Bottrop. Josef Bucksteeg bringt in der Stadtarchiv-Reihe ,Geschichtsstunde’ das Buch ,Bottrop in den Nachkriegsjahren’ heraus. Bilder von E.G. Schweizer.
- Autor Josef Bucksteeg stellt in seinem neuen Buch die Entwicklung Bottrops von 1945 bis in die späten 50er Jahre dar
- Ausgehend von den Bildern des langjährigen Zeitungsfotografen E.G. Schweizer suchte er dazu im Archiv die passenden Texte
- Problem: Die Fotos, die Schweizers Tochter gerade digitalisiert, waren fast nie beschriftet
Die Stadtgeschichte mit den Augen eines Zeitungsfotografen nachzuverfolgen: Diesen Gedanken hat sich der Lokalhistoriker Josef Bucksteeg zu eigen gemacht, als er mit den Arbeiten an seinem Buch „Eine Stadt im Wandel - Bottrop in den Nachkriegsjahren“ begann. Mit knapp 200 Seiten und etwa 300 Bildern gehört dieser neue Band wohl zu den umfangreichsten Publikationen der Reihe „Geschichtsstunde“, die seit 2003 vom Stadtarchiv herausgegeben wird.
Der Buch erzählt die Geschichte in zwei Strängen: Einmal mit den Fotos des langjährigen Bottroper Zeitungsfotografen Egon Günter (E.G.) Schweizer, die dessen Tochter Beatrix derzeit in mühevoller Kleinarbeit archiviert und digitalisiert. Dann mit den Texten von Josef Bucksteeg, die er zum Teil in ebenso mühevoller Recherche im Archiv zusammentrug und den Fotos zuordnete.
„Ich habe ein Bild gesehen, dann den entsprechenden Zeitungsartikel gesucht“, beschreibt Bucksteeg seine Vorgehensweise. Denn die Fotos hatte E.G. Schweizer natürlich für den Moment, für die Tageszeitung, gemacht und sie waren fast alle nicht beschriftet.
Josef Bucksteeg hat den großen Vorteil, die Zeit, die sein Buch behandelt, selbst in Bottrop als Jugendlicher und junger Erwachsener erlebt zu haben. Die Nazizeit mit ihren Repressionen erfuhr der aus streng katholischer Familie Stammende hautnah. Bis heute hat er die zerstörte Stadt vor Augen. Menschen, die in Trümmern nach Habseligkeiten suchen, Gebete im Luftschutzkeller, Gottesdienste in halb zerstörten Kirchen oder Prozessionen durch die Trümmer. Aber auch an die erste Parade der britischen Besatzungstruppen auf dem Trappenkamp kann er sich erinnern - ein Bild, das ganz am Anfang des Buches zu finden ist.
Geplant war ein moderne Großstadt
„Wir waren ja die Feinde und trotzdem wollten die Briten uns helfen. Es gab tüchtige Stadtkommandanten, die mit großer Disziplin versuchten, mit Oberstadtdirektor Reckmann das zivile öffentliche Leben wieder zu ordnen“, erinnert sich der Lokalhistoriker.
Bucksteeg erlebte die Feindseligkeit, die damals den Flüchtlingen aus den Ostgebieten entgegenschlug: „Dabei waren das ja Deutsche, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden!“ Sie lebten noch bis weit in die 50er Jahre in Notunterkünften, den so genannten Nissenhütten, bis die ersten Wohnungsbauprogramme anliefen.
Der Autor legt Wert auf die bauliche Entwicklung der Stadt. Die Prognose für Bottrop lautete: Großstadt mit 150 000 Einwohnern. Das bäuerlich-kleinbürgerliche Gepräge der Häuser, die der Krieg übrig gelassen hatte passte nicht mehr ins Bild. „Zuerst schlug man den Stuck ab, weil man modern sein wollte, dann fielen ganze Quartiere, wie der alte Kirchplatz oder Hansastraße und Altmarkt dem Bagger zum Opfer.“
Die geplante Ausstellung des Stadtarchivs mit Bildern aus diesem Buch wird verschoben. Die WAZ stellt in den nächsten Wochen aber einige spannende Themenbereiche vor und informiert über das genaue Erscheinungsdatum des Buches.