Bottrop. Versuche hat es schon mehrere gegeben. Heimatforscher Josef Bucksteeg hat die Fleißarbeit vollendet und ein Buch über Bottrops Straßen vorgelegt.
Band 19 der Bücherreihe „Geschichtsstunden“ des Stadtarchivs ist eine echte Fleißarbeit. Zwei Jahre lang hat Heimatforscher Josef Bucksteeg recherchiert, wonach die Bottroper Straßen benannt sind. Das Ergebnis ist ab heute zu erwerben unter dem Titel „Dichter, Künstler, Generäle… Bottrops Straßen und woran ihre Namen erinnern“.
„Fragen zur Bedeutung der Bottroper Straßennamen werden immer wieder ans Archiv und ans Katasteramt herangetragen, auch nach dem Zeitpunkt der Umbenennung von Straßen“, sagt Heike Biskup, Leiterin des Stadtarchives. „Das Thema wurde schon mehrfach angegangen, aber bisher nicht zu Ende gebracht.“
Sehr übersichtliche Systematik
Der Kirchhellener Heimatverein hat in jahrelanger Sammelarbeit ein Verzeichnis der Straßen und Wege im Dorf zusammengetragen. „Darauf habe ich in meinem eigenen Kapitel für Kirchhellen und Grafenwald zurückgreifen können“, sagt Bucksteeg. Dabei erwähnt er auch Histörchen wie den jungen Kirchhellener, der auf seinen Dienst in der Garde in Berlin so stolz war, dass die Mitbürger ihn den „Berliner“ nannten. Und da sein Haus auf 56 Metern über normal null (NN) stand, war in Ekel die Straßenbezeichnung „Berliner Berg“ geboren.
Das Besondere an Bucksteegs Beitrag ist seine Systematik. Ein alphabetisches Straßenverzeichnis führt die Leser zu den Texten über die Namensgeber der jeweiligen Straßen und zum passenden Kartenausschnitt. Auch der Zeitpunkt der Benennung ist aufgeführt, soweit bekannt. Dazu hat Bucksteeg die Namensgeber von stadtteilprägenden Straßennamen porträtiert: aus dem „Feldherrenviertel“ nördlich des Rathauses, aus dem „dänischen Viertel“ am Nordring, dessen Straßennamen an den deutsch-dänischen Krieg 1864 erinnern, Dichter- und Waldviertel im Fuhlenbrock oder das Boyer Philosophenviertel.
Namen aus der ganz frühen Ortsgeschichte
Ein eigenes Kapitel hat Bucksteeg auch den Lehmkuhler Straßennamen gewidmet, die in die ganz frühe Bottroper Geschichte führen, obwohl das nur ganz wenigen Bottropern bekannt sein dürfte. Bucksteeg: „Ich jedenfalls hatte keine Ahnung, wonach der Unterberg benannt ist.“ Antwort: Nach einer bereits 1393 in einer Chronik erwähnten Bauernfamilie. Noch weiter zurück in die Bottroper Geschichte führen der Thiathildweg und die Armelerstraße. Beide Namen erinnern an den
Armeler Hof
, eine Schenkung an das Kloster Essen-Werden aus der Zeit um 1150.
In einem weiteren Kapitel beschäftigt sich Bucksteeg mit den Innenstadtstraßen wie dem Altmarkt, auf dem am 8. April 1865 „erstmals in Bottrop ein Frucht- und Speisemarkt abgehalten wurde. Oder die Hochstraße, die 1896 noch Poststraße hieß, weil dort damals noch ein Postgebäude stand. Bevor die Hauptpost an ihren heutigen Standort kam, gab es ab 1899 noch eine Post an der Osterfelder Straße 16.
Erinnerung an große Bottroper
Besonders wertvoll findet die Leiterin des Stadtarchivs Bucksteegs Beiträge zu den Persönlichkeiten der Stadtgeschichte: „Gerade diese Persönlichkeiten sind leider häufig nicht oder nicht mehr allgemein bekannt.“ Nur kurz handelt Bucksteeg die Straßennamen aus der Zechen- und Industrie ab: „Klar, dass rund um die Zechen viele Straßen nach Bergbaudirektoren benannt wurden. Die haben aber in der Stadtgeschichte in der Regel wenig Spuren hinterlassen.“ Und an Hanns Ketteler, den Vater des Förderberges auf Prosper-Haniel, erinnert immer noch keine Straße. Die Straße im Fuhlenbrock ist dem Bischof gewidmet, nicht dem legendären Bergwerksdirektor.