Bottrop. Bottrop hat dank Innovation City seinen CO2-Ausstoß halbiert. Jetzt verkündet der OB das nächste Ziel. So soll Bottrop klimaneutral werden.
Der Erfolg des Klimaschutzprojekts Innovation City – für Bottrop und Oberbürgermeister Bernd Tischler ist das auch ein Ansporn. Tischler kündigte an, dass Bottrop nun als Ganzes Klimastadt und damit klimaneutral werden solle. Noch in diesem Jahr will der Oberbürgermeister dem Rat einen entsprechenden Vorschlag vorlegen, um sich die Rückendeckung der politischen Vertreter zu holen.
Doch was heißt Klimastadt? Am Rande der Ergebnisvorstellung skizzierte OB-Bernd Tischler gegenüber der Lokalredaktion seine Vorstellungen. Dabei geht es ihm um mehrere Handlungsfelder. Eines hat quasi schon begonnen, das Ausrollen der Innovation City über das ursprüngliche Projektgebiet hinaus in andere Stadtteile. Aktuell laufen die Beratungen, Fuhlenbrock und Vonderort zu integrieren. Ein entsprechendes Konzept hat die Innovation City vorgelegt, es wird derzeit in den politischen Gremien abgestimmt.
Bottrop soll nun auch die Verkehrswende in Angriff nehmen
Das allein wird aber nicht ausreichen. In einem nächsten Schritt werde man sich auch mit dem Sektor Mobilität auseinandersetzen, so zumindest schwebt es dem Oberbürgermeister vor. Zur Erinnerung: Auch im Klimaschutzprojekt gab es den Bereich Verkehr, allerdings hat man ihn schließlich ausgeklammert. Zu hoch seien die Hürden in dem Bereich gewesen, erinnert sich Burkhard Drescher; viele Vorgaben aus Berlin und unterschiedliche Zuständigkeiten von der Kommune über das Land bis hin zum Bund machten es zusätzlich schwer.
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Professor Manfred Fischedick, Leiter des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, machte bei der Vorstellung der Innovation-City-Ergebnisse auch deutlich, dass bundesweit nur rund 20 Prozent des CO2-Ausstoßes auf den Verkehr zurückgehen, zehn Prozent davon entfielen auf den Güterverkehr. Dagegen mache der Gebäudebestand in Deutschland etwa 40 Prozent des CO2-Ausstoßes aus.
OB Bernd Tischler: „Das sind dicke Bretter, die wir da bohren müssen“
Angesichts dessen sei es sicher richtig, sich zunächst auf diesen Bereich konzentriert zu haben, sagt Tischler im Rückblick. Doch will man den eingeschlagenen Weg weiter gehen, müsse man sich eben auch mit dem Sektor Verkehr befassen. Wohlwissend: „Das sind dicke Bretter, die wir da bohren müssen.“ Zumal man schauen müsste, wo der Handlungsspielraum der Städte liege. Den Güterverkehr einzudämmen, sei sicher nichts, was in erster Linie vor Ort geschehe.
Dafür gebe es aber möglicherweise Ansatzpunkte im Bereich der Elektromobilität. Gerade in dem Feld gebe es ja aktuell eine Entwicklung. Als es dagegen vor zehn Jahren mit Innovation City losging, sei die E-Mobilität wesentlich geringer ausgeprägt gewesen.
Gemeinsame Nahverkehrsplanung im Ruhrgebiet
Allerdings, ein Satz fiel beim Innovation-City-Fazit immer wieder, bezogen auf die Gebäudesubstanz: „Deutschland ist gebaut.“ Will heißen: Ein Großteil der Gebäude steht und will man den Klimaschutz vorantreiben, so sind Maßnahmen erforderlich, die Anreize schaffen, Häuser energetisch zu sanieren. Dieser Satz lässt sich aber auch auf Straßen und Wege übertragen. Das bedeutet im Umkehrschluss, auch hier muss im Bestand gearbeitet werden. Wie schwierig das werden kann, haben nicht zuletzt die Diskussionen um temporäre Radwege in der Stadt gezeigt.
Andererseits gebe es aber auch Ansätze, die über Bottrop hinausgingen, sagt Tischler und verweist auf die abgestimmte Nahverkehrsplanung, auf die sich Kommunen im Ruhrgebiet nun verständigt haben. Denn der Klimaschutz im Sektor Verkehr lasse sich nicht allein in Stadtgrenzen denken.
Trapez-Umbau als wichtiger stadtökologischer Aspekt
Bleibt der stadtökologische Aspekt, der Tischler ebenfalls vorschwebt. Dabei geht es ihm darum, mehr Grün und Wasser in die Stadt zu holen. Aktuelles Beispiel dafür sei der Trapez-Umbau, wo ein Beton-Innenhof in eine grüne Lunge verwandelt werden soll. Außerdem sei sicher lange nicht mehr so viel in Grün investiert worden wie derzeit, sagt der Oberbürgermeister mit Blick auf Umbauten im Volkspark Batenbrock oder in Welheim.
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Ein stetiger Konfliktherd in dem Zusammenhang ist die Ausweisung neuer Wohngebiete. Aktuell gibt es Proteste gegen das Bauen in Grafenwald, Feldhausen und Vonderort. Wo immer es geht, schwebt Tischler dabei ein Kompromiss vor. In Grafenwald etwa böten sich die Bergbauflächen für die geplante Wohnbebauung an. Grundsätzlich aber wolle man es auch den Familien mit Kindern, die von einem Eigenheim träumen, so etwas in Bottrop ermöglichen. Das bleibt ein Spagat.
Anreize schaffen für Dach- und Fassadenbegrünungen
Verstärkt setzt der Oberbürgermeister bei Neubauten auf Dach- und Fassadenbegrünungen. Hier hatte auch zuletzt eine Ratsmehrheit mehr Engagement städtischer Töchter und der Stadt selbst angemahnt. Tischler schwebt ein Anreizprogramm vor. Sprich wer sich auf so etwas einlässt, erhalte Fördergelder. Er sei kein Freund von Verboten und Vorschriften.
Bleibt die Frage nach der Finanzierung dieses Großprojekts. Davor ist Bernd Tischler nicht bange. „Grundsätzlich glaube ich, dass das Geld dahin kommt, wo gute Ideen sind.“ Das habe auch die Innovation City gezeigt. Rund 222 Millionen Euro aus öffentlichen Töpfen sei nach Bottrop geflossen. Das wiederum habe Gesamtinvestitionen in Höhe von 732 Millionen Euro ausgelöst. Tischler ist optimistisch, dass man auch für diesen nächsten Schritt Fördergelder und Investitionen auftreiben werde.
Bis wann Bottrop den Umbau zur Klimastadt geschafft haben soll, dazu sagt der OB noch nichts. Da wolle er sich auch wissenschaftlich beraten lassen, um zu sehen, was realistisch ist.