Bottrop. Naturschützer in Bottrop raten zu einer schonenden Wohnbebauung am Freitagshof. Diese Stärken des Naturraumes streichen sie besonders heraus.
Der Bottroper Naturschutzbund (Nabu) spricht sich für eine möglichst schonende Wohnbebauung des Geländes nördlich des Freitagshofes in Vonderort aus. „Das ist nicht einfach nur eine Wiese“, bekräftigt Vorsitzender Stefan Voßschmidt, die Fläche besitze eine große Bedeutung für Erholungssuchende. Ein Teil des Geländes gehöre außerdem zu einem Landschaftsschutzgebiet. Es gehe dabei um einen der schönsten Naturräume im Süden der Stadt, meinte der Nabu-Vorstand. „Es gibt dort auch ganz tolle Obstwiesen, sagte er. Sie gehörten zu den größten in Alt-Bottrop.
Anlass für die Wortmeldung der Naturschützer ist die Vorbereitung der Wohnbebauung, an der die Stadtverwaltung seit längerem arbeitet. So hatte der Naturschutzbund neulich Kontakt mit einem Gutachter für Artenschutz. Vorsitzender Stefan Voßschmidt nutzte daher die Gelegenheit, auf die Stärken des Vonderorter Geländes hinzuweisen. „Das mag dort vielleicht vor 50 Jahren wirklich nicht ansehnlich gewesen sein, doch das Gebiet hat sich prima entwickelt“, betonte er.
Bottroper Naturfreunde sichten Habicht und Mäusebussard
So seien in dem Gebiet vereinzelt Vogelarten wie Habicht, Sperber und Mäusebussard gesichtet worden. Ob sich am Freitagshof auch ein Revier erstrecke, sei zwar nicht sicher, aber wegen seiner Beschaffenheit wie den Buchen-Altholzbestand ziemlich wahrscheinlich. Es gebe Nachweise von Wasserfledermäusen und Breitflügelfledermäusen. Das Vorkommen weiterer Fledermausarten sei wahrscheinlich.
Neu gebaut werden sollte zunächst einmal auf den Flächen der alten Schäferei in den Ausläufern des Nachtigallentals, durch das der Kornbach bald wieder fließen soll, argumentieren die Naturschützer. Die Schäferei war vor gut sechs Jahren abgebrannt und die Ruine steht eingezäunt noch immer auf dem Gelände.
Waldstücke sind wichtig fürs lokale Klima im Bottroper Süden
Vor allem die Waldstücke auf beiden Seiten der Bahntrasse, in denen außerdem etliche schutzwürdige Biotope liegen, seien wie die Gehölze am Donnerberg für das lokale Klima von besonderer Bedeutung. Voßschmidt weist außerdem auf größere Laubwaldstücke, etwa in Richtung des Gesundheitsparks Quellenbusch, sowie auf Quellbereiche und naturnahe Kleingewässer östlich der Bahntrasse hin.
Gehölzstreifen südlich der Armeler Straße seien teils gesetzlich geschützt. Selbst den alten Baumbestand des südöstlichen Teils des Westfriedhofes rechnet er dem Terrain hinzu. Nicht unerwähnt bleibt die alte bäuerliche Kulturlandschaft um den Hof Brinkmann und das historische Haus Hove mit seinen Ackerflächen und Pferdeweiden, die durch Hecken und Baumreihen gegliedert sind. Ohnehin sei das Haus Hove ein Kulturdenkmal, erklärt der Bottroper.
Stadtplaner sehen Beteiligung der Bürger vor
Der Naturschützer fordert, dass die Stadtplaner sich stärker an den Wünschen der Bürger rund um den Freitagshof und im Süden der Stadt orientieren. Eine Bürger-Initiative hatte sich dort schon vor Jahren gebildet, auch die Vonderorter CDU hatte sich bereits gegen eine Wohnbebauung im großen Stil ausgesprochen. Eine Beteiligung der Bürger sieht die Verwaltung aber ohnehin vor. Das versicherte Stadtsprecher Torsten Albrecht schon im vorigen Herbst. Die Frage sei nur, ob sie wegen der Corona-Krise im Saal oder per Online-Format stattfinden könne.
>>> Bauerwartungsland
Das Gelände am Freitagshof ist seit 2004 Bauerwartungsland. Den ersten Plänen zu Folge war dort der Bau von 120 neuen Wohnungen vorgesehen. Davon ist aber längst nicht mehr die Rede. Mindestens ein Viertel weniger sollen es inzwischen sein, erklärte Baudezernent Klaus Müller vor fast drei Jahren: also höchstens 90 Wohnungen.
Viele Bürger in Vonderort sind mit der Bebauung nicht einverstanden. So hatte eine Initiative der Verwaltungsspitze eine Liste mit fast 1700 Protestunterschriften überreicht.