Bottrop. Das Parkhaus nahe des Hauptbahnhofs erstrahlt in Grün. Die Pflanzen an der Fassade wirken dabei wie eine natürliche Klimaanlage für die Stadt.

Neben dem Bottroper Hauptbahnhof wachsen künftig Pflanzen wie herzblättrige Bergenien, Efeu und Dickmännchen. Über 80 Quadratmeter verteilt sich das Grün, wird hinterlüftet und mit einer sensorgesteuerten Technik bewässert. Das Besondere: Die zahlreichen Pflanzen sind vertikal an einer Wand angebracht. Hinter ihnen verbirgt sich die Fassade des nahe liegenden Parkhauses – ein Projekt, das die Folgen des Klimawandels bekämpfen soll.

Denn die Vegetation sorgt über die Verdunstung ihrer Blätter für eine Kühlung der Umgebung und bindet Feinstaub. Das hilft dem Mikroklima in der Stadt. Unterstützung kommt vom Land und der Emschergenossenschaft, die das Vorhaben mit rund 150.000 Euro gefördert haben.

Bottrops Oberbürgermeister: Nach der Innovation City kommt die klimaneutrale Stadt

Bei einem Termin vor Ort lobt Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler die Maßnahme. Vor allem zwei Aspekte betont er: Die Bepflanzung sei eine kluge Art und Weise der Klimaanpassung und es verschönere das Stadtbild. Zeitnah sollen ähnliche Projekte umgesetzt werden, entsprechende Ideen werden derzeit geprüft. „Nach der Innovation City gehen wir das Projekt klimaneutrale Stadt an“, erklärt Tischler.

Grünes Parkhaus: Die bepflanzte Fassade erstreckt sich über 80 Quadratmeter an der Stirnseite zum Bahnhofseingang.
Grünes Parkhaus: Die bepflanzte Fassade erstreckt sich über 80 Quadratmeter an der Stirnseite zum Bahnhofseingang. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

In den kommenden Wochen wird die Wand weiter an Form annehmen. „Das wird noch ordentlich wachsen“, erklärt Projektinitiator Tilman Christian von der Stadt. Der Platz wurde dabei bewusst gewählt, denn vor Ort gibt es einen hohen Versiegelungsgrad, wenige Grünflächen und Lärm- sowie Staubbelastungen. Im Hochsommer erhitzt sich zudem der Beton besonders stark, da Wärme über den Tag gespeichert wird. Solche Begrünungen helfen, diese Belastungen abzumildern.

Dachbegrünungen und Flächenentsieglungen sind weitere mögliche Maßnahmen

Bei dem Projekt handelt es sich aber nur um einen Baustein, weitere werden nötig sein, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Wie notwendig solche Maßnahmen sind, zeigen die Entwicklungen der vergangenen Jahre: Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sind die Jahresdurchschnittstemperaturen in Nordrhein-Westfalen um 1,6 Grad gestiegen. Es gilt: Die Städte klimarobust umzubauen, auch mehr Regenwasser für die Stadtnatur zu nutzen.

Bei der Parkhausfassade musste darauf allerdings verzichtet werden, weil auf dem Gelände unter anderem Streusalz verwendet wird, das in Verbindung mit Regenwasser die Pflanzen zerstören kann. Aber der Anfang ist gemacht, weitere Maßnahmen könnten folgen, etwa Dachbegrünungen oder mehr Flächenentsieglungen. Sprich: Es braucht mehr Grün in der Stadt.