Dortmund. Seit Jahren ist eine Brücke im Dortmunder Unionviertel für Schwertransporte gesperrt. Stattdessen rollen sie durchs Wohnviertel. Noch lange.

  • marode Brücke "Lange Straße" seit 2017 teils gesperrt
  • Lkw (auch Schwertransporte) müssen durchs Kreuzviertel
  • Anwohnende kämpfen gegen Folgen der Umleitung
  • rund 30 Lkw pro Tag transportieren bis zu 28 Tonnen schwere Stahlringe nach Lippstadt
  • Werk seit 1855 an diesem Standort (heute thyssenkrupp rothe erde)

Irgendwie müssen sie ja raus aus Dortmund: Mehrmals täglich verlassen tonnenschwere Stahlringe auf Tiefladern das Werk von thyssenkrupp rothe erde am Rande des Kreuzviertels – aber der direkte Weg über die Rheinische Straße zur Autobahn ist versperrt. Seit 2017 müssen die Laster mitten durchs Wohngebiet.

Eine kleine Brücke über zwei Bahngleise ist so marode, dass sie für beladene Lkw gesperrt ist. Sogar Autos dürfen nur einspurig darüber. Die Baustellenampel an der Langen Straße, eigentlich ein Provisorium, ist längst zur festen Einrichtung geworden.

Dortmunder Kreuzviertel: Schwertransporte durch Wohnstraßen

Die Folge: Die Schwertransporte quälen sich durch Wohnstraßen, um zur Autobahn zu kommen. Über die Kuithanstraße durch Kreuzstraße, Neuen Graben oder Lange Straße, überall Tempo 30. Es geht (je nach Strecke) vorbei an zwei Kitas, vier Schulen, Südwestfriedhof – und quer über den Radschnellweg Ruhr.

Diese marode Brücke im Dortmunder Unionviertel ist für schwere Lkw gesperrt – der Umweg führt durch Wohnstraßen im Kreuzviertel. (ThyssenKrupp oben im Bild)
Diese marode Brücke im Dortmunder Unionviertel ist für schwere Lkw gesperrt – der Umweg führt durch Wohnstraßen im Kreuzviertel. (ThyssenKrupp oben im Bild) © Unbekannt | Hans Blossey/Funke Foto Services

Ensprechend belastet ist der Straßenbelag, und erst recht die Anwohnenden: Sie sind genervt vom Lärm, von nächtlichen Parkverboten und vom Gefühl mangelnder Sicherheit. Ganz zu schweigen vom stockenden Verkehr, wenn dem Lkw an einer verengten Stelle mal ein Bus entgegenkommt.

thyssenkrupp rothe erde: 30 beladene Lkw pro Tag

Rund 60 Fahrten seien es pro Tag, weiß Werksleiter Dr. Thomas Reip. 30 Leerfahrten hin, 30 volle Lkw zurück. Fast alle davon fahren zum rothe-erde-Werk nach Lippstadt. Dort werden die Stahlringe weiterverarbeitet, die größten davon zu Bauteilen für Windräder. Die meisten Transporte seien normale Planen-Lkw – nur bei Stahlringen über 2m Durchmesser kommen die markanten Tieflader zum Einsatz, auf denen die schrägliegenden Ringe offen transportiert werden. Von den richtig großen Schwertransporten mit Stahlringen bis zu 28 Tonnen gebe es nur ein bis zwei pro Nacht, so Reip.

Die Schwertransporte sind beladen mit Stahlringen, von klein bis riesengroß. Hier ein Bild vom Werk in Lippstadt, wo die Ringe weiterverarbeitet werden.
Die Schwertransporte sind beladen mit Stahlringen, von klein bis riesengroß. Hier ein Bild vom Werk in Lippstadt, wo die Ringe weiterverarbeitet werden. © Unbekannt | Volker Hartmann/FUNKE Foto Services

Zufrieden ist der Werksleiter mit der Situation natürlich nicht. Er hätte lieber heute als morgen eine neue Brücke. Die Transporte über den werkseigenen Bahnabschluss abzuwickeln scheitere an zwei Punkten: Die großen Ringe passen nicht auf den Zug, und das Werk in Lippstadt hat keinen Bahnanschluss.

Die Beschwerden der Anwohnenden verstehe er natürlich und gehe auch darauf ein. Etwa mit dem Zugeständnis, gegen 8 Uhr an Schultagen keine Transporte zu fahren – wegen des Schulverkehrs.

Anwohnende kämpfen gegen die Folgen der Umleitung

Eine engagierte Bürgerinitiative kämpft gegen die Auswirkungen der Umleitung. Was die Anwohner und Anwohnerinnen bisher erreicht haben:

  • Leere Lkw (bis 18t) auf dem Weg zum Werk dürfen wieder über die Brücke fahren. Dafür wurde sie einspurig. Denn ein großer Lärmfaktor seien Spann-Ketten, die bei Leerfahrten lose auf der Ladefläche liegen, bestätigt Werksleiter Reip. Leider halten sich nicht alle Speditionen daran, über die Brücke zu kommen, so Reip.
  • Die Transporte werden auf drei Strecken verteilt: Lange Straße, Neuer Graben und Kreuzstraße. Vorher war es nur die Kreuzstraße.
  • Tempo 20 für Lkw auf der Kreuz- und Kuithanstraße
  • Reparatur des Straßenbelags, da Schlaglöcher den Lärm noch verstärken

Dortmunder Rat hat Neubau beschlossen – Bahn als Problem

Der Dortmunder Rat hat den Neubau der Brücke zwar beschlossen, aber das dauert. Ein Hauptproblem neben den üblichen Genehmigungsverfahren: die Abstimmung mit der DB Netz. Im laufenden Bahnbetrieb lässt sich die Brücke weder abreißen noch neu bauen. Es müssen also Sperrzeiten vereinbart werden. Betroffen sind: S5/Hagen, RB52/Lüdenscheid, RB53/Iserlohn, RB59/Soest, RE57/Sauerlandexpress.

Brücke "Lange Straße" soll 2029 fertig sein

Immerhin gibt es eine Jahreszahl: 2027 soll Baustart sein, fertig wäre die Brücke 2029. Bis dahin müssen die genervten Anwohnerinnen und Anwohner die Laster noch ertragen, und thyssenkrupp rothe erde beschwerliche Umwege in Kauf nehmen.

  • Mehr Infos zum Neubau gibt's im Mai auf einer Info-Veranstaltung. Einen Termin gibt die Stadt noch bekannt.