Bottrop. Bei den Klassen eins bis sieben entscheiden die Eltern, ob die Kinder zur Schule gehen. Viele blieben zu Hause. So lief der Montag an den Schulen

Wie viele Schüler werden am Montag wohl da sein? Diese Frage stellte sich schon Freitagmittag an den Schulen, als die Landesregierung die Präsenzpflicht aufhob. Ab der achten Klasse ist der Distanzunterricht verpflichtend, in den unteren Jahrgängen entscheiden die Eltern, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken oder sie daheim betreuen.

An der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG) nahm immerhin die Hälfte der Familien das Unterrichtsangebot wahr und schickte ihre Kinder der Klassen fünf, sechs und sieben zur Schule. Ähnliches schildert Markus Reuter, Leiter der Willy-Brandt-Gesamtschule (WBG). Die Schüler der Jahrgangsstufen fünf und sechs seien ungefähr zur Hälfte vor Ort, in den siebten Klassen werde es weniger.

Eltern in Bottrop handeln verantwortungsbewusst

Anders die Situation an der August-Everding-Realschule (AER). „Pro Klasse sind bei uns maximal zwei bis drei Kinder im Haus, eine Ausnahme ist eine Klasse, in der zwölf Schüler da sind“, berichtet Schulleiterin Maria Stolte-Enk. Die Eltern handelten verantwortungsbewusst, so ihr Eindruck.

Die Situation an den Grundschulen sei nicht einheitlich, sagt Christiane Gosda. Die Leiterin der Albert-Schweitzer-Schule ist Sprecherin der Grundschulen in Bottrop und hat bereits Rücksprache mit ihren Kollegen gehalten. An ihrer Schule gebe es Klassen, die nahezu leer sind, andere sind halbvoll. Ähnlich die Rückmeldungen der übrigen Grundschulen.

Appell der Bottroper Grundschulleiter an die Eltern

Alle Grundschulleitungen appellieren derzeit noch einmal an die Eltern, ihre Kinder tatsächlich nur dann in die Schule zu schicken, wenn es keine andere Betreuungsmöglichkeit gibt. „Ich gehe also davon aus, dass die Zahl der Kinder im Präsenzunterricht im Laufe der Woche zurückgeht.“

Anders als an den weiterführenden Schulen läuft der Distanzunterricht an den Grundschulen meistens analog ab. Die Schülerinnen und Schüler erhalten Arbeitsblätter, die sie dann zu Hause bearbeiten und wieder zur Schule bringen müssen. An der Albert-Schweitzer-Schule greift man dafür auf Erfahrungen aus dem ersten Lockdown zurück. „Wir haben feste Termine für jede Klasse, zu denen die Eltern das Material abholen. Das Ganze findet dann in ausreichendem Abstand mit vorgegebenen Wegen in der Aula statt“, sagt Christiane Gosda.

Mischung aus Distanz- und Präsenzunterricht sorgt für Probleme

Die Mischung aus Distanz- und Präsenzunterricht stellt die weiterführenden Schulen vor Probleme. „Beim Ministerium scheint man sich keine Gedanken gemacht zu haben, wie das funktionieren soll. Kollegen im Präsenzunterricht können nicht gleichzeitig in den Distanzunterricht“, sagt René Heuwieser. Während ab der Jahrgangsstufe acht der Unterricht als Videokonferenz abläuft, bekommen die jüngeren Jahrgänge ihre Aufgaben auf digitalem Wege und bearbeiten sie zu Hause.

Dazu habe man auch die Frage an die Lehrer delegiert, wie es mit den Klassenarbeiten weitergehe. Schulintern ist man an der JKG zu dem Kompromiss gekommen, dass in Fächern, in denen die zweite Klassenarbeit noch nicht geschrieben wurde, diese nun gestellt wird. Dort, wo nun die dritte ansteht, wird sie verschoben.

Klassenarbeiten sind noch geplant und werden auch geschrieben

Auch an der AER sind noch Klassenarbeiten geplant, sagt Maria Stolte-Enk. „Die Schüler kommen dafür hierher und schreiben sie, unter großem Abstand, wahrscheinlich in der Aula.“ Ansonsten setzt man auch an der AER auf Video-Unterricht. „Da hätten wir uns natürlich gewünscht, dass die Leihgeräte für Schüler schon da wären. Das hätte es in manchem Haushalt einfacher gemacht.“

Das sieht auch Markus Reuter von der WBG so. Jedoch nimmt er die Stadt, die die Geräte als Schulträger anschaffen sollte, in Schutz. „Da kann man nun einmal nicht einfach in einen Laden spazieren und die Geräte kaufen.“ Es müsse schon seinen geregelten Gang gehen. Auch an der WBG nutzt man die technische Infrastruktur aus dem ersten Lockdown, hat Schüler und Lehrer entsprechend geschult. Die Software sei vorhanden, allerdings fehle es teils an der nötigen Hardware, so dass digitaler Unterricht in einigen Familien nur behelfsmäßig funktioniere. Reuter: „Grundsätzlich bedeutet der Verzicht auf Präsenzunterricht Einbußen, weil Lernen auch eine kommunikative Angelegenheit ist.“