Dortmund. Die Thier-Galerie steht vor einem Umbau. Center-Manager Torben Seifert sagt, wie er das Shopping-Center in Dortmund künftig gestalten will. Ein Interview.
Seit zwei Jahren leitet Torben Seifert die Thier-Galerie. Jetzt steht sie vor dem größten Umbau seit 13 Jahren. Im Interview verrät der Center-Manager, wie er das Dortmunder Einkaufszentrum für die nächsten Jahre sicher aufstellen will, warum auch eine Amazon-Packstation dabei helfen kann und welche großen Baustellen er noch in der City sieht.
Shopping-Center haben in den letzten Jahren mit einem Besucherrückgang zu kämpfen. Glauben Sie, Malls wie die Thier-Galerie werden dennoch eine Zukunft haben?
Ja, auf alle Fälle. Aber ausschließlich mit Mode wird das nicht gehen. Center müssen vielmehr ein lebhafter Marktplatz werden. Und das heißt: gefragte Marken, neue regionale Anbieter, Ausbau von Dienstleistungen und dann das Thema Entertainment und Erlebnis.
Was heißt das konkret?
Ich denke, dass wir breiter aufgestellt sein müssen als zuvor. Und zwar auf drei Säulen: Wir brauchen einen guten Mietermix, müssen den Dienstleistungssektor weiter ausbauen und den Bereich Shopping & Erlebnis stärken.
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Der Einzelhandel hat es im Moment ja recht schwer. Eine Pleite jagt die nächste.
Ja, wie alle überall – ich meine in Einkaufszentren und Innenstädten – werden wir von einer Vielzahl an Insolvenzen teilweise sogar „überrollt“. Aber es gibt auch viele positive Signale: Mehrere Stores sind renoviert worden, die Unternehmen haben investiert. Darunter Bijou Brigitte, Pandora, Christ und unser Ankermieter Intersport. Ab dem 11. November startet dann das Refurbishment, also die Renovierung, von Starbuck‘s. Das alles sind gute Zeichen.
Wird es bald auch wieder ganz neue Mieter geben?
Ja, wir bekommen auch neue Geschäfte. Der Juwelier Orovivo zieht ins frühere Hussel-Ladenlokal ein, Niu Niu mit seinem jungen Sortiment kommt im ersten Quartal 2025 und der Sportnahrungs-Anbieter Biotech hat auch vor einigen Wochen erst eröffnet.
Das ist der Mietermix. Was muss man sich unter den Dienstleistungen in der Thier-Galerie vorstellen?
Wir haben etwa ein weiteres Reisebüro hinzubekommen, es ist das dritte in unserem Center. Es funktioniert gut und wir sind sehr froh, dass wir mit Stoffregen einen regionalen Partner für uns gewinnen konnten. Das DRK-Blutspendezentrum zähle ich auch in den Dienstleistungsbereich. Hier verknüpfen wir Shopping und Dienstleistung: Der Kunde spendet Blut, erhält vor Ort einen kleinen Snack oder Drink und obendrauf noch einen Centergutschein.
Und Sie haben gerade eine DHL-Packstation in Betrieb genommen. Lohnt sich das mitten in der Stadt?
Ja total. Vor allem für die Menschen, die in der Innenstadt arbeiten. Nach den ersten vier Wochen kann man schon sagen: Die Nutzerzahlen sind gut. Daher werden wir auch zukünftig noch eine Amazon-Packstation in der Mall installieren.
Schneiden Sie sich damit nicht ins eigene Fleisch?
Jeder von uns bestellt auch im Internet. Wir müssen schauen, wie man dort eine Brücke schlagen kann. Da darf es keine Denkverbote geben. Es wäre grundverkehrt am Rand zu stehen und nur zuzuschauen. Wir müssen die Dinge mitentwickeln.
Und wenn es schiefgeht?
Wir müssen mutig sein, neue Dinge umzusetzen und einfach auszuprobieren. Im Vordergrund steht die Entwicklung von Immobilien, nicht die Verwaltung.
Gut funktioniert hat die Rollerdisco, sie kommt bald wieder. Ist das eines der Events, von denen Sie sprechen?
Ja, die Rollerdisco haben wir vor zwei Jahren das erste Mal angeboten. Solche Events haben eine große Resonanz, die Leute kommen von weither. In diesem Advent wollen wir sie wieder anbieten, am 22. / 23. November, am 29. / 30. November und auch am 1. Dezember – dem verkaufsoffenen Sonntag in der Dortmunder Innenstadt. Aber auch die Thier-Con, die Cosplay-Convention im September, war ein wahnsinniger Erfolg. Mehr als 80.000 Besucher waren vor Ort – hier haben wir einfach mal eine ganz neue Klientel angesprochen – und es hat funktioniert. Ein tolles Familienevent für jedermann.
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Wie entwickeln sich die Besucherzahlen ansonsten?
Die Besucherzahlen entwickeln sich im Vergleich zum Vorjahr positiv. An den Wochenenden begrüßen wir zwischen 30.000 und 40.000 Besucher, während wir an normalen Wochentagen durchschnittlich bei etwa 23.500 Besuchern liegen. Wir spüren aber deutlich die Auswirkungen der fehlenden A-45-Brücke in Lüdenscheid. Dadurch geht uns einiges an Frequenz verloren.
Die Thier-Con hat viel Frequenz gebracht, aber auch eine spezielle Klientel. Was können Sie denn noch für die breite Masse anbieten, um das Center attraktiver zu machen?
Ich denke, wir können noch regionaler werden. Die Klage, dass alle Innenstädte dieselben Angebote haben, ist bekannt. Da wollen wir gegensteuern, individueller werden. Veränderungsprozesse im Handel benötigen Zeit, da sie oft tiefgreifende Anpassungen in Strukturen, Abläufen und Strategien erfordern. Ein nachhaltiger Wandel ist nur durch schrittweise Umsetzung und kontinuierliche Anpassung möglich, um langfristig erfolgreich zu sein und Kundenbedürfnisse optimal zu erfüllen.
Ein anderes Schlagwort ist Aufenthaltsqualität. Was tun sie dafür?
Ich denke, da haben wir in Dortmund noch einige Hausaufgaben zu machen. Es gibt immer eine Vielzahl an Themen in einer Innenstadt: Grünflächen, Obdachlose, Drogenszene, Toiletten, Leerstandsflächen, usw. Die Stadt hat nun ein Citymanagement mit einem City-Manager etabliert – die Probleme werden angegangen – aber auch hier gilt: Veränderungsprozesse benötigen Zeit! Das Gute an Dortmund: Es gibt viele Akteure aus Politik und Wirtschaft, die gemeinsam an einem Strang ziehen.
Wieviel Geduld haben Sie denn noch für die vielen Baustellen in der City?
Natürlich sind diese für alle Innenstadtbesucher nicht schön. Aber es ist doch ein klares und gutes Zeichen, dass was in Dortmund passiert, egal ob im früheren Haus von der Mayerschen, von Elektro Conrad oder Appelrath. Denn eines darf man nicht vergessen: Der Westenhellweg ist trotz allem noch immer eine der Top-Einkaufsstraßen in Deutschland.
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