Duisburg. Viele Sticker schmücken das Auto von Timo Honda – zur EM auch 24 Fahnen. Was der Duisburger auf der Straße erlebt und warum die Polizei staunt.
Ferrari, Bugatti oder Lamborghini – Sportwagen dieser Luxusmarken ziehen Blicke auf der Straße oft magisch an. Doch dass sich Passanten nicht von einem kleinen Honda Jazz abwenden können, ist eher unüblich – in Duisburg aber alltäglich. Zumindest wenn Timo Honda am Steuer sitzt.
Ganz gewöhnlich sieht sein japanischer Kleinwagen nicht aus: Hunderte Sticker schmücken die Karosserie und verwandeln das sonst so unscheinbare Automobil in ein fahrendes Wimmelbild. Pünktlich zur EM 2021 hat der Fußballfan aus Untermeiderich auch die 24 Flaggen aller teilnehmenden Länder montiert.
Hunderte Sticker, 24 Fahnen – Duisburger fährt auffälliges Auto
Blicke sind dem Duisburger bei Deutschlands wohl auffälligstem Kleinwagen garantiert: „Jeder guckt. An der roten Ampel vergessen Menschen, neben mir weiter zu fahren“, erklärt der 26-Jährige. Steht er mit seinem Wagen, halten viele an, um ein Foto zu schießen. „Viele Kinder sind fasziniert“, sagt der Duisburger, der sich passend zum Kfz den Künstlernamen Timo Honda verpasst hat.
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Angefangen hat seine Sticker-Leidenschaft vor etwa vier Jahren. Ein blauer Rennwagenaufkleber war der erste, den die Karosserie schmückte. „Das Auto war zu langweilig. Jetzt ist es eins, das keiner hat.“ Unzählige Smileys mit verschiedenen Emotionen, Flaggen diverser Nationen oder Sprüche wie – „Klopapier-Krise 2020: Ich war dabei“ – hat der Duisburger angebracht. Auch Hinweise zur Rettungsgasse wurden platziert.
Die Waschanlage ist für das Auto tabu
„Im Keller liegen 2000 Sticker“, sagt der 26-Jährige, der viele der klebenden Exemplare im Internet bestellt. Eine eiserne Reserve, denn nicht immer halten die Aufkleber ewig. Die Waschanlage ist deshalb auch tabu, geputzt werden Blechteile und Felgen nur mit der Hand.
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Auch Fremde haben sich schon mit Stickern verewigt. Timo Honda erkennt das sofort: So hat sich Geißbock Hennes samt Wappen des 1. FC Köln auf die Motorhaube verirrt. Der Aufkleber bleibt zwar dran, Timos Herz schlägt aber für den FC Bayern München und den MSV Duisburg. Auch das Konterfei vom jungen Thomas Gottschalk wurde von Unbekannten an den hinteren Kotflügel gepappt.
Polizisten halten Timo Honda häufig an
„Der TÜV lacht nur“, erzählt Timo Honda, wenn er das Auto mit einem Kilometerstand von 280.000 zur nächsten Hauptuntersuchung bringt. Bislang gab es den für Timo im doppelten Sinn begehrten Aufkleber aber problemlos. „Kein Rost bisher“, sagt er kurz und knapp, mal ein Ölwechsel habe auf der Werkstatt-Rechnung gestanden.
Bei Polizisten im Viertel ist Timo Honda schon bekannt. „Die Polizei hat mich auch schon einmal angehalten, nur um zu gucken“, sagt er und lacht. Einen Aufkleber der Behörde gab es bisher aber leider nicht, auch wenn die Beamten sich bemühen wollten. Die nächste Kontrolle komme aber bestimmt, ist sich der Duisburger sicher. Ein Vergehen sind die ganzen Extras aber nicht.
Bereits sein zehntes Auto
Apropos Besonderheiten: Die gibt es auch im Inneren. Discolicht „für mehr Ambiente“, ein kleiner tragbarer DVD-Player auf der Rückbank, ein Sammelsurium an Figürchen für noch mehr Deko rund ums Armaturenbrett und schwarz-neongrüne Sitzbezüge sind nur ein paar Beispiele.
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Sein erstes Auto ist der Honda Jazz übrigens nicht. „Ich hatte schon zehn Wagen“. So lange treu ist er aber keinem Fahrzeug geblieben. Ihn einzutauschen, darüber denkt er auch bislang nicht nach. Im Gegenteil: Für die Europameisterschaft gab es extra noch einen großen neuen Scheibenaufkleber mit dem Schriftzug „Uefa Euro EM 2021“.
Seine Prognose für das Turnier dürfte den Fans der deutschen Nationalmannschaft gefallen: „Vielleicht erreichen wir das Finale.“ Eines steht dann aber fest: Bei anschließenden Feierlichkeiten im Autokorso zieht der Duisburger wieder alle Blicke auf sich.
>> UEFA EURO 2021: WANN DEUTSCHLAND INS TURNIER EINGREIFT
- Die Fußball-Europameisterschaft beginnt am Freitag, 11. Juni, mit dem Spiel Türkei gegen Italien in Rom. Die deutsche Nationalmannschaft wird ihr erstes Gruppenspiel am Dienstag, 15. Juni, gegen Frankreich bestreiten. Anpfiff ist um 21 Uhr in München.
- Die EM findet in diesem Jahr in elf verschiedenen Ländern statt. Wie schon 2016 nehmen 24 Nationalmannschaften an dem Turnier teil. Wegen der Pandemie wurde das ursprünglich für 2020 geplante Sportgroßereignis um ein Jahr verschoben.