Bottrop. Eine Bottroper Grundschule hat Kinder dafür belohnt, dass sie geimpft sind. Auch wenn die Intention gut war: Das sollte eine Schule nicht tun.
Ob Kinder geimpft sind oder nicht, entscheiden sie nicht selbst. Bei Grundschülern sind es die Eltern, die sich gegenüber ihren Kindern durchsetzen, sie sind es, die ihre Meinung prägen. Kinder für etwas zu belohnen, auf das sie gar keinen Einfluss haben, wie es die Astrid-Lindgren-Schule mit Spritzen-Kugelschreibern für Geimpfte getan hat, ist nicht richtig.
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Geimpft zu sein, ist keine Leistung, die ein Kind erbringt. Es sollte entsprechend dafür auch kein Präsent bekommen – auch wenn es hier nur um einen einfachen Kuli in Form einer Spritze geht. Die Verteilung dieser Stifte an Geimpfte signalisiert deutlich: Ihr habt es richtig gemacht, die anderen nicht.
Kinderimpfung bleibt individuelle Entscheidung
Vermutlich haben sich Schulleitung und -pflegschaft nicht die Tragweite vor Augen geführt, die eine Unterscheidung von Kindern in geimpft und ungeimpft mit sich bringt. Gut gemeint war die Aktion sicherlich. Und doch zu kurzsichtig betrachtet, weil sich manche Kinder ausgegrenzt gefühlt haben, noch dazu für etwas, auf das sie keinen Einfluss haben. Zurecht hat die Schulleiterin ihre Meinung geändert und an alle Kinder Stifte ausgeben.
Und hier zeigt sich eben auch im Kleinen die Überpädagogisierung von Corona und der damit verbundene blinde Eifer einiger, das als absolut richtig Empfundene gegenüber Dritten auf Biegen und Brechen durchzusetzen. Hinzu kommt die Verhärtung der Fronten zwischen Meinungen, die jede Seite unverrückbar für gesetzt hält. Doch bislang gibt es keine allgemeine Impf-Empfehlung der Stiko für Fünf- bis Elfjährige. Ob Eltern ihre Kinder impfen lassen, bleibt somit eine sehr individuelle Entscheidung – und sollte keinem Kind zum Vor- oder Nachteil ausgelegt werden.