insgesamt 8400 Kubikmeter beziehungsweise 17.000 Tonnen Abbruchmaterial. Schadstoffbelastete Bauteile mussten separiert und entsorgt werden; einbaufähiges Abbruchmaterial habe man dagegen für die Verfüllung der Kellerräume verwendet.
Als nächstes soll auf dem Grundstück eine Grünanlage entstehen; an diesem Plan hält die Stadt Duisburg nach aktueller Auskunft fest. Das Gelände soll dann als Ausgleichsfläche dienen, deren Einrichtung nach der Ikea-Ansiedlung am Autobahnkreuz Nord zwingend vorgeschrieben war.
In den vergangenen Jahren hatte die alte Industrieanlage einen Ruf als „Lost Place“ erlangt. Graffiti, Reste abmontierter Kupferkabel sowie Fotos im Internet zeugten lange von gefährlichen und unbefugten Aufenthalten von Eindringlingen. 2013 ereignete sich ein schweres Unglück: Eine Teenagerin stürzte beim Klettern auf der Sinteranlage und erlitt tödliche Verletzungen. Mauern, Zäune und ein Wachdienst konnten danach weitere Unfälle verhindern.
>>HELMHOLTZSTRAßE IN DUISBURG: SINTERPRODUKTION SEIT 1957
• Wohl 1957 war an der Helmholtzstraße die Produktion von Sinter für das damalige Unternehmen Phoenix-Rheinrohr aufgenommen worden. 1964 ging die Sinteranlage mit dem Ruhrorter Werk in den Besitz von Thyssen-Stahl über.
• Beim Sintern wird Erz bei großer Hitze zusammengebacken, um es „stückig“ zu machen. Die größeren Erzstücke erlauben im Hochofen das Durchströmen von Gas durch die Mischung von Erz, Koks und Zuschlagstoffen. Gäbe man Erz in Staubform zu, würde das Feuer im Hochofen ersticken.
• 1983 wurde die Anlage stillgelegt. Elf Jahre später erfolgte auf Antrag der Stadt Duisburg der Kauf des gesamten Geländes durch NRW.Urban beziehungsweise dessen Vorgängerunternehmen. NRW.Urban ist ein Tochterunternehmen des Landes und erwirbt solche Industrieflächen als Treuhändler für die Kommunen, die sie nach deren Aufbereitung übernehmen.