Bottrop. Die Landesverordnung zur Durchführung von Covid-Selbsttests der Schüler stößt auf Unverständnis. Zu wenig Zeit. Keine Übung in der Handhabung.
Die Schulen bereiten sich gerade auf die geforderten Corona-Selbsttests vor. Nur, dass die bislang noch nicht zur Verfügung stehen. Die „hängen noch in der Post“, so heißt es seitens der Schulen. Und wenn bis zu den Osterferien alle Schülerinnen und Schüler mindestens einen Schnelltest unter Lehreraufsicht durchgeführt haben sollten, könnte es eng werden. Themen wie Privatsphäre, vor allem bei positiv getesteten Schülern, der Umgang mit dem Testmaterial oder dessen sichere Entsorgung: Dies sind alles Fragen, die die Schulen nach dieser neuerlichen kurzfristigen Landesverordnung umtreiben.
Keine Möglichkeit, das Material vorher zu testen
„Spätestens Freitag sollte die erste Gruppe getestet sein, denn die Klassen sind ja zurzeit geteilt und nicht alle sind jeden Tag anwesend“, sagt Maria Stolte-Enck von der August-Everding-Realschule. Natürlich begrüße man, das diese Tests gemacht werden, aber das Verfahren an sich sei eben nicht sehr gelungen, so die Schulleiterin weiter, die kurz vor diesem Gespräch noch eine Teambesprechung hatte. „Erst sollten die Tests einmal da sein, dann auch die Infos zum korrekten Umgang. Wir müssen das Material doch wenigstens einmal vorher in die Hand genommen haben, bevor wir die 520 Schüler bei der Anwendung beaufsichtigen“, so die Schulleiterin, an deren Schule bislang noch kein einziger Corona-Fall aufgetreten ist. Und ein Konsens über das Wie der Umsetzung der Verordnung sei im Vorfeld ja auch nötig. Gespräche mit den unterschiedlichen Gremien seien da wichtig und kosteten eben Zeit. Man befinde sich ja schließlich nicht in einer Diktatur.
Man muss auch mit Widerspruch seitens der Eltern und Schüler rechnen
Auch am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) warten alle auf die Schnelltests. Natürlich sei das eine Herausforderung. Kein Lehrer hätte gedacht, als medizinischer Laie mit so etwas konfrontiert zu werden; deshalb sei das Kollegium davon nicht begeistert gewesen, so Schulleiter Tobias Mattheis. Kaum jemand der gesamten Schulgemeinde hätte bereits Erfahrungen mit schnellen Selbsttests. Es gebe immer auch eine nicht zu unterschätzende Fehlerquote. Bislang wisse er auch noch nicht, wie viele Eltern oder auch Schüler möglicherweise Widerspruch gegen die Tests einlegen werden. „Und natürlich geht die Zeit von der Unterrichtszeit ab“, sagt Mattheis. Die Klassen würden für das Prozedere geteilt, die erste Schulstunde sei somit im Grunde schon verloren. Von den Kollegen hätten sich bereits einige empört, wie das jetzt den Schulen eilig vor den Osterferien übergestülpt werde. Von den 85 Kolleginnen und Kollegen am HHG sei bislang noch niemand mit Corona infiziert.
Lehrer sollen auf einmal medizinische Assistenz leisten
Noch einmal anders sieht es bei den Grundschulen aus. Dort werden die Selbsttests wohl erst nach Ostern durchgeführt. „Testmaterial liegt noch nicht vor, auch keine Information darüber“, sagt Christoph Mewes, Schulleiter der Droste-Hülshoff-Grundschule und zugleich Sprecher der Lehrergewerkschaft VBE. Er zeigt sich skeptisch, wenn Lehrer noch medizinische Assistenz leisten sollen. „Aber in der Pandemie sollten wir da Ausnahmen machen, wie in anderen Bereichen auch. Das Ziel ist ja, Präsenzunterricht ausnahmslos wieder zu ermöglichen“, so der Lehrer. Als Gewerkschafter kritisiert er aber den neuerlichen Holterdiepolter-Start einer Düsseldorfer Verordnung. Er hätte sich auf jeden Fall frühere Schnelltests gewünscht, mit genügend Vorbereitungszeit.
Stadt hilft bei der Entsorgung
Die Wahrung der Privatsphäre, vor allem nach einem positiven Test, stellt sich an allen Schulen schwierig dar. Es folge eine Isolierung, die Benachrichtigung der Eltern, da mache so etwas schnell die Runde, sagt Maria Stolte-Enck. Kein Problem sei aber wohl die Entsorgung der gebrauchten Tests. Da stellt die Stadt als Schulträger entsprechende Säcke zur Verfügung. Aber wie gesagt: Erstmal müssen die Tests ankommen.
Gewerkschaft: „Weiterer Stresstest für Schulen“
Bis zum Beginn der Osterferien sollen zumindest die Schüler der weiterführenden Schulen in NRW einmal einen Corona-Schnelltest selbst durchgeführt haben. Die Bildungsgewerkschaft VBE sprich von einem „weiteren Stresstest für Schulen“. Mediziner und Apotheker warnen hingegen vor hygienischen Gefahren in Klassenräumen und mangelnder Übung in der Testanwendung.