Duisburg. Nach dem Überfall auf einen Juwelier hat die Polizei bei einer Razzia in Duisburg Verdächtige festgenommen. Ermittlungen führen ins Clan-Milieu.
Es ist 6 Uhr am Mittwochmorgen, als mehrere Einheiten der Polizei in den Duisburger Stadtteilen Laar und Marxloh zugreifen. Schnell und gezielt gehen die vermummten Einsatzkräfte in elf Wohnungen sowie Räumen eines deutsch-libanesischen Kulturvereins vor. Der Grund für die Razzia sind Ermittlungserkenntnisse nach einem brutalen Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft an der Weseler Straße im Oktober.
Nach Informationen unserer Redaktion gehen die Ermittlungen und die Durchsuchungen über die Fahndung nach den Räubern von Marxloh weit hinaus – und reichen tief hinein ins Milieu krimineller libanesischer Clans.
Razzia gegen Clans in Duisburg: Polizei meldet Festnahmen
Fünf Festnahmen meldet die Polizei einige Stunden nach dem Überraschungsangriff im Morgengrauen. Sie ordnet die Verdächtigen offiziell dem Clan-Milieu zu. Gegen einen der Männer besteht aus einem weiteren Verfahren ein Haftbefehl. Er soll an diversen Geschäftseinbrüchen beteiligt gewesen zu sein.
Hinzu kommen vier weitere vorläufige Festnahmen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die insgesamt neun festgenommenen Personen sind nach Angaben von NRW-Innenminister Herbert Reul allesamt polizeibekannt und sollen nun dem Haftrichter vorgeführt werden.
Razzia in Duisburg
An der Friedrich-Ebert-Straße führen Beamte gegen 9.30 Uhr einen jungen Mann aus dem Haus Nummer 122 ab. Er trägt eine graue Jogginghose und eine schwarze Daunenjacke.
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In dem Haus in Laar, das in der Nachbarschaft der Kirche dort liegt, sitzt der „Internationale Kulturverein Duisburg-Laar“. So steht es auf einem Schild mit einer deutschen und einer libanesischen Flagge an der Fassade. Ob dieser Verein wirklich existiert, ist allerdings fraglich. Eine Homepage gibt es nicht, eine Telefonnummer auch nicht.
„Informationen aus den Ermittlungen führten zu den Vereinsräumen“, sagt Polizeisprecher Jonas Tepe. Weitere Details könne die Behörde aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht nennen.
Spezialeinheit in Duisburg im Einsatz
An diesem Mittwochmorgen sind 160 Kräfte der Einsatzhundertschaft, Diensthundeführer, Kripo-Ermittler und die Spezialisten der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit im Einsatz.
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Sie suchen nach Tatverdächtigen und Beweismitteln. Nach Polizeiangaben gehe es bei der Razzia auch um einen „Vermögensarrest“. Dieser ermöglicht es den Strafverfolgungsbehörden, auf das Geld und den Besitz Verdächtiger zuzugreifen – und diesen den Zugriff darauf während weiterer Ermittlungen zu entziehen. Ein Mercedes und 20.000 Euro Bargeld werden in diesem Zusammenhang bei den Durchsuchungen sichergestellt.
Auch die Wahl dieses Mittels zeigt, dass es sich bei dem Großeinsatz um einen Schlag gegen organisierte Clan-Kriminalität handelt. Bei dem brutalen Überfall auf den Juwelier von der Weseler Straße sollen die Räuber zudem fette Beute gemacht haben.
Auch 1,5 Kilogramm Amphetamin, 100 Gramm Marihuana und Schreckschusswaffen kassieren die Polizisten bei der Razzia ein. Außerdem finden sie Goldschmuck. Ob dieser aus dem Überfall in Marxloh stammt, wird nun überprüft. Teilweise seien die Beweismittel in der Hausfassade versteckt gewesen, heißt es.
Überraschender Tierfund in Hinterhof und Keller
Ein Fund im Hinterhof überrascht die Einsatzkräfte am Mittwoch: In einem Zwinger und in einer Gartenlaube werden mehrere Hunde, darunter auch zwei Bulldoggen, gehalten. Mitarbeiter des Veterinäramts stellen die Tiere sicher, da es sich nach Aussage einer Tierärzten um eine „nicht artgerechte Haltung“ handle.
Aus einem Kellerraum ohne Tageslicht nehmen die Veterinäramtsmitarbeiter zudem eine Katzenmutter und vier Junge mit. „Die Hintergründe hierzu sind noch unklar“, sagt Polizeisprecher Tepe.
Monatelang ermittelten Polizei und Staatsanwaltschaft nach der Tat vom 11. Oktober in einer Ermittlungsgruppe. An jenem Montag hatten drei Männer gegen 9.30 Uhr einen 58 Jahre alten Mitarbeiter des Juweliergeschäftes an der Weseler Straße mit einer Schusswaffe bedroht, gefesselt, geknebelt und Schmuck aus dem Geschäft gestohlen. Der Wert des erbeuteten Schmucks soll im hohen sechsstelligen Bereich liegen. Kurz vor Weihnachten hatte das Duisburger Präsidium zur Öffentlichkeitsfahndung Fotos in Umlauf gebracht.
>> Junge Männer beobachten Einsatz
- Mehrere junge Männer haben am Mittwoch in Laar den Einsatz der Polizei beobachtet.
- Immer wieder tauchten sie vor Ort auf und provozierten die Beamten zum Teil verbal.