Bottrop. Über Jahrzehnte transportierte der Bottroper Bach unterirdisch Abwasser. Nun kommt er wieder ans Tageslicht. Das neue Bachbett wird sichtbar.
Unweit der Vonderbergstraße ist es zu erkennen, das neue Bett des Kornbachs. Der Bagger hat schon ganze Arbeit geleistet und dem kleinen Bach einen Weg geebnet. „Von hier aus arbeiten wir uns hoch, sozusagen flussaufwärts“, sagt Heribert Wilken, der Leiter des Fachbereichs Tiefbau bei der Stadt. Er ist verantwortlich dafür, dass der Kornbach nach Jahrzehnten, die er in schmutzigen Kanalrohren verbracht hat, wieder an die Oberfläche kommt.
Quer durchs Nachtigallental bis hinauf zur Straße An der Kornbecke müssen sich die Bagger arbeiten. Auch hier ist bereits erkennbar, wie der Bach künftig von der Quelle aus fließen soll. Der alte Abwasserkanal, der mitten durch den Wald verlief und durch den auch der Kornbach floss, ist inzwischen weg. Die – wenn man so will – Talsohle ist eingeebnet, glatt gezogen und vorbereitet für das modellieren des Bachbettes. Ende November soll alles fertig sein, so steht es auf dem Bauschild. So ganz werde es nicht hinkommen, sagt Wilken und verweist auf Verzögerungen im Bauablauf. Ein, zwei Monate länger als ursprünglich gedacht werde es wohl dauern.
Aber was sind schon zwei Monate im Vergleich zu den Jahrzehnten, die der Bach unterirdisch durch die Kanalisation fließen musste? Künftig plätschert er größtenteils an der Oberfläche und mündet dann jenseits des Brahmkamps in die demnächst ebenfalls saubere Emscher.
Das Bachbett ist dann auch der letzte Schritt der Arbeiten in Vonderort. Der Weg durch das Nachtigallental von der Kornbecke hinunter zur Armeler Straße ist inzwischen erneuert und komplett fertig, gleiches gilt für die Kanalisation, die als Ersatz dient für den bisherigen Kanal auf der Talsohle. Aufmerksame Spaziergänger entdecken nun auf und neben dem Weg die entsprechenden Schachtdeckel. Der Kanal verläuft nicht mehr länger mitten durch das Wäldchen, sondern orientiert sich am Weg. So ist er leichter für Wartungsarbeiten zu erreichen.
Zurück zum geplanten Bachbett: Folgt man dem Verlauf bis hinunter zur Vonderbergstraße, erhält man seltene Einblicke: Pferdekoppeln und Wiesen prägen das Naturschutzgebiet hier im Süden der Stadt. Wilken weist auf ein Biotop hin. Das liegt im Moment trocken, werde aber künftig vom Kornbach und dessen Nebenläufen befeuchtet. Erreichbar sein wird es nicht, Wege sind in diesem Bereich nicht vorgesehen. Das Biotop soll eine Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen sein.
Der Bagger hat sich bis hierher vorgearbeitet. Der künftige Abfluss ist auch schon angelegt. Weiter in Richtung Vonderbergstraße und Brahmkamp existiert bereits das Bachbett. „Wobei wir da in einigen Bereichen den Kornbach trotzdem noch verrohren müssen“, sagt Wilken. Der Platz reiche an einigen Stellen schlicht nicht aus, um ein Bachbett anzulegen.
Hinter den Tennisplätzen von FA 79 macht der Bach schließlich einen Bogen und fließt in Richtung Vonderbergstraße. Der Durchlass unterhalb der Straße ist fertig, er mündet auf der gegenüberliegenden Seite in den Straßengraben, der dafür flugs zum Bachbett ausgebuddelt worden ist.
3,3 Millionen Euro kostet das Projekt, 90 Prozent der Kosten übernimmt dabei das Land. „Für uns war der ökologische Aspekt wichtig“, sagt Wilken, der gleichzeitig einräumt, dass die Wiederherstellung eines Baches auch für ihn und seine Mitarbeiter keine alltägliche Arbeit ist. Deshalb hatte sich die Stadt Hilfe von außerhalb organisiert.
Weiterer Vorteil neben dem ökologischen Aspekt: Teile der Kanalisation konnten mit erneuert werden, und zwar ohne dass das Geld dafür aus dem Gebührentopf für Abwasser kam, wie es sonst üblich ist.
Der Kornbach wieder also bald wieder von seiner Quelle in Richtung Emscher plätschern, dabei das Regenwasser aufnehmen und als Zulauf eine wichtige Funktion übernehmen. Denn auch die Emscher braucht nach ihrer Renaturierung viel frisches Wasser.
Brandruine im Naturschutzgebiet
Im Dezember 2015 brannte das zu einer Schäferei gehörende Wohnhaus in Vonderort ab. Immer noch steht die Brandruine weithin sichtbar in den Ausläufern des Nachtigallentals.
Was damit geschieht, ist unklar. Auch bei der Stadt sind keine Pläne bekannt. Und da das Haus gut eingezäunt auf einem Privatgrundstück steht und von ihm auch keine Gefahr ausgehe, habe die Verwaltung auch keine Handhabe, um dagegen vorzugehen, so Stadtsprecher Ulrich Schulze.
„Uns liegt weder ein Wiederherstellungs noch ein Bauantrag vor“, teilt er auf Nachfrage mit. Allerdings habe das Baurecht an dieser Stelle nach wie vor Bestand.