Bottrop. Hundefriseure wie Rebecca Herrmann haben für Neukunden kaum Termine. Die Nachfrage in Bottrop ist enorm. Ein Besuch bei „Milion Dollar Dogs“.
Rebecca Herrmann ist die Expertin für alle Felle. Seit einem Jahr betreibt sie den Hundesalon „Milion Dollar Dogs“ an der Essener Straße. Über zu wenige Aufträge kann sie sich nicht beschweren. Der Terminkalender ist voll, die Warteliste lang. Aus Gesprächen mit Betreibern anderer Hunde-Friseursalons aus Bottrop und Nachbarstädten weiß sie, dass es denen ähnlich ergeht.
Am Tag zählt sie bis zu zehn Anrufe von Neukunden, die nach einem Termin fragen. Allem Anschein nach gibt es zu wenige Hundefriseure. Die Nachfrage kann kaum gedeckt werden. Die meisten sind Quereinsteiger. Rebecca Herrmann hat zunächst eine Ausbildung zur tiermedizinischen Fachangestellten absolviert. Eine gewisse Affinität zu Tieren war demzufolge bereits vorhanden. Dann hat sie umgeschult, sich weitergebildet und schließlich selbstständig gemacht. Sie würde sich wünschen, wenn Hundefriseurin und Hundefriseur ein Ausbildungsberuf werden würde.
Bottroper Hundefriseur überlaufen: Mehr Haustiere seit Corona
Es gibt noch einen weiteren Grund für den Kundenanstieg. Statistiken zeigen, dass sich mehr Menschen in der Pandemie ein Haustier zugelegt haben. Den Hunde-Boom spürt Rebecca Herrmann in ihrem Salon. Schon im Januar trifft sie eine Entscheidung, die ihr menschlich weh tut. „Ich nehme keine Neukunden mehr auf“, sagt sie. Den Anfragen am Telefon muss sie eine Absage erteilen. „Das ist schwierig und hart.“ Ihr Grund klingt nachvollziehbar. „Ich möchte garantieren, dass meine Stammkunden immer einen Termin bekommen.“
Zwischen acht und zehn Stunden am Stück kümmert sie sich an den Öffnungstagen um die Felle der Hunde. Da bleibt kaum Zeit für eine eigene Pause. Noch mehr Aufträge will sie sich nicht zumuten, auch zum Wohle der Tiere. Nicht umsonst heißt es, dass der Hund der beste Freund des Menschen ist. Rebecca Herrmann ist überzeugt, zu viel Stress bei ihr würde das Tier bei der Behandlung spüren.
„Wenn Hunde nicht gepflegt werden, gibt’s Parasiten oder Hauterkrankungen“
Ein Stammkunde von ihr ist Rocky. Der knapp ein Jahr alte Australian-Labradoodle kommt regelmäßig zu ihr. Alle sechs Wochen bringt ihn seine Besitzerin zum Salon. Sein braunes, glänzendes Fell benötigt mal wieder eine Vollpflege. Erst wird er gebadet. Dafür hat die Friseurin verschiedene Shampoos, die jeweils auf die Beschaffenheit der Felle und Haut der Hunde abgestimmt sind. „Rocky hat ein schwieriges Fell. Es verfilzt schnell, wenn man es nicht intensiv und regelmäßig alle zwei Tage bürstet“, sagt die Bottroperin.
Sein Frauchen hegt und pflegt ihn mit ganz viel Liebe. Das sieht die Friseurin sofort. Dank dieser Pflege wird für sie die Arbeit deutlich angenehmer. „Wenn Hunde nicht gepflegt werden, gibt’s Parasiten oder Hauterkrankungen.“ Alle Hunde werden vor dem Schnitt von ihr gebadet. Herrmann meint: „Der Schnitt ist nur so gut wie die Vorbereitung.“ Anschließend wird jeder Hund bei ihr trocken geföhnt. Sie achtet zusätzlich auf Zähne, Ohren, Krallen und auf die Haut.
Bottroper Hundefriseurin macht volles Programm inklusive „Pfotiküre“
Rocky ist nach knapp einer Stunde fertig mit der Körperpflege. Nun geht’s ihm ans Fell. Fröhlich mit dem Schwanz wedelnd wartet er auf den Schnitt. Rebecca Herrmann nennt ihn „Teddy-Look“. Rocky steht fast durchgehend die nächsten knapp 60 Minuten auf einer Hebebühne. Dieses Gerät ist für die Friseurin sehr sinnvoll und soll Rückenschmerzen verhindern, wenn man bedenkt, dass sie auch Hunde pflegt, die 30 Kilogramm und mehr auf die Waage bringen.
Zunächst kommt eine Hundeschermaschine zum Einsatz. Mit dem Scherkopf wird das Fell eher grob anstatt fein abgeschnitten. Gefühlvoll fährt die Friseurin mit der Maschine über den Rücken und nimmt jedes einzelne Vorder- und Hinterbein in die Hand. Die ersten Fellknäuel fallen auf die Hebebühne. Dann ertönen Geräusche, als würde jemand alle paar Sekunden laut mit den Fingern schnippen. Rebecca Herrmann schneidet Rockys Krallen und entfernt dort überflüssige Haare – quasi eine Pfotiküre.
Rocky beim Hundefriseur: Er genießt förmlich den Besuch
Nach der Maschine folgt am Fell der Feinschliff mit der Schere. Weiter geht’s am Schwanz. Am Bauch und am Übergang zu den Knien ist sie besonders vorsichtig, weil in dieser Region die Haut sehr weich ist. Unter anderem für die Beine benutzt sie eine Modellierschere mit unterschiedlichen Zahnungen. Im Gegensatz zu einer normalen Schere werden bei einem Schnitt nicht alle Haare abgeschnitten. Letztlich entsteht dadurch ein feineres Schnittbild. Die Friseurin weiß: „Konzentriertes Stehenbleiben ist für Hunde anstrengend.“
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Rocky ist trotzdem sehr diszipliniert und die Ruhe selbst. Sein Kopf ist zum Schluss an der Reihe. Er schließt sogar vorbildlich die Augen. Man gewinnt den Eindruck, er genießt förmlich den Friseurbesuch. Mit Kamm und Schere bringt Rebecca Herrmann schließlich als letzten Arbeitsschritt sein schönes Gesicht wieder perfekt zum Vorschein.