Duisburg. Fred ist Schrottplatzchef in Duisburg und Youtube-Star. Wie seine Welt zwischen Zigaretten, einem Klavier und jamaikanischem Grill aussieht.

Im Duisburger Süden, umtost vom Verkehrsrauschen der Oberen Kaiserswerther Straße, gibt es eine verborgene, ganz und gar andersartige Welt: Es ist die Welt von Alfred „Fred“ Bauhaus und seinem Schrottplatz, auf dem er sich tagtäglich mit seiner Firma „Autoverwertung Bauhaus“ um Ersatzteile und Schrottautos kümmert – und mit seiner unverblümten, ehrlich Art Kunden, Belegschaft und sogar Influencer begeistert.

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Seit einem Jahr ist Fred Star einer Doku auf der Videoplattform Youtube, beim Schrott ist er schon viel länger. In seinem, ohne zu übertreiben, ikonischen Büro, umringt von Schlüsseln, hingeschmierten Telefonnummern und Erinnerungen an der Wand, erzählt Fred mit einer Kippe im Mund von früher. „Ich hab ‘ne Lehre bei Mercedes gemacht, da hab ich schon hier bei meinem Oppa auf dem Schrottplatz geholfen, Taschengeld verdient. Und als ich 18 war, hab ich den Platz dann übernommen.“ So direkt und schnörkellos, wie der Schrottplatzchef auch im Leben ist.

Freds Schrottplatz in Duisburg: „Das kann man bis ins hohe Alter machen.“

Mittlerweile ist Fred 65, seit 43 Jahren auf dem Schrottplatz, aber mit Rente habe er nichts am Hut. „Ja, wieso denn?“, fragt Fred, wie er es gerne tut, wenn etwas für ihn selbstverständlich ist. Schwiegersohn Ali freut sich jedenfalls, „ist doch gut wenn du hier bleibst“, und Fred ist sich sicher: „Hier sitzen, telefonieren, Kunden bedienen, das kann man doch bis ins hohe Alter machen.“ Die nächste Zigarette.

Alles im Blick: Fred Bauhaus weiß auf seinem Duisburger Schrottplatz genau, wo welche Teile lagern.
Alles im Blick: Fred Bauhaus weiß auf seinem Duisburger Schrottplatz genau, wo welche Teile lagern. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Zur Zigarette gibt es auch den berühmte Schrottplatz-Kaffee, gekocht mit Mineralwasser, „da bilde ich mir ein, dass der gesünder ist, Calcium und so.“ Fit ist Fred auf jeden Fall noch, vor allem im Kopf. „Die besonderen Teile, da weiß ich auswendig, ob wir die haben oder nicht.“ Da geht es dann zum Beispiel um eine T4-Tür, Fred lässt lieber nochmal nachschauen. „Geh mal gucken im Lager, ob mit Fenster oder ohne, T4-Tür“, ruft er per Lautsprecher.

Ein Leichenwagen kam Fred nicht ins Haus

Wer zu Fred auf den Schrottplatz kommt, kann sich Autoteile selbst aus- und abbauen, Freds Idee, „denn wer so ein Teil abbauen kann, weiß auch, wie er es Zuhause wieder dranbaut.“ Frischen Nachschub gibt es immer, Privatkunden bringen Autos, aber auch Unfallwagen und polizeilich beschlagnahmte Fahrzeuge landen auf dem Schrottplatz. Und: „Wir sind so flexibel, wenn uns ein Privatkunde anruft, kommen wir vorbei, holen das Auto und übernehmen auch die Abmeldung.“ Darauf eine Zigarette.

Fred hat also fast alles, bloß eins nicht: einen Leichenwagen. „Das war das skurrilste, was hier einer abgeben wollte. Aber Ali hat gesagt ne, das bringt Pech. Da haben wir den nicht genommen.“ Dafür gehen fast täglich kleine Dinge über Freds kultige Ladentheke, mal ein Sicherheitsgurt für 30 Euro, mal eine Batterie. „Kleinvieh macht auch Mist“, sagt Fred, da kommt auch schon der nächste Kunde ins Büro.

Nur für ein Selfie: Influencer besuchen Fred

„Sach’ erstmal, was du brauchst“, raunt Fred mit aller Routine aus über 40 Jahren Schrottplatz, „Sprinter? Steht draußen auf dem Hof einer, geh mal gucken.“ Zurück zur Zigarette und zum „Schrotti aus dem Fernsehen“, lacht Fred, so nennen ihn Youtuber und andere Influencer die extra für den Autoverwertungs-Paradiesvogel nach Duisburg kommen und Selfies machen möchten.

Ein Klavier, ein Klavier: Freds Bruder spielt auf dem Schrottplatz Klavier. So skurril wie passend bei Autoverwertung Bauhaus.
Ein Klavier, ein Klavier: Freds Bruder spielt auf dem Schrottplatz Klavier. So skurril wie passend bei Autoverwertung Bauhaus. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

15 bis 30 zahlende Kunden hat Fred am Tag, von 60 bis 80 Menschen, die im Schnitt vorbeischauen. Gerade kommt ein Duisburger ins Büro, nächste Woche will er seine Alufelgen loswerden, Fred verspricht, sie zu nehmen und sogar noch Geld zu zahlen, anderswo müsste man noch Abfallkosten zahlen. „Leben und leben lassen“, sagt Fred, und lässt das Feuerzeug klicken.

„My Way“ und eine jamaikanische Legende in der Lagerhalle

Mitten in der Lagerhalle, wo sich ausgeschlachtete Autos türmen und regaleweise Ersatzteile lagern, steht ein Klavier. Es wäre ein seltsamer Anblick, doch wer fünf Minuten mit Fred verbracht hat, wundert sich nicht mehr. „Da macht mein Bruder oft Musik“, erinnert sich der Schrottprofi mit glänzenden Augen, prompt kommt besagter Bruder zu Besuch und gibt „My Way“ zum besten. Fred singt den Refrain lautstark mit.

„Willste nen Spruch haben? Fred arbeitet ab und zu mit dem großen Schlüssel.“
„Willste nen Spruch haben? Fred arbeitet ab und zu mit dem großen Schlüssel.“ © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Hoch oben, direkt unter einem Mercedes, tront „Smokey Joe“, ein Grill aus Jamaika, dort wo Fred seit 20 Jahren urlaubt. Der Grill ist über 50 Jahre alt und ein Internetstar, jetzt steht er bei Fred, wie das Klavier: wenig verwunderlich. „Willste nen Spruch haben“, fragt Alfred Bauhaus mit breitem Grinsen, als er gerade durchs Kleinteillager stöbert. Mit einem riesigen Schraubenschlüssel in der Hand, die Zigarette im Mundwinkel, verkündet er: „Fred arbeitet ab und zu mit dem großen Schlüssel.“

>> MEHR ÜBER FRED UND SEINE DOKU

  • Fred und seine Autoverwertung Bauhaus sind telefonisch unter 0203 77 16 41 oder per E-Mail an autoverwertung-bauhaus@web.de zu erreichen. Mehr über den Schrottplatz gibt es im Internet unter autoverwertung-bauhaus.de.
  • Alle Folgen der Doku über Fred und seinen Schrottplatz gibt es im Internet auf Youtube zu sehen.