Bochum. Die Richterin spricht von einer „sehr professionellen“ Tat in einem Supermarkt in Bochum. So tricksten die Täter das Personal aus. Die Strafen.
Die Richterin sprach im Urteil von einem „sehr professionellen“ Vorgehen, das „abgestimmt wie ein Uhrwerk durchgezogen“ sei. Es geht um einen abgebrühten Bandendiebstahl in einem Netto-Markt in Bochum-Hamme. Das Schöffengericht verurteilte die beiden Familienväter am Freitag (31.) zu je einem Jahr und drei Monaten Haft und setzte dies zur Bewährung aus. Zuvor hatten die Diebe dreieinhalb Monate in U-Haft gesessen.
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Am 18. Oktober 2024 gegen 10.40 Uhr betraten mindestens fünf Männer die Filiale an der Dorstener Straße 221. Dem Ladendetektiv (48), der das Geschehen im Laden vor Kameras verfolgte, kam das verdächtig vor. „Ich wusste sofort, die gehören zusammen. Für mich war das eine Bande.“ Recht hatte er.
Vor dem Netto-Markt wartete ein Komplize mit einem Fluchtfahrzeug
Mehrere Männer lenkten den Kassierer am Transportband und in der Warteschlange mit rätselhaftem Gehabe und albernem Gesten ab. Gleichzeitig schlich sich ein anderer Täter (34) aus dem Hintergrund an und hebelte blitzschnell mit einem Schraubendreher eine verschlossene Vitrine voller Zigaretten an einer anderen, unbesetzten Kasse auf. Er raffte 20 Schachteln unter seine Weste und spurtete damit aus dem Laden.
Draußen wartete ein Komplize (45) mit einem Fluchtfahrzeug. Der 34-Jährige stieg ein. Beide rasten über eine rote Ampel davon.
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Zu dieser Zeit hatte der Detektiv aber längst die Polizei angerufen und um Hilfe gebeten. Mit seinem eigenen Auto verfolgte der 48-Jährige die Täter, wobei er das Telefonat mit der Leitstelle weiter aufrechterhielt und über die Position des Fluchtfahrzeugs informierte. In einer Sackgasse an der Carolinenglückstraße war Endstation. Die Polizei nahm die Täter fest. In ihrem Auto befand sich ein Sack mit 357 Zigarettenschachteln. Einer hatte 1820 Euro dabei, einer 6100 Euro.
Seit diesem Tag saßen die beiden Familienväter in der JVA; ihre Komplizen konnten unerkannt entkommen.
Beide Täter sind nicht vorbestrafte Familienväter aus dem Ausland und berufstätig
Die beiden Angeklagten gaben alles zu. Auch, dass sie sich zuvor zu einer Bande zusammengeschlossen haben, um in Supermärkten zu klauen. Wie diese Tätergruppe zustande kam, verrieten sie aber nicht. Das wäre aber durchaus interessant gewesen, denn der 34-Jährige ist ein verheirateter Baggerfahrer aus Österreich mit drei Kindern und nicht vorbestraft. Der 45-Jährige ist ein verheirateter Maurer aus dem Kosovo mit fünf Kindern (3 bis 18) und ebenfalls nicht vorbestraft.
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Wie kommen sie dazu, in Bochum einer Diebesbande mitzumischen? Wer waren die Komplizen? Das Gericht fragte sie nicht danach, nachdem es zuvor einen Deal mit den Verteidigern hinter verschlossenen Türen gegeben hatte.
„Er bereut sein Verhalten schwer“, sagte der Anwalt des 34-Jährigen. „Er wird sich nie wieder zu einer solchen Tat hinreißen lassen.“ Seine Ehefrau aus Österreich holte ihn im Gerichtssaal ab. Auch der Mitangeklagte will sofort zurück in seine Heimat – „auf dem direkten Weg“, so sein Dolmetscher.