Düsseldorf. Die Zahl der Corona-Fälle in Kitas ist deutlich gestiegen. Bisher keine Einschränkungen geplant. Kein vorgezogener Start in die Weihnachtsferien.
Die Zahl der Corona-Fälle nimmt auch an den Kitas in NRW zu. Den bisher jüngsten Zahlen nach waren in den ersten drei Novemberwochen in NRW 53 Kindertageseinrichtungen teilweise und 16 wegen Corona-Fällen komplett geschlossen. Das teilte das NRW-Familienministerium auf Anfrage mit.
Vor dem Hintergrund von 10.600 Kindertageseinrichtungen insgesamt in NRW, sind diese Zahlen weiterhin sehr niedrig, aber sie steigen und haben sich bei den Neu-Infektionen im Wochenvergleich seit Anfang November fast verachtfacht.
1069 Kita-Kinder bis dato mit Corona Infiziert gemeldet
Bei den wöchentlichen Anfragen in den Kindertageseinrichtungen waren zuletzt am 22. November insgesamt 1096 Kinder gemeldet gewesen, die mit Corona infiziert waren - bei je nach Woche zwischen 232.000 und 244.000 betreuten Kindern insgesamt. 808 Beschäftigte waren zuletzt als infiziert gemeldet. Zum Vergleich: In der ersten Novemberwoche waren es 146 Kinder und 143 Kita-Beschäftigte.
Am höchsten waren die Zahlen bis dato im März und April diesen Jahres, als jeweils etwa 2030 Kita-Kinder und zwischen 1600 und 1200 Kita-Beschäftigte als infiziert gemeldet waren. Zudem weist das Ministerium darauf hin: „Die Zahlen zu den Schließungen und Infektionen sind nicht abschließend, da die Zahlen über die Schließungen fortlaufend und teilweise rückwirkend gemäß § 47 SGB VIII gemeldet und in die Listen der Landesjugendämter eingearbeitet werden.“
Höchststand bei den Corona-Neuinfektionen in NRW
Unterdessen waren an diesem Freitag erneut mehr als 9500 Neuinfektionen in NRW gemeldet worden, am Vortag war mit gut 9800 gemeldeten Neuinfektionen ein neuer Höchststand in NRW erreicht worden. Die NRW-weite 7-Tage-Inzidenz liegt inzwischen fast bei 300 - ebenso ein Höchststand seit Beginn der Pandemie.
Mit Blick auf die Kitas sind Inzidenzwerte oder Fallzahlen aus Sicht des NRW-Familienministeriums „nur eine Orientierung. Es ist aber immer eine Abwägung vieler weiterer Faktoren erforderlich.“ Diese Sicht bestärkt auch der Essener Virologe Prof. Ulf Dittmer - zumindest in punkto Inzidenzwert.
Inzidenzwerte habe nicht mehr zentrale Aussagekraft
Durch die Impfungen gegen Corona habe die Inzidenz alleine nicht mehr die Aussagekraft, sagt Dittmer. Da viele, die sich infizieren, dank der Impfung nicht oder nicht schwer erkranken. Größere Bedeutung habe inzwischen die vom Land NRW bei der Bewertung der Corona-Maßnahmen unter anderem herangezogene „Hospitalisierungsinzidenz“ zu den Covid-Patientinnen und -Patienten in den Krankenhäusern, erklärt Dittmer.
Gleichwohl gibt es für Kinder unter 12 Jahre nach wie vor nicht die notwendige Impf-Empfehlung durch die Stiko. Die Ständige Impfkommission kündigte eine Entscheidung dazu jüngst jedoch noch für diesen Monat an. Experten sehen Kinder nicht als „Pandemietreiber“.
Land NRW hält an Regelbetrieb in Kitas fest
Im NRW-Familienministerium hält man nach wie vor am Regelbetrieb in den Kitas fest, wie er seit Juni wieder gilt. Zuvor gab es erhebliche Einschränkungen an den Kitas. So waren über mehrere Monate die Betreuungszeiten reduziert, zudem gab es unter anderem Anweisungen zur strikten Gruppentrennung in den Kitas.
Neue Einschränkungen sind aktuell in NRW nicht geplant, sagt ein Sprecher des NRW-Familienministeriums: „Kinder und Familien sind von der Pandemie in besonderer Weise betroffen und haben bereits enorme Einschränkungen hinnehmen müssen“, erklärt er. Bei der Frage neuer Einschränkungen, „müssen die Kinder und ihre Belange im Mittelpunkt stehen“, sagt der Sprecher auf Nachfrage.
Ministerium: Weihnachtsferien werden nicht vorgezogen
Im Ministerium sehe man sich verpflichtet, für Kita-Kinder „alles dafür tun, dass sie in der Kindertagesbetreuung ein verlässliches Bildungs- und Betreuungsangebot haben“, teilt der Sprecher mit. Die seit Jüngstem auch in NRW geltenden Verschärfungen in Bezug auf 2G-Regeln etwa im Freizeitbereich gelten für Kinder und Jugendliche bis zum Alter von einschließlich 15 Jahren nicht.
Zu dem Vorschlag, wegen der deutlich gestiegenen Corona-Zahlen die Kita-Kinder im Dezember vorzeitig in die Weihnachtsferien zu schicken, verweist man im Familienministerium an das Schulministerium. Dort antwortete ein Sprecher am Freitag auf Nachfrage: "Eine Aussetzung der Präsenzpflicht und ein Vorziehen der Weihnachtsferien ist in Nordrhein-Westfalen nicht geplant."