Bottrop. Die Reaktionen auf den turbulenten Dienstag. Der Bottroper Einzelhandel ist enttäuscht. Die Stadt bietet ihrem Personal Schnelltests an.
Das Heinrich-Heine-Gymnasium wird wegen der Infektion einer Lehrerin und den folgenden Quarantäneanweisungen alle Klassen bis auf die angehenden Abiturienten in den letzten Schultagen vor den Ferien daheim unterrichten. Die Abiklausuren finden planmäßig statt. Das Online-Terminbuchungssystem für Impftermine der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wird wird wegen der hohen Falschbuchungsquote außer Betrieb genommen. Für das städtische Personal will die Stadt so schnell wie möglich ein Testzentrum im Saalbau einrichten. Ein Überblick über einen turbulenten Tag.
Schulen und Kitas
In Kitas und Tagespflegen gibt es derzeit in acht von 37 Schulen Infektionen. Das teilte Gesundheitsdezernent Jochen Brunnhofer im Rat der Stadt mit. In Schulen sind eine Lehrkraft und 57 Schüler positiv getestet. Die Testung der Lehrerin am HHG am 16. März hat allerdings weit reichende Konsequenzen. Sie hatte zwar nach Angaben von Stadt-Sprecher Ulrich Schulze keine Kontakte zu Schülern, aber 15 Lehrkräfte seien in Quarantäne geschickt worden. Freiwillige Schnelltest seien zwar alle negativ ausgefallen, aber die Quarantäneverfügungen gälten noch.
Deshalb hat Schulleiter Tobias Mattheis nach Rücksprache mit der Bezirksregierung seit Dienstag den Unterricht für die Jahrgangsstufen 5 bis Q1 auf Distanzunterricht umgestellt, weil den auch die Lehrkräfte in Quarantäne leisten können. Für Schülerinnen und Schüler sei keine Quarantäne angeordnet, betont Mattheis.
Impfzentrum
Impftermine im Bottroper Impfzentrum können ab sofort nur noch telefonisch gebucht werden. Das teilt die Stadt mit, nachdem es über die Online-Impfvergabe zuletzt massiv zu Falschbuchungen gekommen war. Für Senioren ab 80 Jahren stehen wie bisher die Rufnummern116117 und 0800-116117-02 zur Verfügung. Im Impfzentrum werden nach Angaben der Stadt in den nächsten Tagen zahlreiche zusätzliche Termine angeboten.
Städtisches Testzentrum
Die Stadt plant für ihre Mitarbeiter „uneingeschränkte Testangebote“ in einer zentralen Einrichtung im Saalbau, berichtete Brunnhofer im Rat. Vermutlich werde es für jeden zwei Testangebote pro Woche. Ein mobiles Team werde Impfangebote in den Verwaltungs-Außenstellen machen.
Der Einzelhandel
Zu der Notbremse ab Montag gehört, dass das „Click & Meet“-Prinzip im Handel zurückgenommen werden soll. Buchhandlungen zählen zu denen, die seit Wochen ein Wechselbad der Gefühle erleben. Am 8. März durften sie wieder öffnen, weil sie den Einzelhändlern des täglichen Bedarfs zugeordnet wurden. . Dann kommt dieser Montag, den Kathrin Allkemper, Filialleiterin der Humboldt-Buchhandlung, als „Nervenkrieg“ bezeichnet. Mittags hebt das Oberverwaltungsgericht Münster die Beschränkungen auf. Nur ein paar Stunden später die Reaktion der NRW-Landesregierung – diesmal mit verschärften Bedingungen für Buchhändler. „Es ist einfach schwer, das bei den Kunden immer wieder neu zu kommunizieren“, sagt Allkemper. Bis einschließlich Samstag gilt hier wie in vielen anderen Geschäften das Angebot „Click & Meet“, also Termin machen und einkaufen. Ab Montag dann nur noch „Click & Collect“ (online bestellen und vor Ort abholen).
Wieder sind viele Fragen offen
Dazu kommt noch die „Ruhephase“ von Gründonnerstag bis Ostermontag. Als alleinige Ausnahme dürfen Lebensmittelgeschäfte an Karsamstag öffnen. „Wir haben einen Feiertag mehr“, meint Wolfram Triebe, Betreiber von fünf Supermärkten in der Region, mit Blick auf den geschlossenen Gründonnerstag, sonst einer der umsatzstärksten Tage des Jahres - und ist darüber alles andere als froh. Einerseits sind für ihn noch viele Fragen offen: Werden am Karsamstag Bäckereien öffnen dürfen? Oder Getränkemärkte? Was bedeutet der zusätzliche Ruhetag für die Frischwaren? Andererseits erwartet Triebe, dass es nächste Woche fürchterlich voll in den Läden werde. „In unseren Rewe-Markt an der Prosperstraße dürfen wir maximal 110 Leute rein lassen. Da wird es auf der Prosperstraße eine Schlange geben.“ Was Triebe vor allem ärgert: „Dass wir uns wegen Corona einschränken müssen, ist verständlich. Aber wir müssen anfangen, schneller zu impfen.“ Und warum überhaupt würden die Beschäftigen im Lebensmittelbereich nicht bevorzugt geimpft, bei all ihren Kontakten? „An die Menschen im Lebensmittelbereich denkt keiner“, kritisiert Triebe.
Die Kirchen
Die Gipfel-Beschlüsse betreffen auch die Osterfeiern in den Kirchen: Alle Gemeinden werden gebeten, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Eine Entscheidung dazu war am Dienstagvormittag weder bei den katholischen Großpfarreien St. Cyriakus und St. Joseph, noch bei der evangelischen Gemeinde Bottrop gefallen. Aber: „Wir sind auf alles vorbereitet“, sagte Propst Jürgen Cleve.
Noch liefen Abstimmungsprozesse, sowohl im Bistum als auch zwischen den beiden Pfarreien Alt-Bottrops. „Wir warten auf eine gute, gemeinsame Antwort“, so Cleve. Dessen zentrale Botschaft ist: „Was auch kommen mag: Wir sind gut aufgestellt.“ Digitale Angebote für die Kar- und Osterzeit sowie die Aktion „Ostern im Briefumschlag“ wurden hier wie in St. Joseph längst vorbereitet. Pfarrer Martin Cudak von St. Joseph mein: „Die Tendenz geht dahin, vorsichtig zu sein.“ Auch Pfarrerin Lisa Krengel verwies auf den noch laufenden Entscheidungsprozess – und Alternativangebote abseits persönlicher Kontakte: „Wir bereiten seit Wochen digitale Formate vor.“
Kritik am Krisenstab und der Konter
Linke und DKP haben im Rat massiv die Arbeit des Bottroper Krisenstabes kritisiert. „Es ist zuwenig, wenn man immer nur das Minimum macht, was das Land vorgibt“, sagt Niels Holger Schmidt und erinnerte daran, dass die Linke die jetzt angelaufenen Schnelltest in Schulen schon vor einem halben Jahr gefordert habe. Nach seiner Ansicht hätte zur Wiederöffnung der Schulen der Krisenstab die Tests organisieren müssen, als die Tests vom Land nicht in den Schulen ankamen.
Michael Gerber (DKP) warf Krisenstab und Verwaltungsspitze sogar „Verwaltungsversagen“ vor: „Schulöffnungen ohne Zwangstest und Impfstrategie waren unverantwortlich.“ Diese Kritiken nannte Oberbürgermeister Bernd Tischler „unerhört“: „Ich stelle mich uneingeschränkt vor meine Leute und bitte um deutlich mehr Fairness.“