Bottrop. Taxifahrer, die ältere Patienten zur Praxis begleiten, nehmen Bußgelder in Kauf. Es fehlen Parkplätze. Sind Bottrops Kontrolleure zu streng?
Wenn ältere Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, einen Termin in einer Arztpraxis wahrnehmen, bleibt ihnen mitunter nichts anderes übrig als ein Taxi zu rufen. Der Weg zu Bahn und Bus ist einfach zu weit. Die Kosten für sogenannte Krankenfahrten werden in solchen Fällen oft von der Krankenkasse übernommen.
Taxifahrer und -fahrerinnen stünden dann nicht selten vor einem Dilemma, wie uns ein Leser schreibt: Sollen sie direkt vor der Tür halten und den Patienten oder die Patientin nach oben begleiten und ein Bußgeld riskieren oder doch besser auf einem freien Parkplatz parken, der in unmittelbarer Nähe aber oft nicht vorhanden ist?
Werden Falschparker in Bottrop „knallhart“ kontrolliert?
Er wirft den Kontrolleuren und Kontrolleurinnen in Bottrop „eine knallharte Dienstauslegung“ vor. Man könne ja „einschreiten, wenn das Taxi vor der Pommesbude steht und dort falsch parkt“. Dafür habe er Verständnis. Aber doch nicht vor Arztpraxen in begründeten Ausnahmefällen. Wenn „Taxifahrer, die ohnehin wenig verdienen, einen Teil ihres Verdienstes für Knöllchen abgeben, verweigern sie solche Fahrten in Zukunft“, befürchtet er.
Ein überzogener Vorwurf oder ein echtes Problem? Wir haben uns bei Taxiunternehmern in Bottrop umgehört. „Es fehlen Stellplätze, das ist wirklich ein Thema, das man anpacken muss“, sagt Ali Evrin, Geschäftsführer von Taxi24 in Bottrop. Er hat zehn Jahre Erfahrung in der Branche und kennt das Problem nur zu gut. In der Innenstadt müsse er regelmäßig abwägen: Soll er es riskieren, oder nicht?
„Das ist doch nicht Sinn der Sache, die Taxifahrer so unter Druck zu setzen.“
Besonders in der Innenstadt komme es immer wieder zu solchen Situationen. Er nennt die Blumenstraße, wo unter anderem ein Augenarzt und ein MVZ liegen. Alle ein, zwei Monate würde er zur Kasse gebeten, wenn er hier oder zum Beispiel am Rondell der Schützenstraße Fahrgäste zum Arzt begleite. Manche Kontrolleure ließen mit sich reden, die Mehrheit aber zeige keinerlei Kulanz. „Das ist doch nicht Sinn der Sache, die Taxifahrer so unter Druck zu setzen.“
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Auch Mustafa Eskitürk, der das Familienunternehmen Taxi Baku in zweiter Generation führt, hat schon ein paar Knöllchen kassiert, nachdem er Patienten zum Arzt begleitet hat, wie er sagt. Seine Erfahrungen mit den Ordnungshütern sind indes besser. „Es kommt auch immer auf den Fahrer an.“ Und meistens ließen die Kontrolleure mit sich reden.
Stadt Bottrop: Taxis dürfen auch in der zweiten Reihe parken
Das Problem der fehlenden Parkmöglichkeiten in der Innenstadt sei aber definitiv vorhanden. Beheben ließe es sich, wenn man an einem Ort wie der Schützenstraße Kurzzeitparkplätze zu Taxiständen umwidmen würde, so Evrin und Eskitürk übereinstimmend.
Auf den Wunsch nach mehr Taxiständen angesprochen, sagt der stellvertretende Presssprecher der Stadt Bottrop, Ulrich Schulze, das Straßenverkehrsamt befinde sich bereits im regelmäßigen Austausch mit den Taxiunternehmen. Er verweist zudem auf die Straßenverkehrsordnung, wonach Taxis auch in zweiter Reihe halten und parken dürfen – es sei denn, „das Parken ist aufgrund einer bestimmten Gefahrensituation generell untersagt“.
Zudem liege es auch in der Verantwortung der Ärztinnen und Ärzte, bei der Standortwahl auf genügend Parkmöglichkeiten zu achten. Über die Einschätzung einer „knallharten Dienstauslegung“ zeigt er sich verwundert: Missachteten Taxifahrer die Parkverbote vor Arztpraxen, seien die mit der Verkehrsraumüberwachung betreuten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Regel kulant.
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