Bottrop. . Auf einer Bürgerversammlung von SPD und CDU bringen Anwohner ihre Bedenken zur Sprache. Verwaltung klärt über den Stand des Verfahrens auf.

  • CDU und SPD haben gemeinsam zur Bürgerversammlung eingeladen
  • Anwohner sorgen sich wegen Verkehr und Entwässerung
  • Verfahren läuft „ergebnisoffen“

Geht es nach den Besuchern der Bürgerversammlung, sollte sich in Vonderort nichts ändern und die Wiese am Freitagshof nicht für ein neues Baugebiet genutzt werden. Nachdem ein Investor Pläne schmiedete, dort zu bauen, sind Teile des Stadtteils in Aufruhr.

Gemeinsam hatten SPD und CDU am Donnerstagabend deshalb eine Bürgerversammlung veranstaltet. Zum einen wollten sie die Chance nutzen, den Besuchern darzustellen, wie das Verfahren abläuft und wo man steht, zum anderen wollten sie die Sorgen und Anregungen der Bürger mitnehmen, um sie im weiteren Verlauf berücksichtigen zu können.

Beide Ratsmitglieder, Jutta Pfingsten (SPD) und Christian Geise (CDU) betonten, dass das Verfahren „ergebnisoffen“ sei. Es sei auch möglich, dass sich herausstelle, dass die Wiese nicht geeignet sei und der Rat den Plänen einen Riegel vorschiebt. Es sei ein Prozess der Abwägung zwischen den Interessen der Anwohner, des Naturschutzes, aber auch derjenigen, die vielleicht hierher ziehen wollten. Eine Beteuerung, die bei manchem Zuhörer auf Skepsis stieß. Denn Jutta Pfingsten verwies auch auf das Wohnbauflächenkonzept, das der Rat im Juli verabschiedet hat – gegen Stimmen von DKP und Linken. Das sieht vor, dass die Politik die Schaffung von neuem Wohnraum unterstützt und die Verwaltung Flächen prüft, auf denen möglicherweise gebaut werden könnte.

Und genau das trifft auf die Fläche zu. Seit 2004 ist sie im Flächennutzungsplan als Bauland ausgewiesen, erklärte der Technische Beigeordnete Klaus Müller. Er sprach von einem „Anfangsverdacht“, der nahelege, dass dort Wohnbebauung möglich sei. Im Laufe des Verfahrens werde das nun genau geprüft – mittels unterschiedlichster Gutachten, für die der Investor aufkommen muss. „So ein Verfahren dauert zwei bis drei Jahre, und wir stehen am Anfang“. Währenddessen würden die Pläne offengelegt, Bürger könnten Anregungen geben und Widerspruch einlegen. Gleichzeitig stellte er klar, dass die ersten Pläne des Investors, die rund 100 Wohneinheiten vorsahen, vom Planungsausschuss nicht gebilligt wurden. „Sie sind nicht Grundlage des Verfahrens.“ Stattdessen gehe es maximal um 70 Einheiten.

Die Ratsleute Jutta Pfingsten (SPD) und Christian Geise (CDU, 2. v.r.) hatten eingeladen, Wilfried Helsper (l.) und Klaus Müller infomierten die Bürger.
Die Ratsleute Jutta Pfingsten (SPD) und Christian Geise (CDU, 2. v.r.) hatten eingeladen, Wilfried Helsper (l.) und Klaus Müller infomierten die Bürger. © Frank Oppitz

Sorgen bereiten den Anwohnern vor allem die Themen Verkehr und Entwässerung. Der Freitagshof ist verhältnismäßig eng und dient zusätzlich als Zufahrt zum Hansiepenbusch. Ein weiteres Wohngebiet über diese Straße anzubinden, lehnen Anwohner ab. Ihre Idee: Eine mögliche neue Siedlung könne über die Zufahrt zur Kleingartenanlage am Quellenbusch erschlossen werden. Die geht gegenüber der Suitbertstraße vom Quellenbusch ab und stößt von oben auf die strittige Fläche. Widerspruch kam von den Kleingärtnern, trotzdem werde man diese Möglichkeit prüfen, so Müllers Zusage.

Was die Entwässerung angeht, erklärte der zuständige Abteilungsleiter Wilfried Helsper, dass das Niederschlagswasser in einen neu zu schaffenden Bach abgeleitet werde. Auch Teile des Freitagshofs versuche man darüber zu entwässern. Für das zusätzliche Schutzwasser sei der Kanal groß genug. Im übrigen sei es Pflicht des Investors, ein Konzept zur Entwässerung vorzulegen und es zu verwirklichen. Und Helsper machte keinen Hehl daraus, dass es aufgrund der Topographie des Geländes verhältnismäßig aufwendig und damit teuer sei, das Niederschlagswasser in den Bach zu leiten.

Bach ersetzt künftig Kanal im Nachtigallental

Unabhängig von möglichen Bauplänen in Vonderort wird die Stadt im angrenzenden Nachtigallental tätig. Dort verläuft ein alter Mischwasserkanal aus den 1930er-Jahren. Er sorgt für die Entwässerung der Kornbecke. Im Zuge der Renaturierung der Emscher muss dieser alte Kanal entkoppelt werden, sprich Regenwasser soll später in die renaturierte Emscher fließen, Schmutzwasser in den neuen Abwasserkanal Emscher. Deshalb werde die Stadt den Kanal, der im Moment noch auf der Talsohle verläuft, verlegen, erklärte Wilfried Helsper vom Tiefbauamt. Er verlaufe künftig im Bereich des Fußwegs. Dann sei er auch für Wartungsarbeiten besser zu erreichen.

Das Regenwasser soll künftig oberirdisch abfließen. Deshalb werde die Stadt in dem Gebiet einen Bachlauf wiederbeleben – den Kornbach, der hier früher schon floss. „Wir werden den Bach im Bereich der Talsohle modellieren“, so Helsper. Aktuell laufe das Verfahren zur wasserrechtlichen Genehmigung der Maßnahme, außerdem bemühe sich die Stadt um Fördergelder.

Wird in Vonderort gebaut, soll das Oberflächenwasser über ein Rückhaltebecken im Bereich der Siedlung in den Bach fließen.