Essen. Die Verbraucherzentrale Essen erhält wegen der enorm gestiegenen Gas- und Strom-Preise verzweifelte Anfragen – und das ist wohl erst der Anfang.
Teure Energie und Lebensmittel: Gerade die explodierenden Preise für Strom, Gas und Benzin könnten deutlich mehr Haushalte in Essen in finanzielle Notlagen bringen. Das befürchtet Manuela Duda, Leiterin der Essener Verbraucherzentrale.
Schon jetzt spürt die Beratungsstelle, dass sich Essener und Essenerinnen zunehmend Hilfe suchen, um Kosten zu sparen. Täglich erreicht die Verbraucherzentrale eine Flut von Anfragen in kaum gekannten Ausmaß. Doch Manuela Duda befürchtet, dass dies erst der Anfang ist. „Ich mache mir große Sorgen, was in den kommenden Wochen und Monaten auf uns zukommen wird.“
Essener Stadtwerke-Kundin soll 1000 Euro Abschlag zahlenBesonders viele Anliegen zurzeit betreffen die hohen Energiepreise. So wenden sich Betroffene an die Verbraucherzentrale, weil ihr Versorger plötzlich deutlich höhere Abschläge verlangt oder der bisherige Versorger von heute auf morgen gleich ganz die Lieferung von Strom und Gas eingestellt hat. Andere fragen nach Hilfe, zu welchem günstigeren Versorger sie wechseln können. Allein am Donnerstagnachmittag zählte die Verbraucherzentrale binnen weniger Stunden acht neue Anfragen zum Thema Energie.
Termine für die Energieberatung sind bis Ende März ausgebucht
Das geht schon seit Wochen so. Obwohl sie die Beratung bereits personell verstärkt hat, kann die Verbraucherzentrale Essen die Vielzahl der Fälle gar nicht bewältigen, geschweige denn eine schnelle Hilfe bieten. „Unsere Termine in der Energieberatung sind bis Ende März bereits vergeben“, sagt Manuela Duda. In den umliegenden Beratungsstellen sieht es nicht viel besser aus. Um dennoch Unterstützung zu geben, plant die Verbraucherzentrale NRW im März einen landesweiten Aktionstag zum Schwerpunkt Energie.
Energiepreise- In Essen drohen mehr Strom- und GassperrenJede Anfrage, die die Verbraucherzentrale derzeit nicht annehmen kann, schmerzt. „Das ist auch schlimm für uns“, meint Duda. Denn gerade beim Strom und beim Heizen gehe es um existenzielle Bedürfnisse. Noch hielten sich zwar die Fälle in Grenzen, dass sich Verbraucher an die Beratung wenden, weil sie ihre Rechnung nicht mehr bezahlen können und eine Energiesperre droht. Doch die Leiterin der Verbraucherzentrale rechnet damit, dass sich das in den nächsten Wochen ändern dürfte und dass solche Vorsprachen, wie vor einigen Tagen häufiger werden: Da stand eine Frau in der Verbraucherzentrale, deren Versorger 300 Euro Nachzahlung für den Monat Dezember verlangte. Die Frau wusste nicht, wie sie diese Summe bezahlen sollte.
Umfrage: Viele befürchten finanzielle Nöte wegen hoher Energiepreise
Dass das Thema Energie die Menschen umtreibt, zeigte auch eine bundesweite Umfrage der Schufa in dieser Woche. So trübt in erster Linie nicht etwa die Corona-Pandemie die Stimmung der Menschen, sondern vor allem die Preisanstiege. 44 Prozent der Befragten gaben an, nicht genug Spielraum zu haben, um bei dieser Entwicklung ihren Lebensstandard weiter halten zu können. Mehr als ein Viertel glaubt sogar, dass es ihnen zunehmend schwerfallen wird, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Die Lebenshaltung ist deutlich teurer geworden. Die Inflationsrate in Nordrhein-Westfalen lag im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 5,1 Prozent. Vor allem für Heizöl (plus 35,6 Prozent), Strom (17,1 Prozent) und Tanken (Diesel 26,1 Prozent; Benzin 21 Prozent) müssen die Haushalte tief in die Tasche greifen.
Kontakt zur Verbraucherzentrale Essen
Wegen der Corona-Pandemie kann die Verbraucherzentrale Essen (Hollestraße 1) derzeit nur an zwei Tagen in der Woche persönlich besucht werden. Sie hat montags von 9 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie donnerstags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Mittwochs und freitags ist sie telefonisch erreichbar unter 0201 649574-01. Unter www.verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen/essen finden Interessierte auch eine Kontaktmöglichkeit per Mail sowie weitere Informationen.
Manuela Duda weiß: Wer bei solchen Preissprüngen keine Rücklagen hat, den kann die nächste Abrechnung des Versorgers unter Umständen in finanzielle Bedrängnis bringen. „Das wird kommen, weil viele Haushalte das so auch nicht einkalkuliert haben.“