Duisburg/Düsseldorf.. Ein Juwelier aus Duisburg war der Kopf eines Netzwerks eines bundesweiten “Hawala-Banking“-Netzes. Der 52-Jährige hat vor Gericht gestanden.

Im Prozess um das sogenannte Hawala-Banking hat der Hauptangeklagte ein Geständnis abgelegt. Der 52 Jahre alte Juwelier aus Duisburg räumte ein, der Kopf des bundesweiten Hawala-Netzwerks gewesen zu sein. „Alle in der Anklageschrift aufgeführten Vorwürfe sind zutreffend“, hieß es in der Erklärung seines Verteidigers am Montag vor dem Düsseldorfer Landgericht.

„Ich habe das System mit aufgebaut“, ließ der Juwelier erklären. Es habe Anfang 2018 in Duisburg klein angefangen und sei dann immer größer geworden. „Die Verlässlichkeit und Pünktlichkeit meines Systems sprachen sich rum.“

"Deutsche Banken nehmen bei Überweisungen ins Ausland sieben Prozent Gebühren"

„Ich habe zwar gewusst, dass das Hawala-Banking in Deutschland strafbar ist, aber nie an organisierte Kriminalität gedacht“, betonte der Juwelier. Sein Verteidiger führte aus, dass deutsche Banken auch nicht als kriminelle Vereinigungen gelten. „Und die“, so Anwalt Klaus Bernsmann, „nehmen bei Überweisungen ins Ausland durchschnittlich Gebühren von sieben Prozent“.

Beim Hawala-Banking können Kunden gegen eine Provision von ein bis zwei Prozent Bargeld ins Ausland überweisen. Mit sechs mutmaßlichen Komplizen im Alter zwischen 33 und 53 Jahren soll der Duisburger zwischen Mitte Januar 2018 und Mitte November 2019 über 2500 illegale Geld-Transfers ins Ausland abgewickelt haben – mit einem Volumen von mehr als 210 Millionen Euro.

In Deutschland sechs Tonnen Gold angekauft und verkauft

Damit wurde laut Anklage systematisch gegen das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz verstoßen, denn solche Finanztransfers sind in Deutschland nur mit Zustimmung der Bankenaufsicht erlaubt. Das Hawala-System ist in muslimischen Ländern weit verbreitet.

Aufgrund der großen Nachfrage seien neben Duisburg auch in anderen deutschen Städten immer mehr Einzahlstellen eingerichtet worden, meist in Juwelier- und Schmuckgeschäften. „Alle Transaktionen liefen über mich, alle eingezahlten Gelder wurden zu mir nach Duisburg gebracht“, so der Angeklagte.

52-jähriger Juwelier sitzt seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft

Um die finanzielle Schieflage bei den vor allem in Richtung Türkei verlaufenden Transfers auszugleichen, wurden in Deutschland über sechs Tonnen Gold angekauft, dann verkauft und der Erlös an die Bargeld-Abholstellen in der Türkei ausgezahlt.

Der 52-jährige Juwelier sitzt seit seiner Festnahme Mitte November 2019 als einziger Angeklagter noch in Untersuchungshaft. Er hatte bereits bei der Polizei umfangreich ausgesagt.

Das Netzwerk war Mitte November 2019 bei einer Großrazzia ausgehoben worden. Über 800 Polizisten, Beamte der Finanzaufsicht und Steuerbehörde waren in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Hamburg, Berlin, Baden-Württemberg und in den Niederlanden im Einsatz. Der Prozess wird fortgesetzt. (dpa)