Bottrop. Eine Schule hat geimpften Kindern Stifte in Spritzenform geschenkt, ein Vater ist empört. Die Schulpflegschaft stellt sich hinter die Rektorin.

Sind Kinder an der Astrid-Lindgren-Schule auf dem Bottroper Eigen dafür belohnt worden, dass sie geimpft sind? Dennis Küßner, Vater einer Viertklässlerin, ärgert sich über eine Aktion der Schulleitung, findet es „verwerflich, dass Kinder gegeneinander aufgestachelt werden“. Die Schulpflegschaft stellt sich hinter die Schulleitung.

Belohnung für Geimpfte: „Kinder in ihrem Mut bestärken“

Was war passiert? Im Unterricht ist die kommissarische Schulleiterin Verena Goedecke von Kindern auf ihren Kugelschreiber in Form einer Spritze angesprochen worden. Sie erzählte, dass sie ihn von ihrer Tochter habe, die ihn bei ihrer Impfung im Bottroper Impfzentrum bekommen hatte. Daraufhin hätten einige Kinder gesagt, sie seien auch geimpft, hatten aber keinen Kuli bekommen, erzählt die Rektorin.

„Wir haben das dann im Kollegium und mit der Schulpflegschaft besprochen und 240 Kugelschreiber gekauft“, sagt Verena Goedecke. „Unsere Intention war, die Kinder in ihrem Mut zu bestärken, dass sie sich haben impfen lassen.“ Die Spritzen-Kugelschreiber wurden in allen Klassen an die geimpften Kinder verteilt. Allerdings kam das nicht bei allen Kindern und Eltern gut an.

Kugelschreiber für geimpfte Kinder: Vater ist empört

Dennis Küßner ist empört: „Gerade eine pädagogische Lehrkraft sollte wissen, wie das auf Kinder wirkt.“ Seine Tochter sei traurig nach Hause gekommen, weil sie keinen Stift bekommen hatte. Die Aktion sei auch anderen Eltern aufgestoßen. Grundsätzlich habe man die Kinder nicht zu befragen, ob sie geimpft seien. „Es könnte ja auch ein Kind allergisch sein oder aus anderen Gründen einfach nicht geimpft werden dürfen.“ Er findet, dass ungeimpfte Kinder hier „wie zweite Ware behandelt werden“.

Diese Kugelschreiber in Form einer Spritze werden im Bottroper Impfzentrum verteilt – und sind an der Astrid-Lindgren-Schule an geimpfte Kinder verschenkt worden.
Diese Kugelschreiber in Form einer Spritze werden im Bottroper Impfzentrum verteilt – und sind an der Astrid-Lindgren-Schule an geimpfte Kinder verschenkt worden. © Unbekannt | Nina Stratmann

Die Schulleiterin betont, dass nirgendwo dokumentiert werde, welche Kinder geimpft sind. Klar, man wisse es von einigen, weil sie während des Unterrichts zum Impftermin rausmüssen, weil sie es selbst erzählen, weil für sie andere Quarantäneregeln gelten als für Ungeimpfte. Aber das würde nirgends schriftlich festgehalten. Allerdings waren die Stifte zunächst nur an geimpfte Kinder gegeben worden.

Schulleiterin hat Kugelschreibe an alle rausgegeben

„Wir haben in der Schule kein Kind wahrgenommen, das traurig gewesen ist, weil es keine Spritze bekommen hat“, sagt Verena Goedecke. „Vielleicht ist das dann zu Hause passiert.“ Nachdem sie von einigen Eltern den Unmut übermittelt bekommen hatte, hat die Schule sofort reagiert und Kugelschreiber an alle Kinder verteilt.

„Wir hatten nicht damit gerechnet, dass manche Eltern das nicht gut finden“, sagt die Schulleiterin. „Wir haben nicht überblickt, dass das so ankommt. Das war nicht unsere Intention.“

Schulpflegschaftsvorsitzende: „Spritzen-Kugelschreiber lediglich eine Nettigkeit“

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Die Schulpflegschaft stellt sich hinter die Schulleitung. Es habe lediglich eine Klasse gegeben, in der Ärger aufgekommen ist, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Tatjana Faeser. Sie kennt die Astrid-Lindgren-Schule bereits seit zwölf Jahren, ihr drittes Kind besucht die Grundschule derzeit.

„Die Schule arbeitet immer sehr transparent“, lobt Tatjana Faeser. Die Zusammenarbeit mit der Schulleitung sei gut, auch während der schwierigen Corona-Zeit sei dies „eine der wenigen Grundschulen, an denen es immer gut gelaufen ist“. Die Spritzen-Kugelschreiben sollten „lediglich eine Nettigkeit“ sein, eine Bestärkung der Kinder, die sich getraut haben, sich impfen zu lassen.