Bottrop. In Grafenwald wird ein Umspannwerk erweitert. Dafür muss Wald gerodet werden. Die nötigen Ausgleichsflächen liegen nur zum Teil in Bottrop.
In Grafenwald will der Übertragungsnetzbetreiber Amprion die Schalt- und Umspannanlage „Nordlicht“ erweitern. Die liegt am nördlichen Zipfel des Landschaftsschutzgebietes Köllnischer Wald. Über 4000 Quadratmeter Wald müssten für die Baumaßnahme gerodet werden. Im August gab der zuständige Naturschutzbeirat nun grünes Licht – unter Auflagen.
Die Amprion GmbH mit Sitz in Dortmund verfügt mit rund 11.000 Kilometern Stromkreislänge über eines der größten Höchstspannungs-Stromnetze in Deutschland. Für die geplante Erweiterung seiner Schalt-Umspannanlage im Bereich der Schachtanlage Prosper IV beantragte der Übertragungsnetzbetreiber im Juli dieses Jahres die Umwandlung einer 4460 Quadratmeter großen Waldfläche innerhalb des Landschaftsschutzgebietes Grafenwald/Boyetal.
Im Kirchhellener Waldstück werden Kampfmittel vermutet
Bevor gebaut werden kann, muss die Fläche untersucht werden, da auf Grundlage von Luftbildauswertungen eine Kampfmittelbelastung vermutet wird, wie es in der Beschlussvorlage für den Naturschutzbeirat heißt. Die dafür nötige Rodung der Fläche wäre laut Landschaftsplan der Stadt untersagt, handelt es sich doch um ein Landschaftsschutzgebiet.
Mit der jetzt beschlossenen Befreiung der Fläche von den Bestimmungen im Landschaftsplan sind deswegen zahlreiche Auflagen und Kompensationsmaßnahmen verbunden: So muss eine sogenannte Ökologische Baubegleitung (ÖBB) mit nachweislicher Fachexpertise im Bereich Biotop- und Artenschutz vor Ort sein.
Amprion muss Ausgleichsfläche für gerodetes Waldstück schaffen
Die soll zunächst die 14 nachgewiesenen Höhlenbäumen eingehend untersuchen. Sollte in einer der Spalten und Hohlräume Fledermäuse überwintern, bleibt der betreffende Baum stehen, bis die Logis wieder frei ist. Generell sind die großangelegten Fällungsarbeiten allerdings nur außerhalb der Vogelbrut- und Aufzuchtszeit, das heißt von Oktober bis Februar möglich. Bereits bis zum 15. September soll das betreffende Areal eingezäunt werden, um das Einwandern von Kleintieren zu verhindern.
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Die umfangreichste und für Amprion wohl kostenintensivste Auflage betrifft indes die Kompensation der gerodeten Waldfläche. Wenn in Grafenwald 4460 Quadratmeter Wald verschwinden, müssen andernorts 7582 Quadratmeter, das 1,7-fache, neu aufgeforstet werden; so will es die zuständige Forstbehörde. Doch nur ein Teil davon wird auf Bottroper Stadtgebiet entstehen.
Waldstück wandert von Bottrop nach Dortmund
Im Süden und Westen der projektierten Baufläche sollen zwei zum Köllnischen Wald gehörige, jeweils rund 2600 Quadratmeter große Flurstücke mit heimischen Laubgehölzen bepflanzt werden. Die restlichen rund 2300 Quadratmeter Wald werden in Dortmund, der Stadt von Amprions Firmensitz, angepflanzt.
Wann mit der jetzt genehmigten Rodung begonnen werden kann, steht noch nicht fest. Die Aufforstung der Ausgleichsflächen muss spätestens zwölf Monate nach Baufertigstellung erfolgen.