Dortmund. Nach einem Corona-Fall in einer Dortmunder Kita hat das Gesundheitsamt erst spät informiert. Die Zahl der Infizierten ist auf nun 30 angestiegen.
Corona-Chaos in einer Dortmunder Kita: Nachdem ein positiver Fall in der evangelischen Kita St. Nicolai im Kreuzviertel bekannt geworden war, vergingen über eineinhalb Wochen, bis das Gesundheitsamt reagierte. In der Zeit haben sich weitere 23 Kinder und sechs Mitarbeitende angesteckt. Eltern und Kita-Leitung sind verärgert. Die Stadt Dortmund weist die Schuld von sich. Inzwischen wurde die Kita geschlossen.
Corona-Ausbruch in Dortmunder Kita
Bereits am Montag vor zwei Wochen (15. November) hatten Eltern Leitung Ira Kersebaum über den ersten positiven Fall in der Kita informiert: „Anschließend haben wir allen Eltern und dem Kita-Träger Bescheid gegeben und dann auf den Kontakt vom Gesundheitsamt gewartet. Aber dann ist erst mal nichts passiert“, sagt Kersebaum. Die Kita verfolgt ein sogenanntes offenes Konzept. Heißt: Alle Räume sind offen, alle Kinder spielen mit allen.
Die Regelung, die bei einem positiven Fall in einer NRW-Kita automatisch greift: Eltern müssen ihre Kinder dreimal wöchentlich mit einem Schnelltest testen und dies schriftlich bestätigen. Das gilt auch für die Angestellten.
Bis Ende der ersten Woche nach dem Ausbruch gab es in der Dortmunder Kita drei weitere positive Fälle. Gefühlt sei „fast jeden Tag ein weiterer Corona-Fall hinzugekommen“, sagt Jochen Schade-Homann, Chef der evangelischen Kitas in Dortmund. "Einen Ausbruch in einem solchen Ausmaß hatten wir noch nie." Bis Donnerstag (25. November) habe sich die Zahl der positiven Fälle auf neun erhöht. „Wir haben mehrfach das Gesundheitsamt dringlich um Hilfe und Einschätzung gebeten, doch die ist nicht gekommen“, so Schade-Homann weiter.
Stadt Dortmund: Kita muss über Corona-Fall informieren
Schließlich sehe der Ablauf vor, dass die Labore das Gesundheitsamt über positive Fälle informieren und das wiederum Eltern und Kita Bescheid gibt, sagt Schade-Homann. Das sei das „abgesprochene Verfahren“, das in anderen Städten auch reibungslos funktionieren würde. Das sieht die Stadt Dortmund allerdings anders: Es sei das „normale Prozedere, dass das Gesundheitsamt Rückmeldung von der Einrichtung über einen positiven Fall erhält“, sagt Stadtsprecherin Anke Widow. Zwar sei aufgrund der vielen Corona-Fällen eine „tagesaktuelle Abarbeitung, wie es wünschenswert wäre, derzeit nicht mehr leistbar“, allerdings würde man bei größeren Ausbrüchen – wie es in der Kita der Fall gewesen sei – zeitnah handeln.
Auch die Mutter eines betroffenen Kindes, die anonym bleiben möchte, berichtet, dass Tage vergangen seien, bis sich endlich das Gesundheitsamt bei ihr gemeldet habe. Sie sei mit ihrem Kind in der vergangenen Woche, nachdem es zunächst per Schnelltest negativ getestet wurde, aber dann doch Symptome entwickelt habe, zum PCR-Test gegangen. Das Ergebnis: positiv. Auch sie fragt sich nun, warum das Gesundheitsamt nicht schneller reagiert habe und beispielsweise ein mobiles Test-Team in die Kita geschickt habe: „So hätte man wahrscheinlich ein paar Infektionen verhindern können“, sagt sie.
Gesundheitsamt meldet sich erst nach anderthalb Wochen
Als Kita-Leitung und Träger schließlich überlegten, die Einrichtung zu schließen, habe sich das Gesundheitsamt endlich am Donnerstagmorgen gemeldet, so Schade-Homann – allerdings um über einen Fall zu informieren, von dem die Kita schon lange gewusst hatte. „Von den anderen acht Fällen wusste das Gesundheitsamt nichts. Es hatte nicht einen Hinweis darüber“, so Kita-Leiterin Kersebaum. Aufgrund des Ausmaßes wurde die Kita dann vom Gesundheitsamt geschlossen und alle restlichen negativ getesteten Kinder und Mitarbeitenden am Freitag in einem organisierten Testmobil der Stadt einem PCR-Test unterzogen.
Ergebnis: Etliche weitere positive Tests bei Kindern und bei Angestellten, die alle doppelt geimpft sind. Insgesamt ist die Zahl der Corona-Fälle in der Kita auf 30 gestiegen. Daher steht nun fest, dass die Kita nicht nur bis Dienstag, sondern bis Ende der Woche geschlossen bleibt. Am 6. Dezember soll der Betrieb dann weiter gehen. Kinder, die positiv getestet wurden, dürfen erst wiederkommen, wenn sie einen negativen PCR-Test vorlegen können. Ab dann soll es auch endlich sogenannte PCR-Pooltests in der Kita geben, heißt es von der Stadt.
Kita-Leitung: Schnelltests in Kitas sind unzuverlässig
Denn dass viele Fälle in der Kita auch erst so spät erkannt wurden, liegt laut Kitaleiterin Kersebaum auch daran, dass die meisten Schnelltests zunächst negativ ausgefallen seien. Nur in einem der Fälle habe der Lollitest das richtige Ergebnis angezeigt, in 23 Fällen war es falsch. „Das ist schon eine Nummer, weil man sich in falscher Sicherheit wiegt“, sagt Kersebaum.
Viele Kinder, die zudem am letzten Freitag noch negativ per PCR getestet wurden, hätten inzwischen Symptome entwickelt, so Kersebaum. Sie müssten nun noch mal getestet werden. Es könnte also gut sein, dass die Zahl der infizierten Kita-Kinder in den nächsten Tagen weiter ansteigt.