Bochum. Vor elf Jahren öffnete der erste Bio-Supermarkt in der Bochumer Innenstadt. Jetzt bestätigt der Inhaber, dass er den Laden aufgibt. Die Gründe.
2014 hat Uwe Klimansky den ersten Bio-Supermarkt in der Innenstadt von Bochum eröffnet. Elf Jahre später zieht er den Schlussstrich. Das Veggihaus schließt, aus wirtschaftlichen Gründen.
„Es ist kein Geheimnis, dass nach Corona in der Bochumer Innenstadt die Atmosphäre sehr gelitten hat“, sagt Klimansky im Gespräch mit unserer Redaktion. Weniger Menschen kommen seitdem in die Stadt, um einzukaufen und zu flanieren. Zahlreiche Geschäfte hätten geschlossen, darunter auch Ketten. Der Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Inflation hätten die Situation verstärkt.
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Veggihaus in Bochum schließt – zu wenig Umsatz, zu wenig Ertrag
„Die Gesamtsituation hat dazu beigetragen, dass wir viel zu wenig Umsatz machen“, gibt der Inhaber einen ehrlichen Einblick. Und mit dem Umsatz, den der Bio-Markt macht, mache er keine Erträge. „Die Leute kaufen vor allem günstige Dinge, also Angebote und Eigenmarken.“ Hinzu kämen gestiegene Kosten, für den Lohn oder für Strom.
Die Entscheidung, das Veggihaus zu schließen, habe Klimansky nicht von heute auf morgen getroffen, das habe sich in den vergangenen Monaten angekündigt. „Ich wollte das Weihnachtsgeschäft noch abwarten“, sagt der Inhaber. Da seien die Umsätze sonst immer stark gestiegen, er habe einen Puffer für die schwächeren Monate im Frühling und Sommer aufbauen können. Doch auch das sei im Dezember 2024 ausgeblieben.
Kunden sparen bei Lebensmitteln
„Der Fokus liegt auf dem Sparen und günstigem Einkauf“, sagt Klimansky. Und das gerade bei Lebensmitteln. Kundinnen und Kunden würden oftmals einzelne Artikel bei ihm einkaufen, selten einen Wocheneinkauf im Bio-Markt machen. „Dabei bekommt man hier alles.“ So beispielsweise auch ein Paket Nudeln für 0,99 Euro. „Das ist doch nicht zu teuer“, findet der Inhaber.
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Trotzdem: Gegen die großen Konkurrenten konnte sich das Veggihaus auf Dauer nicht behaupten. Mittlerweile gebe es viele Bio-Produkte auch bei Rewe oder DM, das war 2014 bei seiner Eröffnung noch etwas anders. „Damals gab es genug Gründe, an den Start zu gehen“, sagt er.
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„Ich merke das zum Beispiel bei Brotaufstrichen, da hat uns der DM komplett die Show verdorben. Wir haben Aufstriche, die fangen bei zwei Euro an, bei DM hören sie bei zwei Euro auf“, rechnet Klimansky vor. Doch auf lange Sicht würden so günstige Preise bei Bio-Produkten nicht funktionieren. „Das wird dazu führen, dass mehr Ware aus dem Ausland kommt“, sagt er.
Mit Blick auf die Schließung sagt Klimansky: „Ich bin schon auch traurig, ich habe aber überhaupt keinen Hebel.“
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Stammkunden sind traurig und schockiert über die Schließung
Noch hat Klimansky die Schließung nicht durch ein Schild im Geschäft oder ähnliches kommuniziert, doch so langsam spricht sie sich herum, auch weil die Regale leerer werden. „Sie schließen? Oh nein“, bedauert eine Kundin während des Einkaufs in dem Geschäft an der Kortumstraße. „Ich war geschockt“, sagt eine andere Stammkundin, die von einer Mitarbeiterin von der Schließung erfahren hat. „Es ist doch der einzige vegetarische Biomarkt mit Frischwaren mitten in der Innenstadt“, bedauert sie.
Voraussichtlich bis zum 28. Februar hat das Veggihaus an der Kortumstraße 35 geöffnet. Ob es einen Schlussverkauf geben wird, sei noch in Planung. Wer auf den Biomarkt folgt, ist indes noch nicht bekannt. Der Mietvertrag läuft bis zum 31. März.